Neue Hummelarten dank des Arktis-Forschungsportals entdeckt
Umweltveränderungen, die die Arktis betreffen, mögen vielen von uns weit weg erscheinen, aber ihre Auswirkungen sind weltweit zu spüren. Da es sich um ein riesiges und dünn besiedeltes Gebiet handelt, ist die Infrastruktur zur Beobachtung dieser Veränderungen im Vergleich zu anderen Breitengraden begrenzt. Das EU-finanzierte Projekt INTERACT (International Network for Terrestrial Research and Monitoring in the Arctic) arbeitet daran, diese Kapazität zu verbessern und eine bessere wissenschaftliche Erforschung der Umweltveränderungen in der Arktis zu fördern. Es hofft außerdem, weltweit das Bewusstsein dafür zu schärfen, was auf dem Spiel steht. „Im Rahmen von INTERACT konnten mehr als 1 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in das Gebiet entsandt werden, was zu vielen wichtigen Forschungsergebnissen geführt hat“, sagt Projektkoordinatorin Margareta Johansson von der Universität Lund in Schweden.
Nie dagewesener Zugang
Ein Beispiel ist die Entdeckung einer neuen Hummelart, die nach dem Projekt benannt wurde. Bombus interacti wurde von einer Forschergruppe unter belgischer Leitung entdeckt, die über das Projekt die Toolik Field Station in Alaska nutzen konnte. INTERACT bietet Zugang zu 53 arktischen Forschungsstationen, die zusammen einen noch nie dagewesenen Zugang zur Arktis bieten. Dazu zählen der länderübergreifende Zugang zu den Einrichtungen für ausgewählte Nutzungsgruppen wie externe Forschende, die Durchführung von Arbeiten in arktischen Einrichtungen durch lokales Personal auf Anfrage externer Teams sowie der virtuelle Zugang zu den Datenbanken der Stationen für alle. „Wir sprechen alle an, von Schulkindern bis zu Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Personen mit politischer Entscheidungsbefugnis und der breiten Öffentlichkeit“, fügt Johansson hinzu. INTERACT trägt auch dazu bei, die bestehende Infrastruktur durch gegenseitiges Lernen zu verbessern. Das „Station Managers Forum“ verbindet 89 terrestrische Forschungsstationen miteinander. Von der Gewährleistung der Sicherheit bei der Feldarbeit bis hin zur Minimierung des ökologischen Fußabdrucks der Stationen werde hier alles diskutiert, wie Johansson erklärt.
Etwas bewirken
Da Stationen die Umwelt an all diesen verschiedenen Orten überwachen, liefert das Netz wichtige Informationen über laufende Veränderungen mit erheblichen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Der Klimawandel steht natürlich ganz oben auf der Liste. INTERACT hilft, Daten für Klimamaßnahmen weithin verfügbar zu machen, indem es versteckte Ressourcen aufspürt. Dabei handelt es sich um Aufzeichnungen über Umweltveränderungen, die nicht Teil der herkömmlichen Datenerfassung sind, wie z. B. private Fotografien, Landschaftsgemälde, Logbücher von Kapitänen und historische Karten. Das Projekt sammelt solche Aufzeichnungen und wendet künstliche Intelligenz an, um sie in Daten umzuwandeln, die für die Klimaforschung genutzt werden können. Durch die Dokumentation extremer Wetterereignisse leistet INTERACT einen Beitrag dazu, ihre vielfältigen Folgen – beispielsweise für die biologische Vielfalt – zu überwachen und das Bewusstsein für diese Prozesse zu verbessern. Das Projekt arbeitet zudem daran, die Umweltverschmutzung zu dokumentieren und zu verringern. „INTERACT ermittelt neu auftretende Schadstoffe und ihre Auswirkungen und erarbeitet ein neues Überwachungsprotokoll, das in Forschungsstationen eingesetzt werden kann“, bemerkt Johansson. Weitere wesentliche gesellschaftliche Herausforderungen, zu deren Bewältigung das Projekt beiträgt, sind der Abbau von Kommunikations- und Verkehrsbarrieren, die Entwicklung eines nachhaltigeren Tourismus und die Ansprache der nächsten Generation. Das Team erstellte ein interaktives E-Book mit illustrierten Geschichten, die die Vorgänge in der Arktis auf eindrucksvolle Weise veranschaulichen. Das Team hat eine gemeinnützige Organisation gegründet, um die langfristige Nachhaltigkeit des Netzwerks zu gewährleisten und das Vermächtnis von INTERACT zu bewahren.
Schlüsselbegriffe
INTERACT, Arktis, Klimawandel, Bombus interacti, Forschungsstationen, Netzwerk, länderübergreifender Zugang, Infrastruktur, künstliche Intelligenz, Extremwetter