Zentrale Anlaufstelle für offene Innovation
Europaweit verlassen vielversprechende Ideen und Forschungsergebnisse nicht immer die Einrichtungen oder Länder, in denen sie entstanden sind, und erreichen so die Menschen nicht, die über die Motivation, Kompetenzen und Möglichkeiten für deren Kommerzialisierung verfügen. Darüber hinaus mangelt es kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – meist großartige Innovatoren – häufig am Zugang zu Finanzmitteln. Das EU-finanzierte Projekt INVITE (Co-designing and piloting demand-driven mechanisms, skill-sets and measures for stimulating and facilitating open innovation across European innovation systems) war an Ansätze der offenen Innovation angelehnt und unterstützte KMU beim Aufbau internationaler Zusammenarbeit, um so ergänzende Fähigkeiten sowie einen erweiterten Zugang zu externen Ressourcen bereitzustellen und eine Risikoteilung zu erzielen. Insgesamt wurden 40 KMU durch die Gutscheine von INVITE gefördert. Sie ermöglichten den Zugriff auf maßgeschneiderte Unterstützungsdienste für Unternehmen und schufen so einen Mehrwert für ihre Projekte der offenen Innovation. Parallel dazu wurden im Rahmen eines E-Learning-Programms mehr als 500 Innovatoren geschult, um deren Kompetenzen im Bereich offene Innovation weiterzuentwickeln, und 11 KMU steigerten mithilfe des Koinvestitionsmodells des Projekts ihre Investitionsbereitschaft. Außerdem entwickelte, pilotierte und optimierte das Projektteam eine gemeinsam konzipierte digitale Plattform, OI2Lab, die über 540 registrierte Nutzer unterstützte. Die im Laufe von INVITE gewonnenen Erkenntnisse wurden in einem Leitfaden zusammengestellt, der an 230 politische Entscheidungstragende und Geldgebende in 158 EU-Regionen gesendet wurde. „Unsere Pilotinitiativen können leicht auf andere Gebiete übertragen werden. Unser Modell erfordert relativ geringe Finanzmittel und kann auf lokale Gegebenheiten und Anforderungen zugeschnitten werden“, sagt Projektkoordinator Kostas Giagtzoglou von Q-PLAN INTERNATIONAL, dem Projektträger.
Offene Innovation 2.0
Die Eckpfeiler der offenen Innovation von INVITE sind die einrichtungs- und grenzübergreifende systematische Vernetzung und integrierte Zusammenarbeit. „Mithilfe dieses Ansatzes können Innovatoren mehr erreichen – und das schneller als sie es eigenständig könnten“, erklärt Giagtzoglou. Das Team von INVITE analysierte zunächst die Landschaft offener Innovation in Europa und brachte dann Interessengruppen mit Fachwissen aus der Industrie, Wissenschaft, Regierung und Zivilgesellschaft sowie aus dem öffentlichen und privaten Sektor zusammen. Das Ziel war es dabei, gemeinsam Unterstützungsmaßnahmen für die offene Innovation zu entwerfen. Diese Maßnahmen wurden dann europaweit unter realen unternehmerischen Bedingungen im Rahmen von drei Pilotinitiativen angewendet und getestet: Gutscheine, ein E-Learning-Programm und ein Koinvestitionsmodell. Für jede Initiative fanden zwei Durchgänge statt, die mithilfe der digitalen Instrumente und Dienste der Plattform OI2Lab erleichtert wurden. Für die Vergabe der Gutscheine von INVITE mussten sich die Unternehmen in auf Herausforderungen basierenden Wettbewerben behaupten. An insgesamt 40 KMU in 13 Ländern wurden so 5 000 EUR vergeben. Den Gewinnern wurde damit die Zusammenarbeit mit Einrichtungen in anderen Ländern ermöglicht, um gemeinsam innovative Lösungen zu schaffen. Zusammen konnten die KMU das von INVITE entwickelte E-Learning-Programm nutzen, das Module zu Betriebswirtschaft, Innovation, Vernetzung und praktischen Aspekten der Verwaltung von Prozessen offener Innovation umfasste. Das Programm wurde mit interaktiven Webinaren erweitert, die von Fachlehrkräften abgehalten wurden. Auch das Koinvestitionsmodell wurde erprobt. Dieses Modell dient der Verbesserung der Kommunikation zwischen den Innovatoren und privaten Investorinnen und Investoren mit dem Ziel, das mit der Investition in offene Innovation verbundene wahrgenommene Risiko abzubauen. Dazu wurden 11 KMU aus vier Ländern bei der Entwicklung von Werbemitteln wie Videos, der Verbesserung von Geschäftsplänen und der Optimierung ihrer Präsentationsfähigkeiten unterstützt. Die vom Projektteam entwickelte Plattform OI2Lab war eine Online-Anlaufstelle für Innovationsgemeinschaften. Die Unternehmen konnten darüber auf digitale Instrumente und Dienste zugreifen, um Innovations- und Finanzierungsmöglichkeiten zu finden, selbst Kooperationsaufrufe einzustellen und letztlich gemeinsam Innovationen zu schaffen. Über die Plattform hatten die Firmen außerdem Zugang zum E-Learning-Programm. „Laut Meinungsumfragen verbesserten diese Pilotinitiativen Innovation auf Unternehmens- und Regionalebene. Die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum der Firmen wurden dank neuer Produkte/Dienste gestärkt, die gezielter auf die Bedürfnisse der Kundschaft zugeschnitten sind. So konnte der Zugang zu den Märkten verbessert werden. Auf regionaler Ebene werden mehr innovative Lösungen von KMU zusammen mit höheren Umsätzen das Wachstum ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen“, sagt Giagtzoglou.
Eine zentrale Anlaufstelle für Innovation
Mit der offenen Innovation steht der EU ein Werkzeug zur Verfügung, mit dem sie industrielle und gesellschaftliche Herausforderungen überwinden kann, und die Unterstützungsmaßnahmen von INVITE könnten von der Politik angepasst und auf regionaler oder nationaler Ebene eingesetzt werden. „Zwar fördern viele öffentliche und/oder private Vermittlungsstellen Möglichkeiten der offenen Innovation über Online-Plattformen, sie arbeiten jedoch meist isoliert. INVITE bündelte Möglichkeiten in einer Anlaufstelle und verknüpfte so Innovationsgemeinschaften und Dienste, die sonst zersplittert vorliegen“, so Giagtzoglou abschließend.
Schlüsselbegriffe
INVITE, offene Innovation, öffentlich, privat, Investition, E-Learning, gemeinsam schaffen, Finanzierung, Risiko, KMU, Geschäft, Betriebswirtschaft