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Modeling Common Ground

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Kindlicher Spracherwerb in komplexen sozialen Kontexten

Je nach Phase der menschlichen Entwicklung verläuft der Spracherwerb unterschiedlich. Mit verhaltensbasierten Computermodellen untersucht ein EU-finanziertes Projekt, wie Kinder beim Aneignen neuer Wörter verschiedene Informationsquellen zusammenführen.

Sprache an sich ist immer mehrdeutig bzw. polysemantisch. Der soziale Kontext, in dem eine sprachliche Äußerung eindeutig wird, bildet dabei die „gemeinsame Basis“, d. h. eine gegenseitige Vereinbarung zwischen den jeweiligen Dialogteilnehmenden zur Vermeidung von Missverständnissen. Wie jedoch wird diese gemeinsame Basis angewendet? Eine genauere Analyse der psychologischen Grundlagen von Sprache beim kindlichen Spracherwerb soll diese Frage nun klären helfen. Das EU-finanzierte Projekt ModelingCommonGround widmete sich diesem Thema, indem es Methoden aus der Entwicklungspsychologie mit Computermodellen kombinierte und wurde dabei über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen unterstützt.

Forschung zur kindlichen Sprachentwicklung

Kinder lernen Sprache in meist komplexen Kontexten, in denen Informationsquellen zur Bedeutung eines Wortes höchst unterschiedlich und mitunter widersprüchlich sind. Eine gängige Methode zur Erforschung der Sprachentwicklung bei Kindern besteht darin, nur eine einzelne Informationsquelle anzubieten und zu testen, ob das Kind sie nutzt. ModelingCommonGround hatte jedoch eine andere Zielsetzung. „Wir wollten sehen, was bei mehreren und gleichzeitigen Informationsquellen passiert bzw. ob Kinder mehrere Informationsquellen nutzen. Vor allem aber wollten wir herausfinden, wie sie dies tun“, erläutert Forschungsstipendiat Manuel Bohn. Mit einem computergestützten kognitiven Modell sollte ModelingCommonGround beschreiben, wie Kinder beim Aneignen von Wörtern verschiedene Informationsquellen integrieren. Anders als bei einem rein verbalen Ansatz spezifizieren Modelle dieser Art hypothetische Annahmen, die dem Erlernen von Wörtern zugrunde liegen. Zudem ermöglicht ein solches Modell quantitative Aussagen darüber, wie ein Kind auf neue Umstände reagiert. Dann wurde das Modell auf Daten aus Verhaltensexperimenten angewendet, insbesondere Versuche, die ermitteln sollten, inwieweit Kinder immer besser zwischen einzelnen Informationsquellen unterscheiden lernen. Anschließend sollte das Modell zeigen, was beim Kombinieren dieser separaten Quellen passiert. Im nächsten Schritt wurden diese Berechnungen mit neuen Daten aus Verhaltensexperimenten abgeglichen, in denen gleichzeitig mehrere Informationsquellen verändert wurden. „Wir vermuten eine allgemeingültige Strategie, mit der Kinder Informationen beim Aneignen von Wörtern zusammenführen, die höchstwahrscheinlich stabil ist und sich auch später nicht mehr verändert. Verändern könnte sich allerdings die Sensibilität des Kindes für die jeweilige Informationsquelle“, erklärt Bohn. „Entwicklung dürfte daher statt phasenspezifisch und fortschreitend eher als kontinuierlicher Prozess verlaufen, der sich erst nach und nach entfaltet.“

Fortschritte mittels Versuch und Irrtum

Nachdem das Projektmodell mit Erwachsenen getestet worden war, wurden die gleichen Versuchsanordnungen bei Kindern verwendet, was allerdings nicht funktionierte. „Kinder fanden das uninteressant und wussten gar nicht, worum es ging. Im Verlauf der nächsten Monate veränderten wir den grundlegenden Versuchsaufbau noch einmal und machten ihn kinderfreundlicher“, gibt Bohn zu. Das Modell ist bislang für Gruppen von Kindern konzipiert, demnächst soll dieser erfolgreiche Ansatz aber zur Untersuchung individueller Unterschiede angepasst werden. „Ich hoffe, dass wir nun ein Modell für komplexere kindliche Lernumgebungen zur Verfügung haben. Von Anfang an bemühten wir uns um Transparenz bei der Dokumentation und Berichterstattung aller unserer Experimente wie auch die Veröffentlichung aller Materialien, Daten und Dokumente. Sämtliche Versuchsanordnungen und Auswertungen wurden vorregistriert. So könnte die künftige Forschung von unserer Arbeit profitieren und darauf aufbauen“, erwartet Bohn.

Schlüsselbegriffe

ModelingCommonGround, Kinder, Informationsquellen, gemeinsame Basis, Sprachentwicklung, Modell

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