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Innovation im ländlichen Raum: Praktische Lösungen für intelligente und widerstandsfähige ländliche Räume in Europa

Fast ein Drittel der Bevölkerung Europas lebt im ländlichen Raum, der mehr als drei Viertel der gesamten Landfläche der EU ausmacht. Diese Regionen sind ein wichtiger Baustein für Europas Gesellschaften und Kultur, aber auch ein zentraler Kampfplatz gegen den Klimawandel und für eine bessere Bewirtschaftung von Ressourcen. In diesem CORDIS Results Pack werden zehn EU-finanzierte Projekte vorgestellt, die mit ihrer Arbeit das Innovationspotenzial der ländlichen Räume freilegen und zur Umsetzung der langfristigen Vision der EU für ländliche Räume beitragen.

Allzu oft werden Städte und urbane Räume als die Bastionen der Innovation schlechthin ausgerufen und die ländlichen Räume nur als Hintergrundrauschen wahrgenommen. Doch eigentlich entspricht das nicht der Wirklichkeit. Das Innovationspotenzial im ländlichen Raum ist nämlich sogar sehr groß – mit natürlichen Ressourcen als starker Grundlage, Gemeinschaftssinn, intelligent eingesetztem implizitem Wissen sowie Zusammenarbeit und sozialer Innovation als Mittel gegen Hindernisse, wie schwächere Infrastruktur und geringere Dienstleistungsangebote. Diese Regionen werden dringend gebraucht, um einen ausgewogenen Umgang mit natürlichen Ressourcen sicherzustellen und die Folgen des Klimawandels abzufangen. Erst dadurch wird der Übergang zu einem wahrhaft grünen und nachhaltigen Europa möglich. Damit die Bewohnerinnen und Bewohner der ländlichen Räume ihren Teil dazu beitragen können, müssen die Landgemeinden intelligent, widerstandsfähig und als Wohn- und Arbeitsort sowie als Ausflugsziel attraktiv sein.

Die Herausforderungen des ländlichen Raumes

In vielen europäischen Ländern kam es in den letzten Jahrzehnten zu einer starken Abwanderung aus den ländlichen Räumen, da junge Menschen wegen ihrer Ausbildung, Arbeit oder für ein breites Kulturangebot verstärkt in die Städte zogen. Diejenigen, die sich entschieden haben zu bleiben, müssen oft mit weniger wirtschaftlichen Chancen, geringerem Einkommen, einem dünnen Dienstleistungsnetz und einer digitalen Kluft zurechtkommen, die die Ungleichheit eher noch verstärkt. Mit COVID-19 wurden die Schwachstellen und Verflechtungen von Land und Stadt noch mal deutlicher. Oft wird auch von zuvor in Städten Lebenden berichtet, die in den ländlichen Raum zurückkehren und dann erst richtig zu schätzen wissen, wie viel Platz es dort gibt und wie viel frischer die Luft ist. Die Landgemeinden haben im Laufe der Krise außerdem die Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger mit Waren des täglichen Bedarfs und grundlegenden Leistungen, wie Nahrungsmitteln und Möglichkeiten zur Naherholung, aufrechterhalten. Mit weniger Möglichkeiten zur Fernarbeit, schlechter Internetverbindung, die den Fernunterricht für die Kinder noch schwerer macht, und zusätzlicher Belastung der bereits angespannten Grundversorgung einschließlich der medizinischen Versorgung, standen sie aber auch vor immensen Problemen. Zwar könnten die ländlichen Räume von einer neuen Zuwanderung, einer stärker lokal geprägten Lebensmittelversorgung und zusätzlichem Tourismus profitieren, doch ob es sich dabei um einen nachhaltigen Trend handelt, lässt sich schwer abschätzen. Das allein wäre auch noch nicht ausreichend, um das ganze Potenzial des ländlichen Raumes auszuschöpfen.

Die EU macht ländliche Innovation zur Priorität

Hier setzt der Entwicklungsplan der Europäischen Kommission für eine langfristige Vision für ländliche Gebiete (EU-Vision für den ländlichen Raum) an. Offiziell vorgelegt wurde sie im Juli 2019 (als Teil der neu gesetzten Prioritäten der Kommission), das Konsultationsverfahren begann im Sommer 2020. Verantwortliche der Politik, Akteure im ländlichen Raum und die Bevölkerung sollen dadurch auf breiterer Front mobilisiert werden und sich an einem Dialog über die Zukunft der ländlichen Räume in Europa und deren Platz in unserer Gesellschaft beteiligen. Bis 2040 soll eine ganzheitliche Vision entstanden sein, die eine Entwicklung und Umsetzung innovativer, inklusiver und nachhaltiger Lösungen ermöglicht und dabei angesichts der Klimakrise, des stetigen digitalen Wandels und der anstehenden Gestaltungsphase nach der COVID-19-Pandemie ganz auf den ländlichen Raum zugeschnitten ist.

Die bedeutende Rolle der EU-finanzierten Forschung

Im Rahmen des Programms Horizont 2020 haben sich schon viele EU-finanzierte Projekte mit ihren Fähigkeiten und ihrer Expertise in die oben skizzierten Themenbereiche der ländlichen Räume eingebracht und so das Potenzial dieser Regionen, Chancen zu ergreifen und zur Zukunft Europas beizutragen, gesteigert. Selbstverständlich werden durch den Start von Horizont Europa – dem nächsten EU-Programm für Forschung und Innovation – noch weitere Projekte folgen. Um die von der Kommission vorgelegte Vision für die ländlichen Räume zu erreichen, wird dann auch das gesamte Portfolio an Projektergebnissen in die gesetzten Ziele einfließen. Das Projekt LIVERUR hat zum Beispiel ein umfassendes Instrumentarium erstellt, mit dem sich ländliche Unternehmen ein nachhaltiges und innovatives Geschäftsmodell aufbauen können, das zu einer Kreislaufwirtschaft beiträgt und speziell an die jeweiligen Bedingungen angepasst ist. Außerdem hat es eine Online-Plattform eingerichtet, die eine leichtere Vernetzung der Beteiligten ermöglicht. Dann wäre da das Projekt RUBIZMO, das erfolgreiche Unternehmen, die in drei Branchen (Nahrungsmittel, biobasierte Wertschöpfungsketten und Ökosystemdienstleistungen) mit gutem Beispiel vorangehen und weiteres Wachstum in ländlichen Räumen anstoßen, fördert. Im Projekt SIMRA ging es vor allem um die soziale Innovation als Mittel zur Wiederbelebung abgehängter Regionen, während sich ROBUST mit neuen Möglichkeiten befasste, um Synergieeffekte in der Verwaltung städtischer und ländlicher Gemeinden zu stärken. SALSA wiederum hat eine detailgenaue Studie über kleine landwirtschaftliche Betrieben durchgeführt. Alle drei Projekte zielten auf evidenzbasierte Empfehlungen ab, die die Wirtschaft und das Wohlergehen der Bevölkerung in den ländlichen Räumen Europas fördern. Abschließend werden in dieser Ausgabe noch zwei jüngere Projekte vorgestellt, die noch nicht völlig ausgereift sind: das Projekt IMAJINE, das neue integrative politische Mechanismen zur Bekämpfung regionaler Ungleichheiten in Europa entwickeln will, sowie NEWBIE, das zukunftsfähige Geschäftsmodelle für Neueinsteiger in der Landwirtschaft fördert, damit Innovation, Resilienz und Unternehmertum in der europäischen Landwirtschaft weiter wachsen.