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Die nicht beobachtbare Laufzeitprämie von Staatsanleihen der Eurozone näher beleuchten

Die Laufzeitprämie von Staatsanleihen, die einst als undurchsichtiger Teil der wissenschaftlichen Fachsprache galt, hat in den Diskussionen zur Geld- und Kreditpolitik und der Stabilisierung der Wirtschaft maßgeblich an Bedeutung gewonnen. Ein EU-finanziertes Projekt hat die Forschung zu dieser nicht beobachtbaren Komponente der Renditekurve weiter gebracht, wovon politische Entscheidungstragende, Zentralbanken und die Bevölkerung profitieren können.

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Die Finanzkrise und jüngst auch die Coronavirus-Pandemie haben die Europäische Zentralbank (EZB) vor neue Herausforderungen gestellt. Um die Finanzmärkte zu stabilisieren und das Wirtschaftswachstum zu fördern, hat die EZB unkonventionelle Maßnahmen für die Geld- und Kreditpolitik ergriffen, unter anderem negative Zinssätze und die quantitative Lockerung. Vor diesem Hintergrund bedarf es unbedingt eines besseren Verständnisses der treibenden Kräfte, die den Änderungen der Zinssätze zugrunde liegen. Das mit Unterstützung durch die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen durchgeführte Projekt EUTERPE widmete sich einer der zwei Hauptkomponenten von Zinssätzen und führte ein innovatives System ein, mit dem fristgerechte und verlässliche Schätzungen der „Laufzeitprämie“ von Staatsanleihen der Eurozone möglich sind.

Trennung der zwei grundlegenden Komponenten von Zinssätzen

Mit der Renditekurve von Staatsanleihen werden Änderungen im Wirtschaftswachstum vorausgesagt. Ferner ist sie entscheidend für die Transmission der Geld- und Kreditpolitik. Damit die Informationen der Renditekurve jedoch richtig ausgelegt werden können, bedarf es einer Trennung der zwei grundlegenden Komponenten von Zinssätzen: der Erwartungskomponente und der Laufzeitprämie. Der Projektkoordinator von EUTERPE, Andrea Berardi, erklärt dazu: „Die Erwartungskomponente der Renditen spiegelt den Durchschnitt der aktuellen und künftigen zu erwartenden kurzfristigen Zinsen über die Laufzeit der Rendite wider, während die Komponente der Laufzeitprämie für die zusätzliche Kompensation steht, die Investoren verlangen, um eine längerfristige Schuldverschreibung im Vergleich zu mehreren kurzfristigeren Schuldverschreibungen stellen zu können. Dies spiegelt wiederum die Unsicherheit der Marktteilnehmer hinsichtlich künftiger Zinssätze wider. Die Unterscheidung zwischen den zwei Komponenten ist für Zentralbanken entscheidend.“ Das Projekt EUTERPE wollte die Laufzeitprämien von den Erwartungen hinsichtlich zukünftiger Zinssätze loslösen und entwickelte ein neues Analysewerkzeug, das den politischen Entscheidungstragenden und dem Finanzsektor verschiedene Anwendungsmöglichkeiten bietet. Die Projektergebnisse konnten vor allem zeigen, dass sich langfristige Renditen in verschiedene Komponenten aufteilen lassen, von denen jede ein bestimmtes wirtschaftliches Gehalt hat. Mit dem vom Projektteam entwickelten praktischen Analysewerkzeug werden sich Schätzungen für all diese nicht beobachtbaren Variablen aus den Marktdaten ableiten lassen. „Man könnte sagen, dass es das Nichtbeobachtbare in der Laufzeitstruktur der Zinssätze sichtbar macht“, sagt Monica Billio, Betreuerin des Projekts. Angesichts dessen könnte sich die Anwendung der EUTERPE-Methode als sehr nützliches Werkzeug für Beschäftigte von Zentralbanken erweisen, die Entscheidungen zur Geld- und Kreditpolitik treffen.

Eine einzigartige europäische Datenbank

Im Rahmen des Projekts wurde ferner ein Indikatorensystem entwickelt, das die verschiedenen Risiken berechnet, denen die Staatanleihen der Eurozone ausgesetzt sind. „Vor allem auf europäischer Ebene könnte dieses Verfahren einen Beitrag leisten, zum Beispiel zur neuen Gesetzgebung für eine Europarente oder bei der Entwicklung eines umfassenden Modells für eine europäische Vermögensallokation vor dem Hintergrund des neuen Aktionsplans für eine Kapitalmarktunion, der von der Europäischen Kommission ausgearbeitet wurde“, so Berardi. Damit die gewonnenen Erkenntnisse so umfangreich wie möglich verbreitet werden können, lässt sich der Inhalt der Projektwebsite in drei Bereiche unterteilen: einen wissenschaftlichen Bereich mit technischen Hinweisen, Arbeitsdokumenten und Publikationen; einen Datenbereich mit herunterladbaren Schätzungen der Laufzeitprämie und der Zinserwartungen für die Länder der Eurozone; und einen populärwissenschaftlichen Bereich. „Alle Bereiche werden monatlich aktualisiert“, erläutert Berardi, „um eine einzigartige Datenbank bereitzustellen, von der nicht nur die Politik, sondern auch Langzeitinvestitionen und die Forschung profitieren können. Die Datenbank könnte so außerdem ein Bezugspunkt auf europäischer Ebene werden.“

Schlüsselbegriffe

EUTERPE, Laufzeitprämie, Zinssätze, Staatsanleihen, Renditekurve, Europäische Zentralbank, Eurozone, Langzeitinvestitionen

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