Verpackungen von Haushaltsgeräten neu erfinden
Expandierbares Polystyrol (EPS) ist ein synthetisches Kohlenwasserstoffpolymer. Durch den leichten, aber festen Schaum mit guten Isolationseigenschaften und hoher Schlagfestigkeit ist es ein bevorzugtes Verpackungsmaterial. Es wird häufig für elektrische Verbrauchsgüter und Nahrungsmittel sowie in der Baubranche, insbesondere für Dämmplatten in Gebäuden, verwendet. Das von der EU unterstützte Projekt APS hat es sich zum Ziel gesetzt, die Lieferkette im Haushaltsgerätesektor zu verändern, indem es Verpackungsteile ohne Formen, vor Ort und nach Bedarf herstellt. Der Schlüsselfaktor des Konzepts war der Austausch fester Teilstücke gegen individuelle Mehrschichtfolie. APS hat erfolgreich die Verpackungs- und Designsoftware getestet und Prototypen für Maschinen entwickelt und geprüft. Nachdem bereits zwei Patentrechte gesichert wurden, ist das Team nun bereit, die Fortschritte in industriellem Maßstab zu testen.
Maßgeschneidert, vor Ort und nach Bedarf
Bei der Produktion von expandierbarem Polystyrol aus Kunststoffgranulat werden viel Gas, Strom und Rohöl sowie große Mengen Wasser verbraucht. Aufgrund des Volumens sind die Transportbedürfnisse des Materials erheblich und da Recycling kaum Rentabilität bietet, kommt es zu einem geringen Verwertungsniveau. Das komplette APS-System kann am Ende der Fertigungslinie installiert werden, sodass Verpackungsteile ohne Formen entworfen und produziert werden können. Mit einer speziellen Software des Projekts können die Teile in 1 bis 3 Tagen entworfen werden. Technisches Personal kann die Form dann an die Elektrogeräte anpassen. Die dreidimensionalen APS-Teile werden aus luftdichter Luftpolsterfolie aus einer neuen Art Mehrschichtfolie hergestellt, die sich an die Oberfläche der Haushaltsgeräte anpasst. Expandierbares Polystyrol hingegen beruht auf Formen und das Erstellen neuer nutzbarer Teile dauert nahezu eineinhalb Monate. APS hat herausgefunden, dass sie pro Verpackungsteil für Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik und kleine Elektrogeräte etwa 20-40 % an Material einsparen können. Zusätzlich wurde geschätzt, dass das APS-System im Vergleich zu Verpackungen aus expandierbarem Polystyrol bei einer Kostenersparnis von 30 % den CO2-Fußabdruck um 40 % verringert. „Die Verpackungsproduktion von APS vor Ort und nach Bedarf wird den Verpackungssektor auf den Kopf stellen: den Betrieb, die Technologie und die Umweltverträglichkeit. Das System macht beispielsweise den Transport von Verpackungen überflüssig und könnte den Prozess in Zukunft automatisieren“, sagt Sergio Huarte Rodriguez, Geschäftsführer von Agil Packaging System und Projektkoordinator. Das Team hat unter Einhaltung der von Technologiezentren aufgestellten Qualitätsnormen erfolgreich Widerstandsprüfungen mit Prototypen der durch APS produzierten Verpackungsteile durchgeführt. Sie haben beispielsweise herausgefunden, dass ihre Verpackung einen Druck von 900 kg bei vertikaler Staplung oder Schlägen mit stumpfen Gegenständen aushalten, das doppelte dessen, was für das Gewicht von vier übereinander gestapelten Kühlschränken benötigt wird.
Veränderung der Branche
APS reduziert die Menge an Verpackungsmaterial, die pro Verpackungsartikel aus dem Haushaltsgerätesektor gebraucht werden, und verringert so Kosten und die Auswirkungen auf die Umwelt. Ein entscheidender Faktor ist, dass der APS-Multischichtkunststofffilm einfacher einzusammeln ist als EPS. Das Team plant Vereinbarungen mit der Recyclingorganisation Ecoembes, sodass die Verpackungen in normalen Recycling-Behältern (in Spanien gelb) entsorgt werden können. Zusätzlich führt die Produktion des Verpackungsmaterials vor Ort zu einer Transportreduktion um einen Faktor von 10 im Vergleich zu expandierbarem Polystyrol, bei dem jede Fabrik für Haushaltsgeräte vier bis acht Lieferungen pro Tag benötigt. Zur Vorbereitung der kommerziellen Einführung wird das Team die Ergebnisse der aktuellen Pilotphase auswerten, um Verbesserungen sowohl an den Maschinen als auch dem Produkt selbst durchzuführen. Hierzu arbeiten sie derzeit unter zwei Rahmenabkommen zur Zusammenarbeit mit potenziellen Kunden im Haushaltsgerätesektor zusammen, zum Beispiel BHS, SDA FACTORY und GM VENDING.
Schlüsselbegriffe
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