Neuer Bericht warnt: Kopenhagen-Ziele werden globale Erwärmung nicht eindämmen
Die zur Kopenhagen-Vereinbarung eingereichten Selbstverpflichtungen zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen werden die globale Erwärmung nicht auf 2°C begrenzen, warnen Klimaforscher in einem neuen Bericht in der Zeitschrift Nature. Vielmehr wird sich das Erdklima in diesem Jahrhundert wahrscheinlich um mehr als 3°C im Durchschnitt erwärmen. Die Analyse entstand in Zusammenarbeit von Forschern am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit dem Klimaforschungs-Unternehmen Climate Analytics (beide in Deutschland) und dem niederländischen Unternehmen Ecofys aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. "Es ist erstaunlich wie wenig ambitioniert die Selbstverpflichtungen sind", schreiben die Wissenschaftler im Hinblick auf die Unterschiede zwischen dem Ziel der Kopenhagen-Vereinbarung ("Copenhagen Accord"), die globale Erwärmung auf weniger als 2°C zu begrenzen, und dem, was durch die Selbstverpflichtungen zur Emissionsreduzierung vieler Staaten wahrscheinlich erreicht wird. Der Bericht hebt hervor, dass bei den bislang von vielen Ländern genannten Zielmarken die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 10% bis 20% über die heutigen Werte steigen werden. Sie erreichen dann Werte, die in ihrer Wirkung 47,9 bis 53,6 Gigatonnen Kohlendioxid entsprechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der globale Temperaturanstieg bis zum Ende dieses Jahrhunderts über 2 °C liegen wird, steht dadurch bei 50%. Die Autoren befürchten, dass die Emissionsreduzierungen sehr wahrscheinlich den Minimalzielen der meisten Länder entsprechen. "Im schlimmsten Fall werden Zertifikate für mehr Emissionen ausgegeben, als wir bei einer Entwicklung ohne Klimaschutz zu erwarten hätten", sagte Leitautor Joeri Rogelj vom PIK. Die Forscher analysierten verschiedene Schlupflöcher in der Kopenhagen-Vereinbarung, darunter auch die umstrittenen Überschüsse von Emissionszertifikaten, die ein Land "ansparen" und später verwenden kann, wenn es seine Emissionen stärker reduziert als es sich im Rahmen des Kyoto-Protokolls zum Ziel gesetzt hat. "Das Kyoto-Protokoll enthält so niedrig angesetzte Ziele einiger Länder, dass zwischen 2008 und 2012 große Überschüsse von Emissionszertifikaten anfallen, sogar ohne jegliche Klimaschutzmaßnahmen", erklären die Autoren. "Weil alles, was profitabel ist, auch ausgenutzt werden dürfte, so die Autoren weiter, würden die Länder bis zum Jahr 2020 zunehmend von diesen Überschüssen zehren. Die Daten haben die Forscher aus den Selbstverpflichtungen der Länder zur Kopenhagen-Vereinbarung oder aus früheren Erklärungen übernommen. Bei Ländern, die bislang keinerlei Reduktionsziele bekannt gegeben haben, gingen sie von einer "Business-as-usual"-Entwicklung aus. Mit diesen Zahlen fütterten sie ein gekoppeltes Kohlenstoffkreislauf-Klima-Modell. Die Projektionen zeigten, dass bei den derzeitigen Reduktionszielen die Temperaturzunahme bis zum Jahr 2100 über drei Grad Celsius liegen könnte. Mitautor Dr. Malte Meinshausen vom PIK dazu: "48 Gigatonnen CO2-Emissionen bis 2020 sind mit dem Zwei-Grad-Ziel nicht vereinbar. Es ist vielmehr so, als rase man auf einen Abgrund zu und hoffe, kurz davor stoppen zu können." Im Rahmen der Kopenhagen-Vereinbarung haben 76 Länder (die zusammen für rund 80% der weltweiten Treibhausgasemissionen verursachen) ihre Reduktionsziele für das Jahr 2020 eingereicht. Japan und Norwegen sind die einzigen Industrieländer, deren Selbstverpflichtungen mit dem Zwei-Grad-Limit vereinbar sind. Die USA haben angegeben, ihre Emissionen bis 2020 um 17% gegenüber dem Stand von 2005 zu reduzieren. Dies entspricht nur 3% Reduktion gegenüber dem Stand von 1990, obwohl Schätzungen davon ausgehen, dass in den Industrieländern Reduktionen von 25%-40% notwendig wären. Das Ziel Chinas entspricht einer "Business-as-usual"-Entwicklung, während die Europäische Union die Emissionen um 20%-30% verringern will.
Länder
Deutschland, Niederlande