Ruhephase der Sonne würde globale Erwärmung kaum abschwächen
Eine verringerte Sonnenaktivität bis zum Ende unseres Jahrhunderts würde den durch Treibhausgasemissionen verursachten globalen Temperaturanstieg wohl nur geringfügig verlangsamen. Zu diesem Schluss kommt ein Wissenschaftlerteam vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in Deutschland. Die Ergebnisse der Studie wurden jüngst in der Online-Ausgabe des Fachjournals Geophysical Research Letters veröffentlicht. Die Forscher fanden heraus, dass der prognostizierte Rückgang der Sonnenaktivität bis zum Ende unseres Jahrhunderts die Temperatur der Erde um nur 0,3 Grad Celsius senken würde. Diese Zahl entspricht weniger als 10 Prozent des vom Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) postulierten voraussichtlichen Temperaturanstiegs im Fall eines "Business-as-usual"-Szenarios. Das Team aus Potsdam legte in seiner Studie die Möglichkeit eines neuen "großen Minimums" der Sonnenaktivität zugrunde - ein Phänomen, das dann auftritt, wenn die Sonnenfleckenaktivität auf der Oberfläche der Sonne verringert ist. Es stellte sich nun die Frage, ob dies helfen würde, die Oberflächentemperatur der Erde zu senken. Sonnenflecken sind dunkle Flecken auf unserer Sonne, die durch magnetische Aktivität verursacht werden und die Temperatur der Sonnenoberfläche überall dort verringern, wo sie auftreten. Sie können sich auf bis zu 80.000 km im Durchmesser ausdehnen und bewegen sich über die Oberfläche der Sonne hinweg. Das Maunder-Minimum, eine berühmte Periode niedriger Sonnenaktivität, in der nur wenige Sonnenflecken beobachtet wurden, fand zwischen 1645 und 1715 statt. Dieses Minimum fiel mit der "Kleinen Eiszeit" zusammen, einer Zeit, die in Europa und Nordamerika von eiskalten Wintern geprägt war. Aktuelle Beobachtungen der Sonnenflecken zeigen eine seit fast einem Jahrhundert am schwächsten ausgeprägte Sonnenaktivität, was einige Solarphysiker zu Spekulationen darüber veranlasst, dass wir am Rande eines neuen großen Minimums - vergleichbar mit dem Maunder-Minimum - stehen könnten. Aber Dr. Georg Feulner vom Potsdam-Institut, Leitautor der Studie, bestreitet diese Auffassung. "Die Vorstellung, dass es zu einer neuen Kleinen Eiszeit kommt, sollte die Sonne tatsächlich in eine lange Ruhephase eintreten, ist falsch." Laut Feulner "würde ein neues großes Minimum der Sonnenaktivität die starke Erwärmung nicht verhindern, die bei unvermindertem Treibhausgasausstoß zu erwarten ist." Zur Untersuchung der Folgen eines großen Minimums im 21. Jahrhundert betrachteten die Potsdamer Forscher Klimamodelle für die Ozeane, die Atmosphäre und die Landoberfläche. Sie berücksichtigten mögliche Treibhausgasemissions-Szenarien des Weltklimarates IPCC mit mittleren und starken Emissionsanstiegen im Laufe unseres Jahrhunderts. Mit Hilfe der Modelle wurden drei Simulations-Experimente mit unterschiedlichen Entwicklungen der Sonnenaktivität durchgeführt - einmal ohne großes Minimum und zweimal gingen die Forscher davon aus, dass die Sonne jeweils in ein neues großes Minimum eintritt, das bis zum Ende des Jahrhunderts andauert. Die Sonneneinstrahlung wurde bei diesen Modellen um 0,08 bzw. 0,25 Prozent geringer als im Jahr 1950 angesetzt. Wird der Elf-Jahres-Zyklus der Sonnenaktivität bis 2100 fortgesetzt, ergeben die Simulationen einen Temperaturanstieg von 3,7 oder 4,5 Grad Celsius über den Referenzwert aus den Jahren 1961 bis 1990, je nach Emissionsszenario. "Wahrscheinlich würde ein neues großes Minimum zu 0,1 bis 0,2 Grad Celsius geringeren Temperaturen im Jahr 2100 führen", kommentiert Professor Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am PIK. "Auch aktuelle Temperaturmessungen belegen, dass die Auswirkungen verminderter Sonnenaktivität auf das Klima sehr gering sind." Über die vergangenen dreißig Jahre ist die mittlere Temperatur stetig um 0,16 Grad Celsius pro Jahrzehnt angestiegen. Laut Messdaten der Bodenstationen des Goddard Institute for Space Studies der US-Weltraumbehörde NASA ist das vergangene Jahr trotz des derzeitigen Sonnenminimums das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. "Ein neues Maunder-Minimum der Sonnenaktivität könnte die globale Erwärmung aufgrund der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen nicht ausgleichen", schlussfolgern die Autoren.
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