EU-Projekt gibt technisch weniger versierten Menschen Auftrieb
Fortschritte in den Informations- und Kommunikationstechnologien haben den Menschen viele Vorteile gebracht, aber nicht jeder kann diese Innovationen nutzen. Das EU-finanzierte Projekt I2HOME ("Intuitive interaction for everyone with home appliances based on industry standards") sollte dieses Problem durch die Entwicklung und Umsetzung von Technologien lösen, die nach dem Grundsatz "Design für Alle" entworfen sind. Finanziert wurde es mit 2,7 Mio. EUR unter dem Themenbereich "Technologien für die Informationsgesellschaft" (IST) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU. Das Fehlen innovativer Hilfsmittel wie Handys und Fernbedienungen, die auch von technisch weniger versierten Menschen genutzt werden können, grenzt diese aus der Gesellschaft aus, macht sie abhängig von anderen und schränkt ihre Möglichkeiten ein. Unter der Koordination des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH berichten die Projektpartner von I2HOME, dass ihr Ansatz auf bereits existierenden, aber auch auf Industriestandards im Entwicklungsstadium basiert. Das achtköpfige Konsortium konzentrierte sich dabei auf die Benutzung von Haushaltgeräten durch Menschen mit kognitiven Behinderungen oder ältere Menschen. Gleichzeitig sollten die entsprechenden Anwendungen auch in Bereichen außerhalb des Haushaltssektors verwendet werden können. Die Projektpartner nutzten sogenannte Middleware, ein Computerprogramm, das verschiedene Programme oder Anwendungen miteinander verbindet. Middleware bietet Interoperabilität, die komplexe Anwendungen wirksam unterstützt und vereinfacht. Für die Zwecke des Projekts wird eine solche Schnittstelle genutzt, um auf verschiedene Apparate und Geräte, wie zum Beispiel Klimaanlage und Heizung, mithilfe der Schnittstelle zuzugreifen, die der Nutzer ausgewählt hat. "Die Nutzer der Technologie waren die treibende Kraft in dem Projekt - alle technischen Lösungen basieren auf einer gründlichen Untersuchung der Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer", erklärte Projektleiter Dr. Jan Alexandersson von der Abteilung Intelligente Benutzerschnittstellen vom DFKI. Den Partnern zufolge arbeiteten sie mit einer Reihe von Gruppen zusammen, um die Technologie auf ihre Ansprüche anzupassen. Zu den Testpersonen gehörten kognitiv beeinträchtigte junge Menschen, Alzheimerpatienten und Sehbehinderte. Derzeit bewertet das I2HOME-Team die Projektergebnisse und es demonstrierte bereits in einer Modellküche, wie diese Technologie genutzt werden kann. "Endlich etwas, das funktioniert", wurde Ginger Classen, eine blinde Expertin für Zugänglichkeit, von der BBC zitiert. "Sollte diese Technologie von vielen Herstellern eingesetzt werden, könnte ich endlich Geräte einkaufen, wie sehende Menschen auch, in einem normalen Geschäft und mit der Möglichkeit, auch coole und schicke Produkte auszuwählen." Die I2HOME-Partner erklären, dass alle Geräte in einem Haushalt Teil eines Netzwerk sein müssen, damit die Plattform wirksam arbeiten kann. Die Forscher haben unter anderem bereits berührungsempfindliche Bildschirme und Handys getestet, die mit Windows Mobile und Android laufen. "I2HOME zeigt, dass Technologie - die ursprünglich für viele einfache Nutzer als zu komplex angesehen wurde - auch für ältere und behinderte Menschen nutzbar und erfahrbar gemacht werden kann", erklären die Forscher. Dr. Alexandersson: "Bis Anfang 2010 gab es bereits mehr als 100 Organisationen und Unternehmen in Europa, die mit der I2HOME-Technologie arbeiteten." I2HOME führt Forscher und Industrievertreter aus Spanien, der Tschechischen Republik, Deutschland, Portugal und Schweden zusammen.