PROLIX: auf der Suche nach dem Geheimnis der "Qualifikationskluft"
Die Verbesserung der Mitarbeitereffizienz ist einfacher, wenn dem Personal eine solide Schulung geboten wird. Zu diesem Zweck entwickelt das Projekt PROLIX ("Process-oriented learning and information exchange"), das unter dem Themenbereich "Technologien der Informationsgesellschaft" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU finanziert wird, Softwaretools, mit denen zahlreiche Qualifikationslücken ermittelt und geschlossen werden können. Das Projekt läuft über vier Jahre und wird mit 7,65 Mio. EUR finanziert. Das aus 19 Partnern bestehende Konsortium konzentriert sich auf die Erwartungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern und richtet Menschen und Unternehmensprozesse in unterschiedlichen Arbeitssituationen aneinander aus. Damit erhofft man sich den Organisationen ein Mittel an die Hand zu geben, um die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter zu verbessern, sodass sie in der Lage sind, sich an die ständig im Wandel begriffenen Geschäftsanforderungen anzupassen. Zu den wichtigsten Merkmalen von PROLIX gehört die offene, integrierte Referenzarchitektur: eine Art Vorlage mit einem konsistenten Satz an bewährten Verfahren, die in der ganzen Organisation zum Einsatz kommen können. Die einzigartige Referenzarchitektur des Projekts, die derzeit entwickelt wird, soll Geschäftsprozesse analysieren und daraufhin die benötigten Fähigkeiten ableiten. Damit werden das geschäftsprozessorientierte Lernen (eine Kombination aus Unternehmensschulung und Businessmanagement) und der europaweite Informationsaustausch angeregt. "Sobald wir wissen, was wir brauchen, um Geschäftsprozesse schneller oder kostenwirksamer zu gestalten, können wir die Schulung entsprechend ausrichten und einen messbaren Lernerfolg bieten", so PROLIX-Koordinator Dr. Volker Zimmermann. Die Projektpartner haben eine Methode entwickelt, die gewährleistet, dass die angebotene Schulung den Geschäftsanforderungen genügt und dass sie den Unternehmen wirksam den benötigten Impuls gibt. In den meisten Unternehmen werden Lernmanagement und das Management von Geschäftsprozessen als zwei sich gegenseitig ausschließende Aktivitäten gehandhabt. Das Ergebnis ist ein Ungleichgewicht zwischen den Erfordernissen des Unternehmens und der Schulung, die die Mitarbeiter tatsächlich erhalten. Ein weiteres Problem ist, dass die für Mitarbeiterschulung zuständigen Personalleiter oft einen ungenügenden Einblick in den Unternehmenskontext haben, in dem Schulung geboten wird. Das Ergebnis ist, dass die Schulung von Mitarbeitern nicht mit den von ihnen wahrgenommenen Aufgaben im Unternehmen, die sich auch schnell ändern können, zusammenfällt. Letztendlich führt auch eine unangemessene Ausrichtung von Mitarbeiterschulung auf Geschäftsprioritäten zu finanziellen Verlusten. Den Forschern zufolge muss zunächst eine Analyse der Geschäftsprozesse erfolgen. Dazu werden Softwaremodellierungswerkzeuge eingesetzt, die mit Kompetenzdaten zu den Geschäftsprozessen erweitert werden. Die notwendigen Informationen werden von den Prozessmanagern und Personalleitern des Unternehmens geliefert. Sobald die Daten eingepflegt wurden, läuft der Prozess automatisch ab. Die PROLIX-Tools führen dann eine Analyse der Qualifikationslücken durch und stellen das Schulungsbedürfnis fest, damit die Mitarbeiter ihre Aufgaben effizient durchführen können. Die kommerziellen Softwarepartner von PROLIX planen die Weiterführung der Zusammenarbeit auch nach Projektende. Ihr Hauptziel wird die Kommerzialisierung des Systems oder die Integration von Teilen davon in bereits verfügbare Produkte sein. "Als Konsortium sind wir besser in der Lage als unsere amerikanischen Konkurrenten, Lernlösungen mit Geschäftslösungen zu verbinden", sagte Dr. Zimmermann. "Die Lösung komplexer Fragen und die Integration unserer Lösungen mit Geschäftslösungen ist unserer Ansicht nach eine europäische Stärke, wogegen die amerikanischen Anbieter eher dazu neigen, alleinstehende Anwendungen zu entwickeln."