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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Mangelnde Praxis schmälert Lernfähigkeit

Bis 2030 wird die arbeitende EU-Bevölkerung wahrscheinlich um 9% zurückgehen. Experten sagen auch einen Rückgang der ausgebildeten Arbeitskräfte voraus. Neue Forschungserkenntnisse legen nahe, dass eine Erhöhung der Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer der Schlüssel gegen ...

Bis 2030 wird die arbeitende EU-Bevölkerung wahrscheinlich um 9% zurückgehen. Experten sagen auch einen Rückgang der ausgebildeten Arbeitskräfte voraus. Neue Forschungserkenntnisse legen nahe, dass eine Erhöhung der Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer der Schlüssel gegen die Auswirkungen der alternden und abnehmenden Arbeitnehmerschaft ist. Wie Forscher von der Jacobs University in Deutschland und vom Adecco Institute im Vereinigten Königreich herausfanden, seien ältere Arbeiter zwar weniger "investitionswürdig" für Unternehmen, aber zur Verbesserung ihrer Fähigkeiten ebenso entschlossen wie ihre jüngeren Kollegen. Zwei Faktoren wirken sich negativ auf die Integration älterer Menschen in die Belegschaft aus: Mangel an angemessenem lebenslangem Lernen, das älteren Arbeitern helfen würde, motiviert, produktiv und fit zu bleiben sowie Klischees. In der EU werden etwa 25% der Arbeiter im Alter zwischen 55 und 64 Jahren weitergebildet. Für die gesamte arbeitende Bevölkerung beläuft sich der Prozentsatz den Forschern zufolge auf 34%. Doch neue Studien haben gezeigt, dass 50% der älteren Arbeiter bereit wären, an Weiterbildungen teilzunehmen, um ihre beruflichen Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Karriereaussichten zu verbessern. Da stellt sich die Frage, warum die Unternehmen nicht in ihre älteren Arbeiter und ganz speziell in ihre weitere Schulung investieren möchten, obwohl diese bereit und fähig sind? Wie die Forscher meinen, glaubt man in den Unternehmen, dass die meisten kognitiven Fähigkeiten linear mit dem Alter abnehmen. In den Unternehmen sieht man ältere Arbeiter als langsam Lernende, als inflexibel, als Personal mit mangelnden Computerkenntnissen oder mit schwachen Ausbildungsleistungen. In den Unternehmen liegt der Wahrnehmungsunterschied für ältere und jüngere Arbeiter in der Vorstellung, dass die älteren ein stärkeres Maß an Arbeitsmoral, Qualitätsbewusstsein und Treue haben sollten, wohingegen die jüngeren flexibler, lernfähiger und kreativer sein sollten. In den Untersuchungen von Forschern der Jacobs University steht als Minuspunkt für ältere Arbeiter, dass sie "das Lernen verlernt haben". Lernfähigkeit und Kenntnisse können im Verlaufe der Zeit vergessen werden, wie die Forscher berichteten. Hinzu kommt, dass ältere Arbeiter Angst vor dem Erlernen von Neuem haben und sich weniger bei ihren Lernfähigkeiten und ihrem praktischen Wissen zutrauen. Mangelnde praktische Übung wirkt sich auf ältere Arbeiter aus, da sich der Informationsempfang verlangsamt, die Reaktionszeit länger wird, die Beweglichkeit geringer wird und zeitkritische Leistung abnimmt. Den Forschern zufolge ist für diese Fähigkeiten "fließende Intelligenz" erforderlich. Fließende Intelligenz, die Fähigkeit Bedeutung in der Unordnung zu finden und neue Probleme zu lösen, nimmt mit zunehmendem Alter ab und macht der kristallisierten Intelligenz Platz, der Fähigkeit Kenntnisse, Wissen und Erfahrung einzusetzen. Diese neueste Studie zeigt, dass dem Problem der Lernfähigkeit mangelnde Praxis und nicht das Altern zugrunde liegt. Wie die Forscher berichten, ist das Lernen unabhängig vom Alter des Menschen möglich, wenn das Gehirn ständig trainiert wird. "Eine der Hauptherausforderungen für Europa im 21. Jahrhundert ist es, auf die Alterung der Bevölkerung durch bessere Integration der älteren Beschäftigten in den Arbeitsmarkt zu reagieren und das in gleichem Maße wie die Maßnahmen zur Eingliederung der Jugend", erklärte Dr. h.c. Wolfgang Clement, Vorsitzender des Adecco Institutes und ehemaliger deutscher Minister für Wirtschaft und Arbeit. "Eine Vorbedingung, um die Integration älterer Beschäftigter zu gewährleisten, ist ihre Arbeitsfähigkeit durch das Erlernen zeitgemäßer Kenntnisse im Verlaufe des gesamten Arbeitslebens zu erhalten und zu entwickeln. Das betrifft die Beschäftigten ebenso wie die Unternehmen, da nur ein kleiner Anteil an Firmen annimmt, dass älteres Personal Interesse am Lernen hat und lernfähig ist", fügte er hinzu. "Vorherrschende negative Altersklischees mit geringer wissenschaftlicher Substanz halten Beschäftigte und Unternehmen von Investitionen in kontinuierliches Lernen und von der Entwicklung von Lernmethoden ab, die eigens auf die speziellen Bedürfnisse und Fähigkeiten jeder Altersgruppe zugeschnitten sind." Älteren Arbeitern würde letztlich weiteres Lernen enorm nützen, und die Unternehmen würden davon profitieren, wenn sowohl ihre jungen als auch ihre alten Arbeiter konzentriert und motiviert bleiben.

Länder

Deutschland, Vereinigtes Königreich

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