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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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EU finanziert Studie zu den Ursprüngen des Milchkonsums in Europa

Ein von der Universität Uppsala in Schweden koordiniertes und von der EU finanziertes Projekt wird sich mit den Ursprüngen und der Bedeutung der Laktosetoleranz in Europa befassen. LECHE ("Lactase persistence and the early cultural history of Europe") ist ein Ausbildungsnetz, ...

Ein von der Universität Uppsala in Schweden koordiniertes und von der EU finanziertes Projekt wird sich mit den Ursprüngen und der Bedeutung der Laktosetoleranz in Europa befassen. LECHE ("Lactase persistence and the early cultural history of Europe") ist ein Ausbildungsnetz, an dem sich 13 europäische Universitäten beteiligen. Es wird aus dem Topf des Siebten Rahmenprogramms (RP7) 3,3 Millionen Euro über vier Jahre erhalten. Etwa 85% der erwachsenen Nordeuropäer können Laktose verdauen, einen Zucker, der in Milch und anderen Milchprodukten vorkommt. Bei der restlichen Weltbevölkerung sinkt die Fähigkeit zur Milchverdauung nach dem Kleinkindalter allerdings steil ab. Tatsächlich sinkt die Laktosetoleranz im Erwachsenenalter, je weiter südlich man sich von Skandinavien fortbewegt. Die Persistenz des Laktose aufspaltenden Enzyms Laktase bei europäischen Erwachsenen ist ein genetisches Merkmal, das wahrscheinlich gegen Ende der Steinzeit aufgetreten ist. Gegen 7.000 v. Chr. betrieb die Bevölkerung in Europa Ackerbau, sie züchtete Haustiere wie Rinder und, was besonders wichtig war, sie benutzte Tonware. Nachweise für einen regelmäßigen Milchkonsum wurden auf Tonscherben im Nordosten des Schwarzen Meeres gefunden. Man nimmt an, dass sich die Laktosetoleranz (ein dominantes genetisches Merkmal) von dort aus über den Kontinent verbreitet hat. Der Genuss von Milch erhöht die Kalorienzahl, die man aus Tieren gewinnen kann, im Vergleich zum reinen Fleischkonsum erheblich. Das bedeutet, dass die Laktosetoleranz maßgeblich zum erfolgreichen Übergang von Jägern und Sammlern zu einer landwirtschaftlichen Lebensweise beigetragen haben könnte. Dr. Anders Götherström, Koordinator von LECHE, hält die Laktasepersistenz für einen grundlegenden Faktor für die Entwicklung der Ackerbaukultur in Europa. Er erklärt, dass "Mutationen im Laufe der Evolution und Geschichte negativ oder auch positiv selektiert werden. Aber keine andere Mutation hatte eine derart positive Selektion in den vergangenen 10.000 Jahren erfahren, wie die, die zur Laktosetoleranz führt." Die Mutation, die eine Verdauung der Laktose ermöglicht, ist wahrscheinlich in verschiedenen Teilen der Welt unabhängig voneinander aufgetreten. Doch Theorien gibt es im Überfluss und das Wissensdefizit ist groß. LECHE führt mehrere Forschungsteams mit besonderen Fachkenntnissen in Genetik, organischer Chemie und Archäologie zusammen. Unter den 24 Teilnehmern befinden sich auch 13 Doktoranden und zwei Postdoktoranden. Mithilfe aufwändiger chemischer Analysen von Knochen und Tonscherben und traditioneller Archäologie untersuchen die Wissenschaftler die Geschichte des Milchkonsums und der Ackerbaupraktiken in Europa. Um herauszufinden, wann und wo die positive Selektion des Gens für "Laktasepersistenz" erfolgt ist, werden sie heutige und alte DNA von Rindern und Menschen analysieren. Mithilfe der organischen Chemie werden Tonscherbenreste analysiert, wobei Lipide, Fettsäuren und andere organische Verbindungen typisiert werden, um zu sehen wann und wo Menschen mit der Lagerung und der Verwendung von Milcherzeugnissen begonnen haben. Die Forscher werden sich auch mit stabilen Kalziumisotopen in alten Knochen befassen, mit denen nachgewiesen werden kann, ob ein Mensch Milchprodukte zu sich genommen hat. Die Untersuchung der Stickstoffisotope gibt Hinweise darauf, ob der Mensch gestillt wurde. Die Teilnehmer von LECHE werden ihre Ergebnisse über eine große zentrale Datenbank verbreiten. Zur Bestimmung von Genfluss und -selektion in Steinzeitpopulationen sollen mathematische Modelle zum Einsatz kommen. Die Ergebnisse sollen mit der heutigen Verteilung der Laktosetoleranz bei Erwachsenen sowie mit Hinweisen auf Milchgenuss in antiken Überresten verglichen werden. Die Studenten werden zwar individuelle Forschungsprojekte durchführen, insgesamt aber im Team arbeiten. Sie werden an Workshops und Sommerkursen teilnehmen, die sich sowohl auf die technischen Aspekte der wissenschaftlichen Grundlagen der Studie (Sequenzierung, Handhabung der Daten) als auch auf generelle Fragen wie Präsentation, Verfassen schriftlicher Arbeiten und Karriereplanung konzentrieren. Die Teilnehmer kommen aus Universitäten in Dänemark, Deutschland, Irland, Frankreich, den Niederlanden, Schweden und dem Vereinigten Königreich.

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