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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Anstieg der Tuberkulosefälle erfordert Maßnahmen

Ein drastischer Anstieg der Zahl der TB-Fälle in Osteuropa hat zu Beunruhigung in der gesamten EU geführt. Bis zu einem Drittel der Weltbevölkerung ist mit Tuberkulose (TB) infiziert und jedes Jahr sterben mehr als zwei Millionen Menschen weltweit an der Krankheit. Trotz der h...

Ein drastischer Anstieg der Zahl der TB-Fälle in Osteuropa hat zu Beunruhigung in der gesamten EU geführt. Bis zu einem Drittel der Weltbevölkerung ist mit Tuberkulose (TB) infiziert und jedes Jahr sterben mehr als zwei Millionen Menschen weltweit an der Krankheit. Trotz der hohen Infektionsrate bricht die Krankheit in nur fünf bis zehn Prozent der Fälle aus, aber TB bleibt nach HIV/AIDS die zweittödlichste Infektionskrankheit weltweit. Laut Statistiken in der Zeitschrift "Eurosurveillance", die eine Sonderausgabe zu TB herausgegeben hat, wurden im Jahr 2004 414.163 Fälle in 51 von 52 europäischen Ländern verzeichnet. 70 Prozent dieser Fälle traten in den zwölf Ländern des ehemaligen Sowjetblocks mit durchschnittlich 105 Fällen pro 100.000 Menschen auf. Die EU25-Länder zeigen vergleichsweise eine Durchschnittsquote von 13 Fällen pro 100.000 Personen - dies entspricht einem Achtel der Häufigkeit in den ehemaligen Sowjetblockstaaten. Die Statistiken haben das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) veranlasst, im Oktober zusammen mit der WHO und der bevorstehenden finnischen EU-Ratspräsidentschaft ein Treffen zu organisieren, um dieses Thema anzugehen. Die Direktorin des ECDC Zsuzsanna Jakab sagte: "Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die kontinuierliche Zunahme von TB in den ehemaligen Sowjetrepubliken fortsetzt. Wir stellen dort das Auftreten von TB-Stämmen, die nicht auf Antibiotika ansprechen, sowie einen Trend in Richtung HIV- und gleichzeitiger TB-Infektion fest. Wenn wir die öffentliche Gesundheit in der EU erhalten wollen, müssen wir diesen Notfall im Bereich der öffentlichen Gesundheit vor unserer Haustür angehen. Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um sicherzustellen, dass alle Länder geeignete Verfahren wie beispielsweise das von der WHO und der UNO gebilligte System DOTS [Directly Observed Treatment - Medikamenteneinnahme unter direkter Aufsicht von Gesundheitspersonal] umsetzen und dass das Auftreten arzneimittelresistenter TB-Stämme sowohl überwacht als auch angegangen wird." Besorgniserregender ist, dass die Daten zur Arzneimittelresistenz im ehemaligen Ostblock bestenfalls lückenhaft sind, aber zehn Prozent der Fälle sprechen nicht auf die Behandlung an. Ein zweiter, von John Watson von der Health Protection Agency in London verfasster Eurosurveillance-Bericht deutet darauf hin, dass der Einsatz des BCG-Impfstoffs in der EU sehr schwankend ist und dass die Verwendung von BCG erneut beurteilt werden sollte. In Bezug auf arzneimittelresistente Stämme kam eine dritte dänisch-französische Studie von Falzon und Infuso von EuroTB in Paris und Scholten von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Kopenhagen zu der Schlussfolgerung, dass Vorsicht die beste Maßnahme sei und dass identifizierte arzneimittelresistente Stämme weiter überwacht werden sollten. "Die Ergebnisse sollten für alle klaren Fälle von gemeldeter Lungentuberkulose berichtet werden, unabhängig von der Behandlungsgeschichte. Die maximale Beobachtungsdauer von zwölf Monaten sollte für die Klassifizierung aller Ergebnisse verwendet werden. Personen, die länger als zwölf Monate behandelt werden und unter einer Tuberkulose mit Multi-Arzneimittelresistenz leiden (die zu Beginn oder während des laufenden Behandlungszeitraums identifiziert wurde), würden über einen längeren Beobachtungszeitraum (24-36 Monate) dauerhaft überwacht." Die TB-Fälle in Osteuropa sind zwar in der Tat hoch, aber die Infektionsraten in Südostasien sind doppelt so hoch, während die Raten in Südafrika mit 400 Fällen pro 100.000 Menschen - einer von 250 - infolge der enorm hohen HIV-/AIDS-Infektionsraten vier Mal so hoch sind. Die Menschheit blickt auf eine lange TB-Geschichte zurück. Man geht davon aus, dass die Krankheit rund 4.000 vor Christus von Kühen auf Menschen übergegangen ist. Archäologischen Studien zufolge wurden Kühe zu dieser Zeit erstmals domestiziert. Im Rahmen von Ausgrabungen wurden TB-Bakterien in Überresten aus dieser Zeit zutage gefördert. Charaktere in klassischen europäischen Romanen leiden üblicherweise unter "Schwindsucht", Bettlägerigkeit, Bluthusten und Siechtum. Bekannte Europäer, die an TB gestorben sind, sind unter anderem Frédéric Chopin, Franz Kafka und John Keats. Bis vor relativ kurzer Zeit ging man davon aus, dass TB durch die Entwicklung moderner Hygiene und später durch Antibiotika und effektive Impfstoffe wie BCG (Bacillus Calmette-Guerin) so gut wie ausgerottet sei. Bis 1950 war die TB beinahe ausgelöscht. In den 1980er Jahren lebte die TB wieder auf, hauptsächlich weil einige Betroffene ihre Arzneimitteltherapie nicht abgeschlossen haben. Zu dieser Zeit traten die ersten arzneimittelresistenten Stämme auf. Menschen, die an AIDS erkrankt sind, sind besonders anfällig für eine TB-Infektion und dies hat das Problem der Arzneimittelresistenz verstärkt. Vor der Zeit der antiretroviralen Behandlung erhielten AIDS-Patienten immer mehr Antibiotika, um Infektionen zu bekämpfen, aber da bei den Patienten die entsprechenden Immunreaktionen ausblieben, infizierten sie sich erneut und zwar mit einer Form, die gegen die vorherige Form der Arzneimitteltherapie resistent war. Mit HIV/AIDS infizierte Personen sind jedoch weiterhin weitaus anfälliger für eine TB-Infektion, wobei die beiden Krankheiten eine grausige, aber erfolgreiche Partnerschaft eingehen. Das DOTS-Programm der WHO ist eine Anleitung in fünf Schritten für einen schnellen Nachweis, eingehende Überwachung und Behandlung von TB. Der erste Schritt ist einfach: nachhaltiges politisches Engagement für TB-Sensibilisierung und -Ausrottung. Der zweite Schritt besteht in der Sicherstellung eines guten Zugangs zur Sputumanalyse für einen schnellen Nachweis von TB. Der dritte Schritt ist eine standardisierte Kurzzeit-Arzneimitteltherapie, die entweder zur Heilung führen oder mögliche Arzneimittelresistenzen aufdecken wird. Der vierte Schritt besteht in der Sicherstellung einer guten Versorgung mit Arzneimitteln, um zu gewährleisten, dass die Therapie abgeschlossen oder geändert wird, um mit arzneimittelresistenten Stämmen fertig zu werden. Der letzte Schritt besteht in der individuellen Beurteilung der Fälle und umfassenden Follow-ups, um gutes Feedback zu liefern. Derzeit werden unter dem RP6 einige TB-Forschungsprogramme durchgeführt, die diese Statistiken reduzieren sollen. Die meisten untersuchen die Effektivität neuer Impfstoffe, um den schon lange existierenden Impfstoff BCG zu ersetzen, der TB ausrotten sollte, wobei jedoch kürzlich nachgewiesen wurde, dass er bei Kindern effektiv ist, bei Erwachsenen jedoch weniger. - Vaccines4TB untersucht CD8 zytotoxische T-Zellen, einen anderen Typ als diejenigen, auf die HIV/AIDS abzielt, um das Verständnis in Bezug auf diese schlecht verstandenen Pfade zu erhöhen und mögliche Bereiche für Impfstoffe zu identifizieren. - Das integrierte Projekt TB-VAC zielt darauf ab, als Schirmprojekt für TB-Impfstoffprojekte unter dem RP6 zu fungieren und diese Impfstoffe mit der Zusammenarbeit von 31 EU-Institutionen aus neun EU-Mitgliedstaaten und zwei afrikanischen Staaten zu klinischen Prüfungen zu führen. - TB-DRUG OLIGOCOLOR zielt auf den schnellen Nachweis arzneimittelresistenter TB-Kulturen ab. - TB Treatment Marker nutzt das Blutplasma-Protein suPAR, das bei TB-Patienten erhöht ist, in der Hoffnung, dass es zu besseren Methoden für die Überwachung des Fortschreitens der Krankheit führen wird. - SENSITIVE TARGETS untersucht den bakteriellen Mevalonat-unabhängigen 1-Deoxy-D-xylulose 5-phosphat-Weg (DOXP), der Arzneimittel-Targets in TB und Malaria liefern kann. - NM4TB ist ein integriertes Projekt, das auf die Schaffung neuer hochwirksamer Arzneimittel gegen TB abzielt. - NEWTBDRUGS zielt auf die Entwicklung neuer Arzneimittel-Targets zur Verkürzung der Behandlungsdauer und somit eine Reduzierung der Gefahr von Arzneimittelresistenzen ab. Die Europäische Kommission finanziert außerdem die Partnerschaft für klinische Studien zwischen Europa und den Entwicklungsländern (EDCTP), die die Europäische Union und Entwicklungsländer zusammenbringt, um klinische Studien für Arzneimittel und Impfstoffe gegen HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria zu entwickeln.

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