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Migration, religion and work in comparative perspective. Evangelical ‘ethnic churches’ in Southern Europe

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Die Rolle der Kirche bei Migrationserfahrungen

Jenseits des religiösen Aspekts sind Kirchen für Migranten wichtige Orte, wo sie Zugang zu symbolischen Ressourcen für eine positive Selbstidentifikation und Möglichkeiten zur Interaktion mit anderen sowie grundlegende Dienstleistungen bekommen. Im Projekt MIGRANTCHRISTIANITY haben sich neue Erkenntnisse zu diesem Thema ergeben.

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Bestehende Studien zu evangelischen Kirchen und Migration haben deren Rolle als Ort der Zuflucht, Ressourcen und Seriosität sowie als „Makler“ für Integration untersucht. Es gibt aber auch einige Studien in Europa, die betrachten, wie die Religion das Leben der Migranten in sozialen Bereichen jenseits der religiösen Organisation formt, zum Beispiel bei der Arbeitsuche. Das EU-finanzierte Projekt MIGRANTCHRISTIANITY hat „einerseits die Rolle des Glaubens und andererseits die der Kirche untersucht, wenn es darum geht, die Integration von Migranten in die breitere Gesellschaft zu erreichen und ausbeuterische und diskriminierende Arbeitsbedingungen zu umgehen“, bemerkt Dr. Francesca Scrinzi, Marie Skłodowska-Curie-Stipendiatin des Projekts und Forschungsleiterin. Vergleichende Studie christlicher Migranten in Europa Es wurde eine vergleichende Studie zur Integration evangelischer Migranten in großen protestantische Kirchen in Spanien und Italien durchgeführt. Die Stipendiatin hat die Lebensgeschichten von Mitgliedern protestantischer Kirchen in Ghana und Lateinamerika gesammelt. Außerdem hat sie teilstrukturierte Befragungen mit Pastoren, laienhaften religiösen Führern und Vertretern protestantischer Organisationen aus Spanien und Italien durchgeführt. Danach folgten Beobachtungen im Gottesdienst, bei Gebetsstunden und Aktivitäten in Jugendgruppen, kirchlichen Frauengruppen und anderen informellen sozialen Veranstaltungen. Schließlich untersuchte Dr. Scrinzi noch dokumentarische Daten wie Flyer und Unterlagen zum Thema Migration und Multikulturalismus. „Aus dieser Feldforschung ist ein großer Korpus qualitativer Daten über das zu wenig erforschte Gebiet der Migration im Christentum in Europa entstanden“, so Dr. Scrinzi. Die Forschung von MIGRANTCHRISTIANITY geht daher über den im Bereich Migration und Religion bestehenden bisher fast ausschließlichen Fokus auf Muslime hinaus. Religion im Kontext der Einwanderung Die Forschungsarbeiten des Projekts haben gezeigt, wie vielfältig der bestärkende Einfluss religiöser Teilhabe für eingewanderte Gläubige ist. „Sie nutzen die Religion und religiöse Netzwerke, um ihre Ansiedlung in Einwanderungskontexten zu verhandeln und Rassifizierung entgegen zu wirken“, erklärt Dr. Scrinzi. Kirchen helfen auch bei bestimmten Problemen, indem sie Kinderbetreuung, Hilfe bei der Arbeitsuche sowie sprachliche und berufliche Schulungen anbieten. MIGRANTCHRISTIANITY hat herausgefunden, dass die sozioökonomischen Verhältnisse in Europa das charakteristische Erleben von Religion durch Migranten aus Ecuador, Peru und Ghana beeinflussen. Ecuadorianer und Peruaner arbeiten im Einwanderungskontext am Aufbau „interkultureller“ Kirchen, während Ghanaer sich eher in länderübergreifenden religiösen Verbänden der afrikanischen Diaspora engagieren. Außerdem hat die Forschung gezeigt, dass sowohl in Spanien als auch in Italien Fragen der Sexualität innerhalb der protestantischen Gemeinden oft Spaltungen zwischen eingewanderten und einheimischen Gläubigen auslösen, aber auch zwischen den einheimischen Kirchen. Mehr Wissen über Migration und Religion „Wie Migranten typischerweise in postindustrielle Arbeitsmärkte eingebunden werden oder von Arbeitslosigkeit betroffen sind, ist Dreh- und Angelpunkt ihrer Erfahrungen von sozialer Ausgrenzung und ihrer Aussichten auf soziale Mobilität“, betont Dr. Scrinzi. Und doch sind christliche Migranten im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs über Migration und Religion in Europa weitgehend „unsichtbar“. „Das Projekt trägt zur Weiterentwicklung eines Fachgebiets – nämlich Migration und Religion – bei, das in Europa viel zu wenig erforscht ist und von US-Wissenschaftlern dominiert wird“, hebt die Projektstipendiatin hervor. Die Projektergebnisse wurden bei wissenschaftlichen Konferenzen und Workshops sowie durch veröffentliche Aufsätze und Beiträge zu Monografien verbreitet. Mit Präsentationen bei Informationsveranstaltungen wollte man Praktiker und die breitere Öffentlichkeit an den Themen Migration, Religion und religiöser Pluralismus in Europa beteiligen. Die Ergebnisse hat MIGRANTCHRISTIANITY auch in für Laien verständlicher Sprache in einem kurzen englischsprachigen Forschungsbericht bereitgestellt. Neben den themenspezifischen Erfolgen konnte die Stipendiatin dank des Projekts auch ihre Expertise auf ein neues Forschungsfeld ausweiten: Religion und religiöser Pluralismus. Dr. Scrinzi konnte sich neue Sprachkenntnisse aneignen und ihre Fähigkeiten im Bereich Forschung und Information der Öffentlichkeit weiterentwickeln. Gemeinsam mit Projektkoordinatorin Dr. Anna Triandafyllidou hat sie ein Strategiepapier erarbeitet, das noch 2018 fertiggestellt wird.

Schlüsselbegriffe

MIGRANTCHRISTIANITY, Migrant, Einwanderer, Kirche, Christentum, Christenheit, Integration, evangelisch, Beschäftigung, Arbeit

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