Ein gemeinsames Beschaffungswesen für maßgeschneidertere Transportlösungen
Bei Projekt SPICE (Support Procurements for Innovative transport and mobility solutions in City Environment) geht es vor allem darum, dass zwei – oder, was hier der Fall ist, viele weitere – Köpfe besser sind, als ein Kopf. Seit seinem Start im September 2016 hat das Projekt ein sektorübergreifendes Netz ermöglicht, in dem sich Interessengruppen treffen und über ihre Anforderungen, Erwartungen, Erfahrungen, gelernten Lektionen und Ideen für zukünftige Prozesse sprechen können. Im Rahmen von SPICE wurden bewährte Methoden zusammengestellt, eine Reihe von Empfehlungen entwickelt und mehrere gemeinsame Käufergruppen gebildet – Käufer mit den gleichen Anforderungen und Plänen für das Beschaffungswesen. Zu Beginn des Projekts konnten Jos van Vlerken und andere Mitglieder des SPICE-Konsortiums allerdings lediglich Diskrepanzen zwischen Käuferanforderungen und Marktangeboten feststellen. Zusätzlich zu dem Mangel an Erfahrung in der Verwendung verfügbarer Beschaffungsansätze und dem Mangel an Wissensaustausch zeichnete sich ein sehr fragmentierter Sektor ab, auf dem oftmals isoliert arbeitende Interessengruppen Schwierigkeiten haben, angepasste Transportlösungen zu finden. „Die Käuferanforderungen sind natürlich von Gebiet zu Gebiet, zwischen verschiedenen Käufern sowie zwischen verschiedenen Beschaffungsaufträgen unterschiedlich. Doch die zentrale Diskrepanz, die wir festgestellt haben, ist, dass öffentliche Beschaffer den Wunsch haben, Lösungen zu erwerben, die auf die vorgegebene Lokalität oder Umgebung angepasst oder zugeschnitten sind, während die Industrie dazu neigt, handelsübliche, standardisierte Einheitslösungen zu erwerben“, erklärt van Vlerken. SPICE geht diese Herausforderung an, indem gemeinsamen Käufergruppen dabei geholfen wird, an gemeinsamen Beschaffungen für ihre nachhaltigen Transportprojekte zu arbeiten. Der Punkt ist, eine größere Harmonisierung zwischen Lösungen, größeren Volumen und den entsprechenden Skaleneffekten zu erzielen. „Falls möglich, ist es von Vorteil, einen großen Beschaffungsauftrag in kleinere Teile zu untergliedern, da es dies dem Beschaffer ermöglicht, zwischen Lösungen zu unterscheiden, die ein hohes Maß an Innovation erforderlich machen, und solchen Lösungen, bei denen dies nicht der Fall ist. Außerdem können sich hierdurch auch kleinere Bieter an dem Beschaffungsauftrag beteiligen“, sagt van Vlerken. Wenn eine gemeinsame Beschaffung nicht möglich ist, können gemeinsame Käufergruppen durch den Austausch von Ideen und Ansätzen dennoch zu einer Verbesserung des öffentlichen Beschaffungswesens führen. Laut van Vlerken sei dies in einem Gebiet, in dem die Technologie weitaus schneller fortschreite, als öffentliche Behörden neue Lösungen erwerben könnten, von entscheidender Bedeutung. „In der Zwischenzeit werden die Beschaffungsansätze, die Innovationen ermöglichenden Verfahren und die technischen Lösungen alle soweit fortgeschritten sein, dass es dem Käufer nicht möglich sein wird, sich allein auf vergangene Erfahrungen zu verlassen, um richtige Entscheidungen zu treffen. Der Austausch von Erfahrungen unter Käufern aus dem öffentlichen Beschaffungswesen hat die gleichen Vorteile wie der Austausch von Informationen zu Verbrauchsgütern durch soziale Medien, Rezensionen sowie Vergleichswebsites und Blogs im Internet“, merkt van Vlerken an. Im Zuge von SPICE wurde ein Katalog mit bewährten Methoden eingerichtet, der auf der Projektwebsite abgerufen werden kann, und der auch Empfehlungen für öffentliche Beschaffer enthält. „Unsere wichtigste Empfehlung ist, kontinuierlich aus vergangenen Beschaffungsaufträgen zu lernen, die gleichen oder ähnlichen Herausforderungen gewidmet sind. Wir empfehlen zudem eine langfristige Planung und Abstimmung mit anderen öffentlichen Körperschaften, sowie den Rückgriff auf kostspielige, der Beschaffung vorausgehende Prüfungen oder die Einführung von Marktdialogprozessen in die Beschaffung. Der Zweck ist es, den Markt über die Herausforderungen zu sensibilisieren, denen der Beschaffer ausgesetzt ist sowie ein Verständnis für die Lösung zu bekommen, die der Markt anbieten kann“, sagt van Vlerken. Das Konsortium ist letztlich zuversichtlich, dass Bürger von den Projektergebnissen profitieren werden: zum einen aufgrund der Qualität und des Komforts in der Mobilität, unabhängig davon, ob dies durch intelligente Verkehrssysteme, Elektrofahrzeuge oder Mobilitätsdienstleistungen erreicht wird, und zum anderen aufgrund der Kostenvorteile verbesserter Erkenntnisse und Erfahrungen mit innovativen Beschaffungsaufträgen, welche langfristige Faktoren und gemeinsame Gestaltung berücksichtigen.
Schlüsselbegriffe
SPICE, Beschaffungswesen zur Innovationsförderung, Transport, gemeinsame Käufergruppen