Risikobewertung für Nanomaterialien
Trotz des großen Potenzials von Nanotechnologie und Nanomaterialien wird deren weit verbreiteter Einsatz durch einen Mangel an Informationen über potenzielle Gesundheits- und Umweltrisiken von nanofähigen Produkten behindert. So ist es zum Beispiel wichtig zu verstehen, wie Nanomaterialien sich verbreiten und transformieren, sobald sie in die Umwelt freigegeben wurden, um mögliche Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gesundheit identifizieren zu können. Um diese potenziellen Risiken besser zu verstehen, entwickelte das GUIDENANO-Projekt eine innovative Methodik zur Bewertung und Steuerung der menschlichen und umweltbedingten Gesundheitsrisiken von nanofähigen Produkten über den gesamten Lebenszyklus des Produkts. "In GUIDENANO haben wir ein webbasiertes Tool geschaffen, das die Anwender durch den Risikobewertungsprozess für Nanomaterialien leitet und ihnen bei der Auswahl von Risikomanagementmaßnahmen zur Minderung der potenziellen Risiken hilft", erklärt Projektkoordinatorin Dr. Socorro Vázquez-Campos. "Um diese Ziele zu erreichen, baute das Projekt auf dem Stand der Technik zur Risikobewertung auf, um danach kritische Annahmen im Risikobewertungsprozess zu validieren sowie neue und überarbeitete prädiktive Modelle und Risikomanagementlösungen zu schaffen." Das GUIDEnano-Werkzeug Das wichtigste Ergebnis des Projektes ist das GUIDEnano-Werkzeug. "Wenn während des Risikobewertungsprozesses ein potenzielles Risiko identifiziert wird, hilft dieses webbasierte Tool Entwicklern von nanofähigen Produkten, die am besten geeigneten Milderungs- und Reduktionsstrategien für ein bestimmtes Produkt anzuwenden", erklärt Vázquez-Campos. Eine der Herausforderungen für die Entwicklung des Tools bestand darin, einen Weg zu finden, wie die verschiedenen Faktoren zu Belastung, Verbleib und Gefahrenabschätzung für Mensch und Umwelt in einem einzigen Rahmen integriert werden können. Dabei geht das GUIDEnano-Tool jedoch über den aktuellen Stand der Technik der Risikobewertung für nanofähige Produkte hinaus. Vázquez-Campos zufolge vereint das Werkzeug Materialcharakterisierung, Exposition, Umweltschicksal und Gefahren- und Risikobewertungsstrategien. "Das Tool kann von Industriepartnern unter verschiedenen Szenarien genutzt werden", hebt sie hervor. "Zum Beispiel kann es, sobald es in den Markt gebracht wurde, verwendet werden, um die Exposition von Arbeitern bei Fertigungsaktivitäten wie dem Sprühen von Nanomaterialien auf eine Oberfläche zu beurteilen, oder um die Umweltauswirkungen eines kommerziellen Produkts, wie Polymer-Nanokomposite oder -Gewebe, einzuschätzen." Einfach zu gebrauchen Um das GUIDEnano-Tool zu benutzen, loggt sich der Benutzer einfach auf der Website ein. Für jedes nanofähige Produkt erstellt sie oder er einen Fall und gibt Produktinformationen wie enthaltene Nanomaterialien, Lebenszyklusaktivitäten, Personen- und Umweltbelastungsschätzungen und Gefahrendaten ein. Basierend auf diesen Informationen generiert das Tool eine Risikobewertungstabelle und bietet dem Benutzer eine Risikominderungsstrategie an. "Aus diesen Informationen kann der Anwender deutlich erkennen, ob das Risiko in jeder Lebenszyklusphase des Produkts akzeptabel, möglich oder (quantitativ) inakzeptabel ist, und entsprechend planen", so Vázquez-Campos. Die Herausforderung von Nanomaterialien bewältigen Der Schutz von Mensch und Umwelt vor den nachteiligen Auswirkungen chemischer Stoffe ist eine Priorität mehrerer EU-Politiken wie etwa REACH. "Die Ergebnisse von GUIDENANO im Hinblick auf die Bereitstellung eines systematischen Werkzeugs, das neue Ansätze zur Bewertung der mit Nanomaterialien verbundenen Risiken bietet, können einige dieser Maßnahmen bei der Umsetzung ihrer Ziele hinsichtlich der Bewältigung der Herausforderungen von Nanomaterialien unterstützen", so Vázquez-Campos. Die Projektforscher stellen derzeit einen Businessplan fertig, der darauf abzielt, die aktuelle Version des Tools zu erweitern und der Kommerzialisierung einen Schritt näher zu bringen.
Schlüsselbegriffe
GUIDENANO, Sicherheit, REACH, Nanomaterialien, Nanotechnologie, Nanoprodukte