Die städtische Mobilität um IKT erweitern
Die Infomobilität ist die Stelle, an der Big Data und alltägliches Reisen zusammenlaufen. Das Konzept umfasst die Nutzung und Verbreitung dynamischer und selektiver multimodaler Informationen an Endnutzer – sowohl vor, als auch während der Reise – mit dem Ziel, effizientere und qualitativ hochwertigere Verkehrssysteme zu schaffen. Für die europäischen Städte bietet das Konzept immenses Potenzial, um die Ziele im Hinblick auf Mobilität und intelligente Städte („Smart Cities“) erreichen zu können. Doch auch wenn es Verkehrssysteme und Big Data gibt, besteht die Herausforderung darin, diese miteinander zu kombinieren. Das Ziel des EU-finanzierten Projekts PETRA bestand darin, diese Punkte über die Entwicklung einer Service-Plattform zu überwinden, um Anbieter und steuernde Stellen im Bereich des öffentlichen Verkehrswesens mit Reisenden zu verbinden. Die daraus resultierende Plattform berücksichtigt unterschiedliche Daten von verschiedenen städtischen Quellen, Reiseveranstaltern und Bürgern, führt ein breites Spektrum prädiktiver Analysen durch, erkennt Echtzeit-Ereignisse und stellt Verkehrsdienstleistungsanbietern und städtischen Interessenträgern Informationsdienste zur Verfügung, um in Übereinstimmung mit den Bedürfnissen der Bürger eine Optimierung des Verkehrsangebots zu ermöglichen. „Mit PETRA haben die Städte eine integrierte Plattform erhalten, welche die Bereitstellung bürgernaher, an die Nachfrage angepasster stadtweiter Verkehrsdienstleistungen ermöglicht“, sagt Projektkoordinator Sebastiaan Meijer. „Gleichzeitig bekommen Reisende mobile Anwendungen, die diese dazu befähigen, Reiseprioritäten zu setzen und Entscheidungen in Bezug auf Routen und Modalitäten zu treffen.“ Unsicherheiten klären Im Zuge des PETRA-Projekts wurde erfolgreich eine Handvoll wichtiger Meilensteine erreicht. Es wurden beispielsweise erhebliche Fortschritte im Hinblick auf die Bereitstellung von Reiseauskünften während unsicherer Zeiten erzielt. „Die Erfassung der urbanen Dynamik setzt Datenformate voraus, die einfach und dennoch umfassend genug sind, um Unsicherheiten in einer Weise zu vermerken, in der das für Reiseauskünfte erforderliche feinkörnige Detail erhalten bleibt“, erklärt Meijer. „Hierzu haben wir eine vor allem für die öffentlichen Verkehrsmittel konzipierte Methode für die bessere Erfassung von Unsicherheiten entwickelt, die sich für die chaotische Datenlage, die typisch bei realistischen Städtekontexten ist, als robust erweist.“ Meijer merkt an, dass für die Demonstration der Methode zwar noch weitere Fortschritte erforderlich seien, dass diese jedoch einfach genug für eine weitläufige Nutzung und Anwendung sei. Vorteile durch Experten Ein weiterer wichtiger Erfolg war die Entwicklung von Methodiken und Instrumenten zur Erfassung des städtischen Fachwissens in formalen und handhabbaren Formaten. „Die Miteinbeziehung der Städte und der Interessenträger in Bezug auf die Gestaltung und Verwaltung einer Infomobilitätsplattform eröffnet die Möglichkeit zur Nutzung deren Fachwissens in konstruktiver Weise – dies ist nicht möglich, wenn man auf eine generische Lösung für alle Städte abzielt“, sagt Meijer. „Es ist eine gemeinhin bekannte Tatsache, dass städtische Fachleute sich sehr gut mit der urbanen Dynamik auskennen und dieses Wissen im Umgang mit Störungen und Ereignissen abrufen. Und wir wollten sicher gehen, dass dieses Wissen erfasst und in unsere Plattform integriert wird.“ In Venedig wurde zum Beispiel ein Simulationsmodell zur Erfassung der Fußgängerdynamik entwickelt, das auf der geringstmöglichen Anzahl an Modellierungsannahmen basiert. Mithilfe des Fachwissens städtischer Fachleute wurde dieses Modell zu einer stadtweiten Simulation weiterentwickelt, in der die umtriebigsten Touristen-Hotspots der Stadt erfasst werden. Die Parameterisierung des Modells erfolgte unter Verwendung verfügbarer statistischer Daten und eine vollständige Validierung wurde von lokalen Experten durchgeführt. „Da diese Experten gut aufgestellt waren, um in Bezug auf die Bildung von Warteschlangen und Menschenansammlungen die Dynamik an umtriebigen, normalen und ruhigen Tagen an wichtigen Orten von Interesse zu prognostizieren, wurde über die Simulation Ausgangsdatenmaterial für die Reiseauskunftsplattform erstellt“, sagt Meijer. „Mit diesen Ausgangsdaten und einer Datei, welche die politischen Entscheidungsträger in Venedig jedes Jahr für die Prognose umtriebiger, normaler oder ruhiger Tage erstellen, kann die PETRA-Plattform in Venedig ausgehend von einem Expertenurteil darüber, wie sich die Situation gestalten wird, dynamische Ratschläge geben.“ Die Vereinigung von Technologie und Management Mit dem Abschluss des Projekts arbeiten die Forscher nunmehr mit verschiedenen europäischen Städten zusammen, um die Integration der PETRA-Erkenntnisse in die Infomobilitätsstrategien zu unterstützen. Es wird außerdem damit gerechnet, dass einige der im Rahmen des Projekts entwickelten technischen Infrastrukturen die Grundlage für verschiedene Ablegerprojekte bilden werden, um die Wirkung des Projekts zusätzlich zu intensivieren. „Unser Ziel war von Beginn an die Schaffung neuen Wissens und neuer Methoden, um die Bedeutung der Städte im Bereich der Infomobilität voranzubringen“, sagt Meijer. „Die PETRA-Plattform ist das Integrationsobjekt, das Technologie und Management zu nachweisbarer Synergie führt.“
Schlüsselbegriffe
PETRA, IKT, Smart Cities, Infomobilität, öffentliches Verkehrswesen