Strategien zur Waldbewirtschaftung und ihre Wirkung auf das Kohlenstoffbindungspotenzial des Waldes
Wenn es eine Schlacht im großen Kampf gegen den Klimawandel gibt, die Europa mühelos gewinnt, dann ist das mit Sicherheit der Schutz der Wälder. Während in anderen Regionen der Erde die Waldgebiete gefährlich schrumpfen, wachsen sie in Europa pro Jahr um die Fläche von 1 500 Fußballfeldern. Für die biologische Vielfalt ist das ein Vorteil, aber potenziell genau so für die Kohlenstoffbindung und Holzindustrie. Die wirkliche Frage ist: wie sollten wir diese Wälder bewirtschaften, um ihr Potenzial so gut wie möglich zu nutzen? Das Projekt FORMIT (FORest management strategies to enhance the MITigation potential of European forests) wollte diese Frage beantworten. Entwickelt wurde ein „Waldwachstumssimulator“ auf Grundlage verschiedener möglicher Szenarien des Klimawandels. Daraus ergaben sich Schätzungen der ober- und unterirdischen Kohlenstoffspeicherung und -strömungen im Wald. Das Team konnte außerdem abschätzen, wie viel der geernteten Holzprodukte und Waldbiomasse bei ausgewählten Klimaszenarien sowie für verschiedene Szenarien der Waldbewirtschaftung energetisch genutzt werden könnte. Unter anderem haben sie beobachtet, dass die europäischen Wälder älter werden. Aber das heißt nicht, dass die Förster sich zurücklehnen und entspannen können. „Die Kohlenstoffbindung der Wälder ist weiterhin extrem wichtig und wir sehen, dass das Interesse daran stetig weiter wächst. Außerdem gibt es dauerhaftes Interesse an der potenziellen Rolle der Biomasse bei der Energieerzeugung, obwohl es oft heißt, letzteres wäre äußerst ineffizient und skalenabhängig“, so Prof. Frits Mohren, der das Projekt FORMIT koordiniert hat. „Vereinfacht gesagt müssen wir das Wachstum steigern, um die Speicherung von Kohlenstoff auf demselben Niveau zu halten, wenn wir etwas von dem Zuwachs für Bioenergie einsetzen wollen. Jede Nutzung von Biomasse für Energie, durch die die Kohlenstoffspeicherung substanziell abnimmt, ist nicht klimaneutral und sollte vermieden werden.“ Insgesamt hat das Team die Kohlenstoffspeicherung in Europas Wäldern, die Wirkung von Strategien der Waldbewirtschaftung auf diese Speicherung, den Beitrag von Waldprodukten für Kohlenstoffspeicherung und -reduzierung sowie die sozioökonomischen Aspekte der Waldbewirtschaftung für Kohlenstoffspeicherung und -reduzierung bewertet. Schließlich haben sie Szenarien und Verfahren einschließlich Maßnahmen und Bewirtschaftungsstrategien entwickelt, die regionale Unterschiede in Europa, potenzielle Wirkungen des Klimawandels sowie Änderungen in der Artenzusammensetzung berücksichtigen. Prof. Mohren räumt zwar ein, dass sich die tatsächliche Wirkung dieser Strategien auf die Praxis der Waldbewirtschaftung nur schlecht abschätzen lässt, meint aber, dass „sich alle Partner an nationalen Debatten über adaptive Waldbewirtschaftung beteiligen, um zur Reduzierung des Klimawandels beizutragen, und dass die im Projekt entwickelten Waldbewirtschaftungsstrategien klare Optionen sind, die auch diskutiert werden. Die Ergebnisse aus FORMIT sind dabei nicht zwingend einzigartig, da wir nah an gängigen Praktiken der Waldbewirtschaftung geblieben sind.“ In naher Zukunft werden die Ergebnisse aus FORMIT auch anderen Projekten zugute kommen, in denen Daten zum Waldbestand zum Einsatz kommen, um die Kohlenstoffreduzierung zu bewerten. In der Zwischenzeit arbeiten die Teammitglieder weiter. „Wir haben an der Universität Wageningen neue Doktorandenprojekte gestartet, die sich mit Bewirtschaftungsstrategien des Waldes, zum Beispiel im Hinblick auf Auswirkungen des Klimawandels auf die Konkurrenz zwischen Baumarten, und mit adaptiven Bewirtschaftungsstrategien für Wälder in den Niederlanden befassen. Dasselbe gilt für die meisten Partner aus FORMIT, die ihre Arbeiten in diesem Bereich fortsetzen. Außerdem arbeiten wir im Bereich Kohlenstoffbeziehungen in Tropenwäldern, zum Beispiel anhand einer Ökobilanz für die Bewirtschaftung tropischer Wälder“, hebt Prof. Mohren hervor. Die Ergebnisse aus FORMIT werden auch in neuen Pilotprojekten genutzt, die zum niederländischen Programm „Climate-smart Forestry“ gehören, um das Potenzial der Waldbewirtschaftung im Kampf gegen den Klimawandel zu erforschen und zu demonstrieren. Ähnliche Maßnahmen werden auch in anderen Teilen Europas ergriffen.
Schlüsselbegriffe
FORMIT, Bindung, CO2, Klimawandel, Wald, Forst, Reduzierung, Kohlenstoff, biologische Vielfalt, Biodiversität, Biomasse