Förderung neuer Therapien für Rückfallpatienten mit akuter lymphatischer Leukämie
Die Überlebensrate für an akuter Leukämie Erkrankte ist in den vergangenen 40 Jahren von unter 20 % auf über 80 % angestiegen, doch dieser Fortschritt hat einen hohen Preis: Die heute eingesetzten Therapien werden über einen längeren Zeitraum angewandt und sind aggressiver. Zudem liegt die Sterberate rückfälliger Patienten noch immer bei 50 %, weil Kombinationen aus Chemotherapie und Blutstammzellentransplantation (engl. haematopoietic stem cell transplantation, HSCT) nicht immer anschlagen. Da neue vielversprechende Medikamente kurz vor ihrer klinischen Erprobung stehen, hat es sich das Projekt INTREALL (International study for treatment of childhood relapsed ALL 2010 with standard therapy, systematic integration of new agents, and establishment of standardised diagnostic and research) zur Aufgabe gemacht, die größte Plattform für klinische Studien zu schaffen, die sich der Diagnose und Behandlung von Rückfallerkrankungen an Leukämie im Kindesalter widmet. "Wir arbeiten an der Optimierung des Standards für medizinische Versorgung, Diagnose und Behandlung und erforschen derzeit die Aufnahme neuer zielgerichteter Medikamente in die Therapie. Damit möchten wir die Überlebensrate steigern und die Toxizität der Chemotherapeutika verringern. Dieses Projekt wird auf internationaler Ebene realisiert und wird allen europäischen Bürgern zugutekommen", erklärt Projektkoordinator Dr. von Stackelberg. Zu den wichtigsten Zielen von INTREALL zählte die Durchführung von Studien der 2. und 3. Phase, die weltweit Vorbildcharakter haben könnten und im Zuge deren eine in ihrer Form einzigartige Plattform zur Medikamentenentwicklung geschaffen wurde. Es wurden jeweils unterschiedliche Studien für Standard- und Hochrisiko eines Krankheitsrückfalls bei akuter lymphatischer Leukämie im Kindesalter entwickelt. Zudem haben die Projektarbeiten erheblichen Anteil an der besseren Erforschung von Epratuzumab – einem durch den Projektpartner Immunomedics entwickelten, gegen CD22 gerichteten monoklonalen Antikörper, der derzeit eine randomisierte Studie der Phase 3 durchläuft. "Dank INTREALL werden auch weitere randomisierte Studien in einem vertretbaren Zeitrahmen durchgeführt werden können, die ganz im Interesse der Patienten sind", erklärt Dr. von Stackelberg. "Auf diesem Weg kann die Sicherheit und Wirksamkeit neuer gezielter Therapien im Vergleich mit herkömmlichen Behandlungsstrategien untersucht werden." Neben dem verbesserten Verständnis der Wirkungsweise von Epratuzumab besteht ein weiterer beachtlicher Erfolg der Arbeiten darin, dass eine bedeutsame klinische Studie der Phase 3, in der der Antikörper Blinatumomab untersucht wird, in die Behandlungsstrategie für Patienten mit hohem Rückfallrisiko aufgenommen wurde. Um die Ergebnisse seiner klinischen Studien zugänglich machen zu können, hat das Konsortium auf Grundlage des durch den Projektpartner XClinical entwickelten Systems MARVIN eine Informationsdatenbank zu seinen Studien entwickelt, über die Informationen zu den für Hoch- wie für Standardrisiko durchgeführten Studien abgerufen werden können. Patienten, die aus medizinischen oder organisatorischen Gründen keine Teilnehmer der Studien sind, können sich über diese Plattform registrieren und Zugriff auf offen zugängliche klinische und biologische Studien erhalten. Standardisierte Diagnoseverfahren, Referenzlaboratorien und eine virtuelle Gewebedatenbank zur Speicherung von Patientendaten zählen zu den weiteren Tools, die im Rahmen des Projekts entwickelt und in allen teilnehmenden Ländern etabliert wurden. Auch bei zukünftigen Studien kann die Plattform verwendet werden. Tatsächlich gehen Dr. von Stackelberg und sein Team davon aus, das Projekt nach seinem voraussichtlichen Abschluss im September 2017 mithilfe staatlicher Fördergelder ausweiten zu können. "Unsere Diagnose- und Therapieplattform wird weiteren interessierten Ländern und Forschungsgruppen innerhalb und außerhalb Europas offen stehen. Das INTREALL-Team wird weiterhin bestehen und einige der wirksamsten und besten neuen Wirkstoffe erforschen und dabei mit den zuständigen Behörden und Wirtschaftsvertretern zusammenarbeiten." Erreicht das Konsortium alle Ziele, die es sich gesetzt hat, geht Dr. von Stackelberg von einer Erhöhung der Überlebensrate um etwa 15 % aus.
Schlüsselbegriffe
INTREALL, akute lymphatische Leukämie, ALL, Therapien, klinische Studie, Rückfall, Epratuzumab, Immunomedics, Blinatumomab, Datenbank, Diagnose