Griechenland: führend in der Erdbebenforschung
Griechenlands Bauwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten als Ergebnis der allgemeinen Abwanderung in ländliche Gebiete und durch den starken Tourismussektor einen Aufschwung durchlebt. Gleichzeitig baut man hier in Gebieten mit seismischer Aktivität, weshalb die Nation eine solide Tradition im Bau erdbebensicherer Gebäude und bei der Verbesserung der Bautechniken vorzuweisen hat. Die östliche Region des Landes, in der die drittgrößte Stadt Griechenlands, Patras, liegt, in der gleichermaßen eine renommierte Universität beheimatet ist, stellt eine ganz besonders erdbebengefährdete Zone dar. Vor diesem Hintergrund trug das von der EU finanzierte Projekt "Advanced centre of excellence in structural and earthquake engineering" (ACES) zur Modernisierung und Stärkung der Kapazitäten der Universität in der Erdbebenforschung bei. Um die Ziele zu erreichen, stellte das Projekt drei Postdoktoranden ein und beschaffte grundlegend wichtige Geräte wie etwa schnelle servohydraulische Kraftaktuatoren und moderne Steuerungen. Man entwickelte ausgeklügelte seismische Testmöglichkeiten. Außerdem baute das Projektteam einen Cluster aus zwölf Knoten (parallelen Prozessoren) auf, um seismischen Störungsbruch und die Wellenausbreitung in drei Dimensionen zu simulieren. Vor Ort errichtete man einen Prüfbrandofen zum Testen verschiedener Materialien, was eine einzigartige Testanlage nicht nur landesweit, sondern auf dem gesamten Balkan und im östlichen Mittelmeerraum darstellt. Zur Erweiterung der Fähigkeiten des Zentrums in bautechnischen Fragen organisierte ACES einen internationalen Workshop über verhaltensbasierte Erdbebentechnik mit den weltweit führenden Experten auf diesem Gebiet. Man veranstaltete auch einen Workshop über innovative Materialien und Techniken im Betonbau, an dem Experten in Sachen Beton aus der ganzen Welt teilnahmen. Das Zentrum verschaffte überdies der globalen Wissenschaftsgemeinschaft internetgestützten Echtzeitzugang zu Tests im Bautechniklabor und zu einer Datenbank für jede Testkampagne. Der Fortschritt des Zentrums und die Erkenntnisse des Projekts wurden in einer Reihe expertenbewerteter wissenschaftlicher Arbeiten und Berichte veröffentlicht. ACES publizierte außerdem zusätzlich zu den Beiträgen zum EN-Eurocode8 für die erdbebensichere Ausführung von Gebäuden einen Onlineführer für Brückenkonstruktion mit dem Schwerpunkt Erdbebenaspekte. Durch verbesserte Exzellenz und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des internationalen Ansehens der Universität Patras auf dem Gebiet hat das Projekt die Forscher und Politikergestalter in die Lage versetzt, etwas für mehr Erdbebensicherheit neuer Baustrukturen zu tun. Das im Zentrum generierte Wissen wird diesbezüglich für bessere Entwurfs- und Konstruktionspraktiken sorgen, die auch kostengünstiger ausfallen dürften. Hiermit wird man zur Sicherung von Nachhaltigkeit und volkswirtschaftlicher Rentabilität der seismischen Hotspots Griechenlands sowie zur Wissensbasis der Welt beitragen, wie man Vorsorge gegenüber der Zerstörung durch Erdbeben beitreibt.