Wirksames Risikomanagement von Erdrutschen
In jüngster Zeit ist ein ganz neuer Wissenschaftsbereich aufgekommen, die Wissenschaft der Komplexität. Durch sie will man versuchen, Naturrisiken wie Erdrutsche vorauszusagen und effektiv mit ihnen umzugehen. Es gibt zahlreiche Faktoren, die den Boden an einer schiefen Ebene dazu bringen, seine Stabilität zu verlieren und einen Erdrutsch zu verursachen. Ein vorbei fahrender schwerer LKW oder Unterwasserdruck sind nur zwei Beispiele; das heißt, dass sowohl menschliche als auch natürliche Faktoren die Instabilität auslösen können. In Italien forderten Erdrutsche in den letzten zehn Jahren die enorme Zahl von 263 Menschenleben. Eine "Oase" in diesem düsteren Bild brachte kürzlich das aktuelle Projekt mit eben dem Namen OASYS. Die Projektpartner haben multidisziplinäre Methoden integriert und einen beträchtlichen Fortschritt beim Management von Naturkatastrophen erreicht. Von Feldforschern erworbene Daten können nun mithilfe eines integrierten Systems verarbeitet werden, das so eine schnelle und genaue Risikobewertung ermöglicht. Selbst für einen Laien ist es offensichtlich, dass es für den Umgang mit Erdrutschen von zentraler Bedeutung ist, winzige Bewegungen des Bodens sowie Veränderungen der Neigung zu ermitteln und zu messen. Sensoren mit der benötigten Genauigkeit werden im Bauwesen weitverbreitet eingesetzt. Piezoelektrische Schwingungssensoren beispielsweise werden bei Empfindlichkeitsmessungen der Reaktion einer Struktur auf dynamische seismische Belastungen erfolgreich verwendet. Statische Neigungsmesser gestützt auf Feder-Masse-Technologie ermöglichen die hoch präzise Ermittlung von Veränderungen in der Neigung eines Gebäudes. Die Herausforderung, die die Projektpartner erfolgreich angegangen sind, bestand in der Anpassung dieser Sensoren auf lockeres Material wie Erde und auf extrem niedrige Bewegungswerte. Die OASYS-Ausrüstung kann jetzt für die Integration dieser Sensoren in geotechnische Modelle sowie die weitere Untersuchung ihrer Eigenschaften mithilfe von parametrischen und nicht-parametrischen Kalibrierungsmethoden weiterentwickelt werden. Möglicherweise formen diese Forschungsergebnisse ein wirksames und genaues Erdrutschwarnsystem.