Bilder von Migration als Spiegel des regionalen und nationalen Ethos
Migration nimmt weltweit zu und verändert regionale Identitäten sowie die lokale Wahrnehmung anderer. Mit Erkenntnissen zur Ansicht der einheimischen Bevölkerung zu Migrierten und dazu, wie der eigene Status als interne Andere gespiegelt wird, könnten antisoziale Tendenzen wie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bekämpft werden. Das Phänomen der Migration wurde in Umfragen und Dialogen im Laufe der Jahre eingehend untersucht. Finanziert mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen werden im Projekt STREAM Bilder genutzt, um das Zusammenspiel zwischen Anderssein und nationalem Ethos zu betrachten.
Bilder der Migration regen zum Nachdenken an
Ein Bild sagt vielleicht mehr als tausend Worte, aber laut Projektstipendiatin Myriam Lamrani boten Bilder im Rahmen des Projekts einzigartige Möglichkeiten zum Nachdenken und für Gespräche. Lamrani erklärt: „Durch die Bilder kamen Gespräche auf, die auf der Grundlage von Fragen ganz anders verlaufen wären. Die Freiheit, Bilder zu betrachten und einen Dialog zu beginnen, gab mir die Hoffnung, dass Bilder ein wirkungsvolles Mittel gegen Rassismus und andere Formen der Stereotypisierung sein könnten.“ Die Bilder wurden aus verschiedenen Quellen ausgewählt, darunter persönlichen Fotos und Videos, Pressefotos und historischen Bildern. Ein Großteil des Materials zeigt Geschichten der Migration und die Schwierigkeiten vieler Migrierender. „Die Erfahrung ist mit dem Scrollen in sozialen Medien vergleichbar – die Schönheit und das Über der Welt zu betrachten –, nur verlangsamt, um darüber nachdenken zu können, was diese Bilder auslösen“, beobachtet Lamrani.
Kreta und Oaxaca: Migrationsrouten und inneres Anderssein
Das Team arbeitete mit kleinen Kohorten. Die meisten Teilnehmenden hatte bereits Erfahrung mit bildbezogener Forschung oder sind im Bereich der visuellen Kunst in Oaxaca in Mexiko und Kreta in Griechenland tätig. In diesen Regionen ist der regionale Ethos Teil der nationalen Identität und dennoch klar abgegrenzt. Er ist also eine Identität des inneren Andersseins, das sich auf die Ansichten über Migrierte auswirken könnte. Oaxaca und Kreta liegen an Migrationsrouten für Menschen aus dem globalen Süden, die sich ein besseres Leben im globalen Norden erhoffen. In den Regionen leben auch wohlhabendere Migrierte: digitale Nomaden und Rentner aus dem Ausland, meist aus dem globalen Norden. Lamrani fand heraus, dass die Einstellung gegenüber Migrierten in diesen Regionen vom sozialen Status abhängig ist. In beiden Ländern werden arme Migrierte aus dem globalen Süden oft negativ betrachtet, und die Angst vor den anderen war weit verbreitet. In Oaxaca wurden Migrierte aus bestimmten lateinamerikanischen Ländern als Kriminelle abgestempelt. In Kreta wurden muslimische Migrierte aufgrund der verbreiteten negativen Ansichten zum Islam oft mit religiösem Extremismus in Verbindung gebracht. Digitale Nomaden und wohlhabende Rentner wurden hingegen eher als ein nötiges Ärgernis angesehen, weil sie wirtschaftliche Vorteile bringen. Der Beitrag zur lokalen Wirtschaft wird gesehen, allerdings steigen auch die Lebenshaltungskosten durch ihre Anwesenheit.
Hoffnung auf einen Wandel des Ethos
Durch das STREAM-Projekt haben sich für Lamrani viele erste Karrieremöglichkeiten eröffnet: Sie hat ihre Arbeit an mehreren bekannten Universitäten vorgestellt, darunter Harvard, Panteion, McGill und Oxford. Sie hat ihre Arbeit auch in einem Podcast veröffentlicht, ihre Kompetenzen für Anträge auf Zuschüsse vertieft und die Kenntnisse in Fotografie und Filmgestaltung erweitert. Lamrani plant ein Buch auf der Grundlage von STREAM, in dem einige der Bilder aus dem Projekt und die Gespräche der Teilnehmenden vorgestellt werden. Sie hofft, dass die öffentliche Wahrnehmung von Migration durch den sorgfältigen Einsatz von Bildern positiv beeinflusst werden kann.
Schlüsselbegriffe
STREAM, visuelle Bilder, Andersartigkeit, nationales Ethos, Migration, Migrierte, Mexiko, Griechenland