Ernährungspolitik in ganz Europa näher betrachten
Vom EU-finanzierten Projekt CoDiet unterstützte Forschende haben kürzlich eine Studie über verschiedene politische Maßnahmen für eine bessere Ernährung in Estland, Spanien, Italien, Portugal, Slowenien und Finnland durchgeführt. In dieser Studie wurde untersucht, inwieweit die Umsetzung von Maßnahmen der Ernährungspolitik in diesen sechs europäischen Ländern dazu beitragen könnte, nicht übertragbare Krankheiten zu reduzieren, und welche Ansätze die Länder zur Überwachung der Auswirkungen der Maßnahmen gewählt haben. Eine ungesunde Ernährung mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker und einem Mangel an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten nimmt bei der Entstehung von nicht übertragbaren Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Atemwegserkrankungen, psychischen und neurologischen Störungen und Krebs eine wesentliche Rolle ein. Diese Krankheiten weisen einen Anteil von 80 % an der Krankheitslast in der EU auf und sind die Hauptursache für vermeidbare vorzeitige Todesfälle. Bei ungesunder Ernährung handelt es sich allerdings nicht um eine rein individuelle Entscheidung. Menschen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status fehlt es in der Regel am Zugang zu erschwinglichen gesunden Lebensmitteln und Maßnahmen. So werden diese Menschen zum Beispiel von Steuererhöhungen oft am härtesten getroffen, was dazu führt, dass sie weiterhin günstige, ungesunde Lebensmittel konsumieren. Im Bericht von CoDiet wird erörtert, inwieweit die Gestaltung und Umsetzung verschiedener politischer Maßnahmen in Bezug auf die Zusammensetzung von Lebensmitteln, Vermarktungsbeschränkungen für Kinder, die Kennzeichnung von Lebensmitteln und die Besteuerung auf die Ernährungsdimensionen abzielen, die am engsten mit nicht übertragbaren Krankheiten verbunden sind. Außerdem werden die in den ausgewählten europäischen Ländern angewandten Verfahren zur Überwachung und Bewertung der Politik sowie deren Zusammenhang mit gesundheitlichen Ungleichheiten analysiert. Franco Sassi, Professor beim CoDiet-Projektpartner Imperial College London, berichtet über die aus der Studie hervorgegangenen Schlussfolgerungen: „Wir haben festgestellt, dass die meisten Maßnahmen noch immer nicht verpflichtend sind und viele von ihnen nicht häufig überwacht werden, wodurch es schwierig ist, die Auswirkungen dieser Vorschriften zu bewerten. Es ist jedoch eindeutig, dass politische Maßnahmen, die auf die Zusammensetzung von Lebensmitteln mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker, die Besteuerung von zuckerhaltigen Getränken, die Bereitstellung von Mahlzeiten in Schulen und die Beschränkung der Vermarktung für Kinder abzielen, die größte Wirkung versprechen.“ Die Studie baut auf dem Benchmarking der Maßnahmen auf, das im Rahmen der über Horizont 2020 unterstützten Projekte Science and Technology in Childhood Obesity (STOP) und Policy Evaluation Network (PEN) durchgeführt wurde. Sie nutzt zudem den „Health Food Environment Policy Index“ (Food-EPI), der entwickelt wurde, um die Unterstützung der Lebensmittelpolitik und -infrastruktur in 11 europäischen Ländern zwischen 2019 und 2021 zu bewerten. In dieser Studie wurde der Food-EPI verwendet, um die wenigen zusätzlichen Maßnahmen zu bewerten, die in den sechs ausgewählten Ländern der Studie umgesetzt wurden.
Folgemaßnahmen
Der nächste Punkt auf der Agenda von CoDiet (COMBATTING DIET RELATED NON-COMMUNICABLE DISEASE THROUGH ENHANCED SURVEILLANCE) ist die weitere Bewertung der vielversprechendsten Maßnahmen und die Modellierung ihrer Auswirkungen auf Ernährungsergebnisse und gesundheitliche Ungleichheiten. Das Forschungsteam wird ausführliche Interviews mit Interessengruppen aus den sechs Ländern führen und analysieren, wie sich politische Maßnahmen zur Salzreduzierung, zur Besteuerung von zuckerhaltigen Getränken, zu Vermarktungsbeschränkungen und zur Bereitstellung von Schulessen auf die Ernährung der Bevölkerung auswirken. „Unser Ziel ist es, den Verantwortlichen der Politik überzeugende Beweise für das Potenzial der wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährung der Bevölkerung und zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten bereitzustellen“, bemerkt Stefanie Vandevijvere vom Projektpartner Sciensano in Brüssel. „Durch eine genaue Bewertung dieser Maßnahmen und die Zusammenarbeit mit den relevanten Interessengruppen wollen wir konkrete und gezielte Empfehlungen ausarbeiten, die nicht nur die Ernährung der Bevölkerung optimieren, sondern auch die gesundheitlichen Ungleichheiten in den einzelnen Ländern verringern.“ Weitere Informationen: CoDiet-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
CoDiet, Lebensmittel, Ernährung, Diät, Politik, nicht übertragbare Krankheiten, gesättigte Fettsäuren, Salz, Zucker, gesundheitliche Ungleichheiten