Bessere Ernährung und weniger Medikamente bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung
Bei ADHS wird meist mit Medikamenten, Verhaltenstherapie, Beratung und Unterstützung im Bildungswesen behandelt. Doch aufgrund der Zweifel, ob diese Vorgehensweisen Kindern mit ADHS langfristig hilft, und wachsender Bedenken über die steigende Anzahl an Verschreibungen und langfristige Nebenwirkungen der Medikamente haben sich einige Forschende der Ernährung zugewandt. Eine randomisierte Kontrollstudie aus den Niederlanden bietet nun Einblicke in die Machbarkeit und Wirksamkeit einer ernährungsbezogenen Behandlung von ADHS. Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekt Eat2beNICE werden in der Studie die kurzfristigen (fünf Wochen) und langfristigen (ein Jahr) Auswirkungen von zwei Ernährungsinterventionen verglichen: eine streng gesunde Ernährung und eine Ausschlussdiät mit stationärer Versorgung bei 162 Kindern mit ADHS. Die Ergebnisse zeigen, dass eine gesunde Ernährung als wirksame Ergänzung zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden kann. In einem Artikel in der Fachzeitschrift „BMC Psychiatry“ werden der Hintergrund, der Studienaufbau und die Methodik der Kontrollstudie ausführlich beschrieben.
Nahrungsmittel weglassen oder einfach gesunde Ernährung
Es ist allgemein bekannt, was eine gesunde Ernährung ausmacht: viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, weniger Fleisch, ausreichend Flüssigkeit, genügend Milchprodukte und begrenzt Streich- und Kochfette. Die zweite Ernährungsintervention in der Studie, die Auslassdiät, beruht auf der Idee, dass bestimmte Nahrungsmittel oder Lebensmittelkategorien ADHS-Symptome auslösen. Um diese genau zu bestimmten, wurden mögliche Kandidaten wie Gluten, künstliche Aromastoffe und Zucker für fünf Wochen aus dem Ernährungsplan der Kinder gestrichen. Anschließend wurden sie im Laufe von zwölf Monaten langsam wieder eingeführt, um festzustellen, welche Lebensmittel Symptome auslösen oder verschlimmern. In einem Artikel von Forschenden des Eat2beNICE-Projektträgers Radbound Univesity Medical Center, Niederlande, in der digitalen Veröffentlichung „Open Access Government“ heißt es: „Die Kinder, die eine der Ernährungsinterventionen durchliefen, nahmen weniger Medikamente als die Kinder, die nur die Standardbehandlung erhielten. Ihre Gesundheit verbesserte sich insgesamt, auch nach Beendigung der speziellen Ernährungsform. Die gesunde Ernährung erwies sich als nahezu genauso wirksam wie die Ausschlussdiät und war für die Familien leichter umzusetzen.“ Tatsächlich zeigte die gesunde Diät bessere Ergebnisse als die Ausschlussdiät. Nach fünf Wochen sprachen 34 % der Kinder mit ADHS auf die Ausschlussdiät an, doch bei einer gesunden Ernährung stieg diese Zahl auf 51 %. Darüber hinaus verschlechterten sich der Blutdruck, die Herzfrequenz und somatische Beschwerden der Kinder, die eine Standardbehandlung erhielten, im Studienzeitraum. Bei den Gruppen mit Ernährungsinterventionen verbesserten sie sich. Es heißt weiter: „Die langfristigen Ergebnisse weisen die gleiche Richtung. Nach einem Jahr folgte kaum ein Kind noch den strengen Auflagen der Ernährung. Dennoch verhielt sich die Gruppe, die eine gesunde Ernährung erhielt, mindestens genauso gut wie die Gruppe mit einer Standardbehandlung hinsichtlich der ADHS-Symptome und der Probleme mit der Emotionsregulation. Nach einem Jahr nahmen die Kinder aus den Ernährungsgruppen auch weniger Medikamente ein als die Gruppe, die eine Standardbehandlung erhielt.“ Abschließend wird angemerkt, dass „eine gesunde Ernährung die Standardbehandlung für Kinder mit ADHS wirksam ergänzen kann“. Sie sprachen insbesondere „für jüngere Kinder mit einer schwereren, kombinierten Art ADHS, deren Eltern Ernährungsinterventionen positiv gegenüberstehen und über die Mittel verfügen, diese durchzuführen,“ eine Empfehlung aus. Das Projekt Eat2beNICE (Effects of Nutrition and Lifestyle on Impulsive, Compulsive, and Externalizing behaviours) endet im Februar 2023. Weitere Informationen: Eat2beNICE-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
Eat2beNICE, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, ADHS, Kind, Ernährung