Eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI
Künstliche Intelligenz (KI) ist zunehmend allgegenwärtig, sodass die transformative Macht dieser Technologie unbedingt in vollem Umfang auf den Vorteil der Bevölkerung ausgerichtet werden muss. Diesen Ansatz zu zementieren war das Hauptziel im EU-finanzierten Projekt HumanE-AI-Net. „Die Projektvision war, KI nicht als Möglichkeit zu betrachten, menschliche Aufgaben besser auszuführen, sondern als eine Art der Zusammenarbeit, um die menschlichen Fähigkeiten auszuweiten“, erklärt Paul Lukowicz, der Netzwerkkoordinator am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. „Die Idee ist, dass wir mit KI gewünschte Dinge tun können, aber stärker und effizienter, wie mit einem ‚kognitiven Exoskelett‘.“
KI, Interaktionen zwischen Mensch und Computer und Sozialwissenschaften
In diesem Sinne kamen Menschen mit wichtigen KI-Kenntnissen sowie Sachverständige zu Interkationen zwischen Mensch und Computer, Sozialwissenschaften und Recht zusammen. So sollten technische Probleme gelöst werden, damit Interaktionen zwischen Mensch und KI für Einzelpersonen und die Gesellschaft vorteilhaft sind. „Wir müssen verstehen, wie sich KI auf das Zusammenleben auswirkt“, sagt Lukowicz. „Das muss in den Designprozess einfließen und nicht nur ein Faktor sein, der im Nachhinein auferlegt wird.“ Das Projekt wurde in mehrere interdisziplinäre Mikroprojekte unterteilt. In diesen kamen verschiedene Forschende zusammen, um konkrete Probleme der Interaktionen zwischen Mensch und KI zu lösen. So wurden zahlreiche Ergebnisse generiert, darunter eine beeindruckende Anzahl an Veröffentlichungen und Berichten.
Praktische KI-Werkzeuge im Sinne der Gesellschaft
In einigen Mikroprojekten wurden auch erfolgreich praktische Werkzeuge erarbeitet. Über eine Initiative wurde zum Beispiel ein System der erweiterten Realität entwickelt, das bei der Entfernung von Bauchspeicheltumoren unterstützend dient. „Das KI-System nimmt Bilder des Tumors und umliegenden Gewebes auf und projiziert sie in eine Brille für erweiterte Realität, die bei der Operation getragen werden“, erklärt Lukowicz. „Der Eingriff ist damit quasi eine Zusammenarbeit zwischen KI und der Chirurgin bzw. dem Chirurgen.“ In einem anderen Mikroprojekt wurde KI für genauere und differenziertere Analysen der Luftqualität genutzt. Dabei sollten Schadstoffe erfasst werden, die sehr variabel sein können, zum Beispiel im Straßenverkehr, indem die Macht von KI und Big Data genutzt wird, anstatt teurere Sensoren an den Straßen aufzustellen. Bei anderen Initiativen ging es um neue Werkzeuge, um Vorurteile und Desinformation in sozialen Medien zu bekämpfen. „Auch ein Chatbot für leichtere Interaktionen zwischen Migrierten und Behörden ist eine sehr praktische Anwendung aus dem Projekt“, berichtet Lukowicz. „Das Ausfüllen von Formularen und Anträgen kostet Zeit und es kann zu Missverständnissen und Fehlern kommen. Die Forschenden wollten dieses Verfahren reibungsloser gestalten.“
Forschungsgemeinschaft für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Projekt war der Aufbau einer nachhaltigen Forschungsgemeinschaft zu menschenzentrierter KI. Gemeinsam mit dem niederländischen Zentrum für hybride Intelligenz wurde eine internationale Konferenzreihe aufgestellt und durchgeführt, um einen Raum für Debatten und Zusammenarbeit zu schaffen. Die jährliche Konferenz Hybrid Human-Artificial Intelligence fand 2022 erstmals statt, eine vierte Ausgabe ist für Juni 2025 in Pisa, Italien, geplant. „Wissenschaftliche Gemeinschaften werden meist durch die Orte für Veröffentlichungen und Treffen geprägt“, so Lukowicz. „Diese Konferenzreihe, die nach dem Projekt weiterläuft, ist hilfreich für eine neue Gemeinschaft rund um die Idee der Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI.“ Das Projektteam arbeitet auch an einem Handbuch zu kollaborativer KI, das zu einem Referenzrahmen für die Praxis werden soll.
Schlüsselbegriffe
HumanE-AI-Net, KI, gesellschaftlich, Chirurgie, Big Data, Luftqualität