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Wie treffen wir die wichtigsten Entscheidungen unseres Lebens?

In einer neuen Studie wird die Wissenschaft hinter den wichtigen Entscheidungen im Leben erkundet.

Berufswechsel, Beendigung einer Beziehung, Geburt eines Kindes, Umzug in ein anderes Land: Transformative Entscheidungen dieser Art verändern den Lebensweg der Menschen. Ein Forschungsteam am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Deutschland hat diese Art von Entscheidungen untersucht. Es hat einen neuartigen Rahmen zur Prüfung und zum Verständnis lebensverändernder Entscheidungen eingeführt. Im vorgeschlagenen Rahmen stehen die Komplexität und die emotionalen Folgen von transformativen Lebensentscheidungen im Mittelpunkt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „American Psychologist“ veröffentlicht.

Funktioniert die traditionelle Art, über Entscheidungen nachzudenken?

Die Forschenden analysierten verschiedene Textdaten, hauptsächlich persönliche Geschichten, Online-Diskussionen, Bücher und Nachrichtenartikel. Sie ermittelten fünf Schlüsseldimensionen, die transformative Entscheidungen beeinflussen. Dazu zählen konfligierende Gründe (konkurrierende Werte erschweren normalerweise transformative Entscheidungen), Veränderung des Selbst (transformative Entscheidungen können Identität und Werte neu formen), Ungewissheit über das tatsächliche Empfinden (die Ergebnisse transformativer Entscheidungen sind meist nicht vorhersehbar), Irreversibilität (viele Entscheidungen sind nur schwer oder gar nicht revidierbar) und Risiko (Entscheidungen können mit großen emotionalen, finanziellen oder sozialen Risiken verbunden sein). Zudem wurden einfache Auswahlstrategien vorgestellt, um diese Dimensionen zu berücksichtigen. Eine Strategie besteht zum Beispiel darin, eine Entscheidung in mehrere Schritte zu unterteilen.

Durch transformative Entscheidungen navigieren

In der Studie wird betont, dass in der konventionellen Literatur zum Thema Entscheidungsfindung meist von vereinfachten Szenarien ausgegangen wird, die den Feinheiten von transformativen Entscheidungen im wirklichen Leben nicht gerecht werden. „Um die wichtigsten Entscheidungen im Leben zu verstehen, müssen wir über die stark vereinfachten Modelle hinausgehen, die in den Verhaltenswissenschaften häufig verwendet werden“, kommentiert Erstautorin Shahar Hechtlinger in einer Pressemeldung. Sie plädierte dafür, diese Entscheidungen in ihrem realen Umfeld zu untersuchen, um kulturelle und emotionale Aspekte zu berücksichtigen, die häufig außer Acht gelassen werden. „In der Forschung zum Urteilen und Entscheiden arbeiten wir oft mit stark vereinfachten, stilisierten Aufgaben. Diese kontrollierten Szenarien stehen aber im starken Gegensatz zu den Entscheidungen, die Menschen im wirklichen Leben in unterschiedlichen Kulturen und Kontexten treffen müssen.“ Die Autorinnen und Autoren wiesen außerdem darauf hin, dass wir uns oft auf einfachere Strategien für uns selbst verlassen. Im Gegensatz dazu schlagen wir anderen vor, komplexere Strategien anzuwenden. Der Rahmen trägt auch zur Untersuchung der ökologischen Rationalität bei – der Idee, dass die Entscheidungsfindung häufig an das Umfeld angepasst wird, in dem sie stattfindet. „Die ökologische Rationalität betont die Bedeutung der Passung zwischen Entscheidungsstrategien, Umwelt und Individuen“, erklärt Mitautor Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. „Unsere Arbeit erweitert diese Theorie, indem sie subjektive Dimensionen wie Veränderungen der persönlichen Identität und Werte in den Entscheidungsprozess einbezieht.“ Wenn wir die wichtigsten Entscheidungen unseres Lebens treffen, wird sich zweifelsohne ändern, wer wir sind und wer wir sein wollen. Aber wir sollten die damit einhergehende Unsicherheit gleichermaßen begrüßen. Niemand kann die Zukunft vorhersagen, und die Wünsche und Bedürfnisse von heute können sich im Lauf der Zeit ändern.

Schlüsselbegriffe

Entscheidung, Wahlmöglichkeit, Entscheidungsfindung, transformative Entscheidung, transformative Auswahl, ökologische Rationalität