Handelsströme entlang des Rhein-Alpen-Korridors
Der Frachtverkehr über Flüsse hat sich als kritisch erwiesen, um die Effizienz in Seehäfen zu gewährleisten. Aber was bedeutet das außer Planung und reibungslosen Übergängen? Das sollte im EU-finanzierten Projekt NOVIMOVE erreicht werden. Mit der Initiative soll die Effizienz des Binnenschiffsverkehrs entlang des Rhein-Alpen-Korridors gestärkt werden. An der Zusammenarbeit sind 21 Partner aus sechs europäischen Ländern beteiligt, unter anderem aus der Logistik, Häfen, aus der Systementwicklung und Forschungseinrichtungen. Ein Hauptziel bestand darin, Verspätungen zu vermeiden und die Gesamteffizienz zu steigern, indem die Planung der Flussreisen, der Frachtumbau und innovative Schiffskonzepte optimiert werden. Mit dem Projekt sollten kritische Ineffizienzen in der Logistik des Binnenschiffsverkehrs behoben werden, in der es durch Wartezeiten an Seehäfen, suboptimale Navigation und ungenutzte Containerkapazitäten bisher zu Engpässen kam. Derzeit machen Binnencontainerschiffe zum Beispiel meist acht Stopps an Seehafenterminals, wodurch es zu übermäßigen Wartezeiten kommt. Laut Rudy R. Negenborn, dem Projektkoordinator, bestand die NOVIMOVE-Strategie darin, das Logistiksystem zu „verdichten“, indem die Auslastung erhöht und Verzögerungen an Seehäfen, Brücken und Schleusen reduziert werden. „Über NOVIMOVE sollte das Binnenschiffsverkehrssystem effizienter, zuverlässiger und nachhaltiger gestaltet werden“, erklärt er.
Satellitennavigation
Eine der Hauptinnovationen aus NOVIMOVE ist die Einführung intelligenter Navigationssysteme, die mit Satellitendaten (Galileo) mit Echtzeitdaten zur Flusstiefe verknüpft wurden. Mit diesen Systemen konnten Routen effizienter geplant, der Kraftstoffverbrauch gesenkt und die Wartezeiten an Schleusen und Brücken verkürzt werden. „Das intelligente Navigationssystem, zu dem auch dynamische Schleusenplanung gehört, wurde in der Praxis für Anwendungsfälle auf dem Schelde-Rhein-Kanal und dem Albert-Kanal getestet. Das Ergebnis waren kürzere Wartezeiten und somit ein höherer Durchsatz an Schleusen“, sagt Negenborn. Im Projekt wurden auch neue Schiffskonstruktionen für schwankende Wasserstände erforscht. Mit einziehbaren Auftriebssystemen wollte das NOVIMOVE-Team sicherstellen, dass Schiffe auch bei niedrigerem Wasserstand die volle Nutzlast transportieren können. „Wir haben auf Ebene des Schiffssystems vielversprechende Konzepte geprüft, die Schiffe unabhängiger von schwankenden Wasserständen zu machen, und diese in skalierten Modelltests in Becken demonstriert. Das Potenzial der einziehbaren Boxen sowie die Einsatzrichtlinien wurden mit einem gesteuerten freilaufenden Modell vorgeführt“, ergänzt Negenborn.
Extreme Zusammenarbeit, vielversprechendes Ergebnis
Die Perspektiven der 21 Konsortiumsmitglieder aus sechs Ländern in Einklang zu bringen, darunter Logistikunternehmen, Häfen, Forschungseinrichtungen und Systementwickelnde, war aufgrund der großen Vielfalt sehr schwierig. Auch durch die COVID-19-Pandemie wurde es zunehmend komplex, da sich das Team schnell anpassen musste. Trotz dieser Herausforderungen konnte das NOVIMOVE-Team in allen vier technischen Arbeitspaketen deutliche Fortschritte erzielen. Dabei ging es um die Integration innovativer Lösungen in Schiffskonstruktionen, Logistik und die Navigation entlang des Rhein-Alpen-Korridors. Dank der Zusammenarbeit sind die Ergebnisse von NOVIMOVE sehr vielversprechend. Mit einer höheren Auslastung und kürzeren Verzögerungen könnte über Binnenwasserstraßen entlang des Korridors mehr Fracht befördert werden. „Mit den NOVIMOVE-Innovationen könnten die Transportkosten im Binnenschiffsverkehr um bis zu 8,7 % gesenkt werden. Der Anteil der Container in der Binnenschifffahrt könnte bis 2030 um bis zu 8,4 % erhöht werden“, sagt Negenborn. Die Innovationen könnten bis 2030 weitere 330 442 20-Fuß-Einheiten an Fracht anziehen, wodurch die CO2-Emissionen um 36 000 000 kg sinken würden. Nach Projektende im Mai 2024 fließen die NOVIMOVE-Innovationen bereits in kommende Strategien und in die Industriepraxis ein, obwohl noch immer Raum für Verbesserungen besteht. Eines ist sicher: Im Projekt wurde die Grundlage für ein effizienteres, zuverlässigeres und umweltfreundlicheres Binnenschiffsverkehrssystem in Europa gelegt.
Schlüsselbegriffe
NOVIMOVE, Binnenwasserstraße, Seehafen, Transport, Rhein-Alpen-Korridor, Flussfracht