Ethische Innovation könnte Skepsis gegenüber Robotik in Akzeptanz verwandeln
Die Robotik dient als physische Erweiterung der künstlichen Intelligenz, wobei sie ihr die Fähigkeit verleiht, ihre unmittelbare Umgebung zu beeinflussen. Von der Automatisierung sich wiederholender Aufgaben bis zur Erweiterung komplexer Abläufe birgt die Robotik ein immenses Potenzial, um die Innovation in verschiedenen Sektoren voranzubringen. Das EU-finanzierte Projekt Robotics4EU wurde konzipiert, um sich genau dieser Mischung aus Spannung und Herausforderung zu widmen. „Robotics4EU ist das erste Projekt, das sich grundsätzlich mit der Identifizierung und Überwindung der nichttechnologischen Hindernisse befasst, um den breitangelegten Einsatz von Robotik in Sektoren wie der Agrar- und Lebensmittelindustrie, Gesundheitsversorgung, Inspektion und Wartung sowie der agilen Produktion zu fördern“, erklärt Projektkoordinator Lucas de Bont. Diese Hindernisse wurden in Aspekte in Bezug auf Daten, Recht, Sozioökonomie, menschliche Erfahrungen und Umwelt unterteilt. „Durch die Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern sowie den Endnutzungsparteien in die Forschung wollten wir sicherstellen, dass ihre Belange bei der Entwicklung von KI-gestützter Robotik vorrangig berücksichtigt werden, um sie mit den Bedürfnissen und Anforderungen der Entwicklung in Einklang zu bringen“, fügt de Bont hinzu.
Spezielles Instrument für eine verantwortungsvolle Robotikgemeinschaft in Europa
Ein wichtiges Ergebnis von Robotics4EU ist der Responsible Robotics Compass bzw. RoboCompass. „Verantwortungsvolle Robotik, insbesondere für durch künstliche Intelligenz gestützte Systeme, ist ein aufstrebender Bereich, in dem es an leicht zugänglichen bestmöglichen Verfahren und Normen fehlt. Das RoboCompass-Instrument unterstützt die Robotikentwicklung dabei, die aktuelle Situation zu verstehen, maßgeschneiderte Fahrpläne zu erhalten und auf Ressourcen zuzugreifen, um eine verantwortungsvolle Umsetzung zu fördern“, erläutert de Bont. „RoboCompass ist gleichermaßen für Forschende wertvoll, die ihre Ergebnisse der Industrie zur Nutzung überlassen möchten, sowie für Verantwortliche der Politik, die die Herausforderungen bei der Umsetzung verstehen wollen.“ RoboCompass verfolgt Risiken und Schritte zur Risikominderung mithilfe von Kontrollkästchen, wobei die Fortschritte sichtbar werden. Durch das einfache Hinzufügen neuer Prüflisten bleibt das Instrument dynamisch und wird ständig aktualisiert. Die Flexibilität des Instruments gestattet schnelle Aktualisierungen mit neuen Verordnungen, bestmöglichen Verfahren des Industriesektors und Forschungsergebnissen. Von Nutzenden erstellte Prüflisten können auch offiziell übernommen werden, wie das Beispiel der vier neuen Empfehlungen zeigt, die innerhalb einer Woche nach dem European Robotics Forum hinzugefügt wurden. Diese anpassungsfähige Methodik bietet die große Chance, auch in anderen Sektoren genutzt zu werden, in denen die Normen der gesellschaftlichen Integration unterentwickelt sind.
Erhebungen und Workshops
Das Team von Robotics4EU führte eine Online-Umfrage mit 1 232 Antworten von Verantwortlichen der Politik und 60 Interviews in 15 Ländern durch, um die Bedürfnisse der Robotikgemeinschaft zu ermitteln. Die größten Bedenken, die die Einführung der Robotik beeinträchtigen, betreffen die betrieblich bedingte Arbeitslosigkeit, Sicherheit, Überwachung, harmonisierte Verordnungen und mangelnde Ausbildung. De Bont erklärt: „Um eine breite Akzeptanz der Robotik zu erreichen, müssen Netzwerke aufgebaut und objektive, allgemein verständliche Informationen ausgetauscht werden.“ Eine Bürgerbefragung mit 742 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Europa, den Vereinigten Staaten und Südkorea ergab, dass die Robotik allgemein positiv gesehen wird, da sie das Leben einfacher und bequemer gestaltet. Zu den Hauptanliegen gehörten jedoch militärische und verteidigungspolitische Anwendungen, Anwendungen in der Gesundheitsversorgung und Robotik mit fortgeschrittener künstlicher Intelligenz. Die Teilnehmenden zeigten sich außerdem über die zunehmende Arbeitslosigkeit und die Instabilität des Arbeitsmarktes besorgt. Die Mehrheit betonte, wie wichtig es sei, die Ansichten der Bürgerinnen und Bürger bei der Entwicklung und Regulierung der Robotik zu berücksichtigen. Um die Gemeinschaft der verantwortungsbewussten Robotik zu erweitern und zu stärken, wurden 17 Online-Workshops und vier Vor-Ort-Workshops mit insgesamt 1 019 Teilnehmerinnen und Teilnehmern organisiert. Diese Workshops befassten sich mit nichttechnologischen Aspekten der Robotik in der Gesundheitsversorgung, im Agrar- und Lebensmittelsektor, in der agilen Produktion sowie der Inspektions- und Wartung.
Interaktives Diskussionsspiel und virtuelle Ausstellung
Ein weiteres Projektergebnis ist „TalkaBotIt“, ein Diskussions-Brettspiel, das die gesellschaftliche Akzeptanz von Robotiklösungen bewertet. Dieses Spiel hilft der Entwicklung und den Endnutzungsparteien, Herausforderungen und Lösungen in sechs Themenbereichen gemeinsam zu erforschen. Zudem zeigt die mit virtueller Realität ausgestattete Robotics4EU-Ausstellung die besten Robotik- und Technologielösungen Europas, wobei die verantwortungsvolle Robotik über verschiedene Sektoren hinweg propagiert wird. Dieses kostenlose Instrument bietet den Bürgerinnen und Bürgern ein faszinierendes Erlebnis sowie den Unternehmen eine breite Öffentlichkeit und fördert die Zusammenarbeit.
Schlüsselbegriffe
Robotics4EU, Robotik, Gesundheitsversorgung, verantwortungsvolle Robotik, künstliche Intelligenz, Inspektion und Wartung, Roboter, Agrar- und Lebensmittelsektor, agile Produktion, automatische Fertigung