Geschichten aus der Sicht der Migrierten
Der nationale Wettbewerb DiMMi (DIMMI di storie migranti, Erzähl mir von Migrationsgeschichten) war einst eine rein italienische Angelegenheit. Er wurde ursprünglich in der Toskana durchgeführt, um das Bewusstsein und den Einsatz für Themen wie Frieden, Gedenken und interkulturellen Dialog zu stärken. Dank des EU-finanzierten Projekts ITHACA wurde die Reichweite von DiMMi über Italiens Grenzen hinaus erweitert. Mit Unterstützung des Archivs der Migrantenerinnerungen in Italien, einem ITHACA-Projektpartner, wurden über DiMMi acht nationale Tagebuchwettbewerbe durchgeführt und etwa 500 schriftliche und mündliche Zeugnisse gesammelt. Diese Zeugnisse sind jetzt Teil einer Sondersammlung mit Migrantentagebüchern im Nationalen Tagebucharchiv von Pieve Santo Stefano, einer Stadt in Mittelitalien.
Neuer Wettbewerb, neue Reihe
Jedes Jahr wird das bedeutendste Tagebuch aus der Sammlung des nationalen Tagebucharchivs bei einer jährlichen Feier in der toskanischen Stadt mit dem Pieve-Preis ausgezeichnet. Seit 2012 wurde die Veranstaltung durch einen Sonderpreis für die Finalistinnen und Finalisten des DiMMi-Wettbewerbs erweitert. Laut einer Pressemitteilung auf der ITHACA-Website wird die Veranstaltung dieses Jahr – die im September stattfindet – weiter durch den brandneuen ITHACA-Tagebuchwettbewerb ergänzt. Über die Initiative soll ein plurales kulturelles Erbe gesammelt und geschützt werden, das droht, verloren zu gehen. Darüber hinaus sollen migrationsfeindliche Stereotype und Hassrede mit den Geschichten migrierter Frauen und Männer über ihre persönlichen oder familiären Erfahrungen kontrastiert werden. Beim Wettbewerb wurden unter anderem Autobiografien von Migrierten eingereicht, nicht nur aus Italien, sondern auch aus anderen Ländern im Mittelmeerraum und darüber hinaus. So kann ein neues Narrativ zur Migration durch die Augen der Migrierten entstehen. Ein weiterer wichtiger Meilenstein der Zusammenarbeit von DiMMi und dem ITHACA-Projekt ist die ITHACA-Reihe. Die Reihe ist eine frei zugängliche Sammlung autobiografischer Kurzgeschichten in mehreren Sprachen, darunter Englisch, Französisch, Arabisch und Farsi, die auf der Online-Plattform von ITHACA veröffentlich werden. Zum Start der ITHACA-Reihe wurde eine frei zugängliche Veröffentlichung von Kurzgeschichten von Mohammad Reza Hosseini aus Afghanistan (Terre di mezzo Editore, 2020) und Dominique Boa von der Elfenbeinküste (Terre di mezzo, 2020) neu aufgelegt. Als nächstes steht die Veröffentlichung ausgewählter Erzählungen vom ITHACA-Tagebuchwettbewerb an.
Eine Fotoausstellung
ITHACA (Interconnecting Histories and Archives for Migrant Agency: Entangled Narratives Across Europe and the Mediterranean Region) ist eines der Forschungsprojekte, das vom Projekt Visual Arts and Scientific Experiences (SUAVES) der Sorbonne Université für einen Beitrag zur Fotoausstellung der Kunst und Wissenschaft ausgewählt wurde. Als Teil der Kategorie „Stimmen, Kunst, Musik“ wird das ITHACA-Projekt mit einem Foto in Großformat für die Abschlussausstellung in Paris vorgestellt, die vor der Frankreich-Tour Ende 2024 stattfindet. Weitere Informationen: ITHACA-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
ITHACA, Migrant, Migrantin, Migration, Autobiografie, Tagebuch