Europäische Führungsrolle in autonomer Schifffahrt ausbauen
Autonome Schiffe, die mit Betriebssystemen ausgestattet sind, die selbständig Entscheidungen treffen und Maßnahmen ergreifen können, weisen Potenzial in Bezug auf erheblich weniger Treibstoffverbrauch und Besatzung auf. So bildet ihr Bau und Einsatz einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem emissionsfreien Schiffsverkehr. Im Jahr 2018 entsprachen die globalen Emissionen des Schiffsverkehrs 1 076 Millionen Tonnen CO2, d. h. einem Anteil von rund 2,9 % der an allen durch menschliche Aktivitäten verursachten Emissionen. „Europas spezialisierter Schiffbau ist gut aufgestellt, um autonome Schiffe zu entwickeln, die nachhaltiger und effizienter arbeiten können“, erklärt Marco Molica Colella, Koordinator des Projekts AUTOSHIP, von CiaoTech – PNO Group (Website auf Italienisch) in Italien. „Dies wäre ein entscheidender Schritt in Richtung einer grüneren, nachhaltigeren maritimen Zukunft.“
Umfassende digitale Aufrüstung für den Schiffsverkehr
Das Hauptziel des EU-finanzierten Projekts AUTOSHIP bestand darin, Europas Kapazitäten in der autonomen Schifffahrt mithilfe der Demonstration bahnbrechender Innovationen auf zwei Schiffen zu stärken, die von den Projektpartnern Eidsvaag (Website auf Norwegisch) aus Norwegen und Zulu Associates aus Belgien entwickelt wurden. Zu den wichtigsten Funktionen, die installiert wurden, zählen die Navigation sowie sichere Abläufe beim automatischen Anlegen und Andocken. „Wir haben umfassend digital aufgerüstet“, sagt Molica Colella. „Mit diesem zentralen Faktor wurde sichergestellt, dass unsere autonomen Schiffe nicht nur den aktuellen Normen entsprechen, sondern auch die Zukunft des Seeverkehrs repräsentieren.“ Neben der Entwicklung und Integration dieser Technologien wurden im Rahmen des Projekts auch eingehende Untersuchungen in Hinsicht auf die Gewährleistung der Betriebssicherheit durchgeführt. Zudem erfolgten Kosten-Nutzen-Bewertungen, um die Vorteile der Automatisierung für den maritimen Sektor aufzuzeigen. „Diese Arbeit war entscheidend, um die Interessengruppen von der Realisierbarkeit der autonomen Schifffahrt zu überzeugen“, so Molica Colella.
Automatisierte Funktionen erfolgreich demonstriert
Auf beiden Schiffen konnten die automatisierten Funktionen in zwei wichtigen Einsatzbereichen, dem Kurzstreckenseeverkehr (Transport von Gütern über relativ kurze Entfernungen) und der Binnenschifffahrt (Schifffahrt auf Seen, Kanälen und Flüssen), demonstriert werden. Das Palettenschiff ZULU Class2 (Pallet Shuttle Barge) konnte zum Beispiel mit Erfolg die Binnenwasserstraßen rund um den großen belgischen Hafen Antwerpen befahren. Beim Kurzstreckenseeverkehrstest wurde Fischfutter von Fabriken zu Fischfarmen entlang der norwegischen Küste transportiert. „Diese beiden Pilotprojekte waren die ersten, bei denen eine solche Technologie in diesem Umfang eingesetzt wurde“, sagt Molica Colella. „Das ist als ein entscheidender Meilenstein für die Einführung autonomer Schifffahrtstechnologien zu werten.“ Inzwischen wurde ein umfassender Fahrplan für die Entwicklung und Einführung von automatisierten Schiffen veröffentlicht. In ihm sind die wichtigsten Projektergebnisse zusammengefasst, und er stellt außerdem verwertbare Erkenntnisse für die Ausnutzung technologischer Fortschritte in anderen Anwendungsfällen bereit.
Effizienz, Nachhaltigkeit und Autonomie
Ausgehend von den Errungenschaften des Projekts werden die nächsten Schritte darin bestehen, die Innovationen im Bereich der autonomen Schifffahrt weiter zu verfeinern und ihre Anwendung im maritimen Sektor zu erweitern. Zu diesem Zweck wurden neue Projekte gestartet, die auf den Erfolgen von AUTOSHIP aufbauen. Bei einem dieser EU-finanzierten Projekte mit dem Titel SEAMLESS wird die Optimierung von Technologien für die autonome Schifffahrt wie etwa der Fernsteuerung im Mittelpunkt stehen. „Damit soll die Einführung der autonomen Schifffahrt in großem Maßstab gefördert werden, wobei die Fortschritte von AUTOSHIP in den Bereichen Navigation, Lageerfassung und Kommunikation genutzt werden sollen“, fügt Molica Colella hinzu. Im Rahmen eines weiteren EU-finanzierten Projekts mit dem Titel ReNEW wird das innovative autonome Binnenschiff ZULU X-barge eingeführt, um die Resilienz der Binnenschifffahrt durch Digitalisierung zu demonstrieren. „Wir hoffen, dass das langfristige Vermächtnis und der Nutzen des Projekts AUTOSHIP nachhaltige Wirkung auf andere Forschungs- und Industrieprojekte entfalten wird“, so Molica Colella. „Mit diesem Projekt konnte der Grundstein für weitere Innovationen gelegt und zur Entwicklung des maritimen Sektors hin zu mehr Effizienz, Nachhaltigkeit und Autonomie beigetragen werden.“
Schlüsselbegriffe
AUTOSHIP, Schifffahrt, Navigation, Emissionen, maritim, autonom, digital