Synergieeffekte auf mehreren Ebenen unterstützen nachhaltige Entwicklung des Kulturtourismus
Erleben und Kennenlernen der Kultur der besuchten Orte ist etwas, womit sich die meisten Touristinnen und Touristen auf ihren Reisen in unterschiedlichem Maße beschäftigen. Diese Aktivitäten können geplant sein, zum Beispiel in Form der Teilnahme an Koch- oder Töpferkursen vor Ort, oder einfach als Nebeneffekt der Anwesenheit eintreten, die einer der Gründe dafür ist, dass wir aus unserer gewohnten Umgebung herauskommen wollen. Beim Kulturtourismus hingegen gilt das Eintauchen in die Kultur als das Ziel der Reise. Er stellt eines der größten und am schnellsten wachsenden Segmente des weltweiten Tourismusmarktes dar. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts SPOT wurden neue Methoden, Instrumente und Leitfäden entwickelt, um den Kulturtourismus in Europa besser zu verstehen und zu fördern.
15 Fallstudien über das facettenreiche Potenzial des Kulturtourismus
Innerhalb von SPOT wurden zahlreiche Regionen mit einer Fülle von Möglichkeiten für Kulturtourismus, darunter städtische Gebiete, die reich an Architektur und kulturellen Erlebnissen sind, sowie benachteiligte, oft ländliche Gebiete, bewertet. Diese ländlichen Gebiete können den Nachteil der Abgeschiedenheit und der geringeren Industrietätigkeit dank der daraus resultierenden Bewahrung des kulturellen Erbes in einen Vorteil umwandeln. Die untersuchten ländlichen Gebiete sind reich an natürlicher Schönheit, traditioneller Architektur und Folklore. Das SPOT-Team erkundete auch die weitere Entwicklung des Medientourismus an zwei Orten, die häufig von touristisch Interessierten aufgesucht werden, nachdem sie Inhalte gelesen oder gesehen haben, die in diesen Gebieten spielen oder von diesen handeln. Zu guter Letzt wurden auch ländliche Regionen in das Projekt einbezogen, in denen es keine touristische Tradition gibt, aber der Wunsch besteht, eine solche entstehen zu lassen.
Gute Arbeitspraktiken, goldene Regeln und Kurzdossiers
Ein Fallstudienvergleich stützte sich auf statistische Daten, eine Umfrage unter Besuchenden, Dienstleistenden und Einwohnerschaft sowie auf eine Diskussion mit den Interessengruppen. Bewertet wurden sechs Aspekte: lokales Engagement und Nutzen, gemeinsame Vision, nachhaltige Entwicklung, Infrastruktur (Verkehr, Unterkünfte, Abwasserentsorgung), Umsetzung und Politikgestaltung. Auf der Grundlage dieses Vergleichs erstellte das SPOT-Team „Goldene Regeln“ für lokale und auf EU-Ebene agierende Interessengruppen, um die Bedingungen für die Entwicklung des Kulturtourismus zu verbessern. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass lokal Aktive eine sehr wichtige und engagierte Rolle im Entscheidungsfindungsprozess übernehmen. Ihre Einbeziehung ist auch auf höherer Ebene von entscheidender Bedeutung, wenn es um die Planung und die Strategien des Kulturtourismus geht. Der Kulturtourismus ist in der europäischen, nationalen, regionalen und lokalen Kultur verwurzelt. Engagement auf allen Ebenen ist für die kulturelle Entwicklung und damit für die allgemeine Entwicklung besonders benachteiligter Gebiete, die wirtschaftlich nicht mit den bekanntesten Reisezielen in diesem Sektor konkurrieren können, von entscheidender Bedeutung“, erklärt Milada Šťastná von Mendel-Universität Brno, die das Projekt koordiniert. Zusätzlich zu den Goldenen Regeln wurden im Rahmen des Projekts 28 Kurzdossiers, 20 Beispiele für gute Arbeitspraktiken sowie Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften erstellt.
Das SPOT-IT-Instrument: maßgeschneiderte Entscheidungshilfe
Das frei zugängliche SPOT-IT-Entscheidungshilfeinstrument kann den an der Planung und Förderung des Kulturtourismus interessierten Gruppen Hilfestellung leisten. Dazu Šťastná: „Das Instrument bewertet Merkmale wie die geografische Lage und das Klima, die Attraktivität des Kulturtourismus, die vorhandene Infrastruktur sowie potenzielle soziale, ethnische, politische und ökologische Herausforderungen. Die Entwicklung des Kulturtourismus muss stets einem nachhaltigen Entwicklungsansatz folgen, der die wirtschaftliche, ökologische und soziale Dimension berücksichtigt.“ In das Basispaket können je nach den individuellen Bedürfnissen der Länder oder Regionen zusätzliche Analyseebenen eingearbeitet werden. Auftrieb erhielt der Kulturtourismus durch die COVID-19-Pandemie, da die Menschen weniger bevölkerte Gebiete mit natürlicher sozialer Distanzierung aufsuchten. Das SPOT-Projektinstrument und die 92 schriftlichen Ergebnisse des Projekts werden den Interessengruppen auf allen Ebenen Unterstützung dabei leisten, auf dieser Dynamik aufzubauen und auf diese Weise Europas außergewöhnliches kulturelles Erbe, insbesondere in benachteiligten Gebieten, zum Nutzen der Reisenden und der Volkswirtschaften zu propagieren.
Schlüsselbegriffe
SPOT, Kulturtourismus, kulturelles Erbe, Entscheidungshilfe, benachteiligte Gebiete, nachhaltige Entwicklung, Medientourismus