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Ein individueller Ansatz zur Behandlung von Ohrensausen

Forschende haben mittels Datenanalyse und einer groß angelegten Studie neues Wissen zu Ohrensausen generiert und so den Weg für wirksame und individuelle Behandlungsstrategien für diese oft einschränkende Störung geebnet.

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Mehr als 10 % der Allgemeinbevölkerung sind von Ohrensausen betroffen, also der Wahrnehmung von Geräuschen ohne externe Quelle. Das Phantomgeräusch kann ein Klingeln, Brummen oder Rauschen sein und das Risiko für diese Störung steigt mit dem Alter. In Anbetracht der alternden Bevölkerung in Europa wird die Anzahl der Betroffenen sich bis 2050 vermutlich verdoppeln. Es gibt zwar keine Heilung für Ohrensausen, dafür aber verschiedene Behandlungen. Das Problem besteht darin, die beste Möglichkeiten für einzelne Betroffene zu bestimmen. „Viele Patientenmerkmale, darunter Genotypisierung, Aetiologie und Phänotypisierung, sind nur wenig erforscht“, erklärt Winfried Schlee, ein auf Ohrensausen spezialisierter Forscher. „Das liegt hauptsächlich daran, dass uns die integrierten Systemansätze fehlen, um das Leiden durch Ohrensausen nachzuvollziehen – nur so kann vorhergesagt werden, wie die Reaktion auf eine Behandlung ausfällt.“ Mit Unterstützung durch das EU-finanzierte Projekt UNITI leitete Schlee eine Initiative, um ein wenig Klarheit in die Behandlung von Ohrensausen zu bringen. Daher verwendete das UNITI-Team verschiedene Datenarten, um ein Vorhersagemodell aufzustellen, mit dem die beste Behandlung oder Behandlungskombination für einzelne Betroffene bestimmt werden kann.

Faktoren zur Vorhersage von Ohrensausen bestimmen

Zunächst wurden klinische, epidemiologische, medizinische, genetische und audiologische Daten – auch Signale zur Kommunikation zwischen Ohr und Gehirn – aus bestehenden Datenbanken analysiert. „Das Team hat klinische Merkmale sowie genetische und Blutbiomarker für Ohrensausen untersucht und konnte so einige prädiktive Faktoren für verschiedene Patientengruppen abgrenzen“, berichtet Schlee, der das interdisziplinäre Forschungsteam koordinierte. Das UNITI-Team testete diese Faktoren über eine randomisierte kontrollierte klinische Studie mit 461 Betroffenen. Bei der Studie erhielten die einzelnen Patientengruppen eine Kombination aus Behandlungen, die auf das auditive und zentrale Nervensystem abzielen. „Die Studie war eine der weltweit größten Studien zu Ohrensausen und ein voller Erfolg: Wir konnten die gute klinische Wirksamkeit nahezu aller Behandlungszweige nachweisen“, ergänzt Schlee. Die Forschenden fanden auch heraus, dass die Kombination von Behandlungen mehr zu bewirken scheint als einzelne Behandlungsmöglichkeiten, obwohl die Kombination keine synergistischen Wirkungen aufzeigt. Weitere Informationen zu den Ergebnissen sind in diesem Artikel des UNITI-Teams zusammengefasst.

Individuelle Untersuchungen und Behandlungsstrategien empfehlen

Anhand der Studienergebnisse und der umfangreichen Datenanalyse wurde eine klinische Entscheidungshilfe entwickelt. „Über diese Entscheidungshilfe werden anhand des Patientenprofils Empfehlungen zu individuellen Untersuchungen und optimalen Behandlungsstrategien für einzelne Betroffene ausgegeben“, erläutert Schlee. Die Entscheidungshilfe wurde im Projekt geprüft und validiert und erwies sich als leistungsfähig und wirksam für die Auswahl der Behandlungsmethode.

Umgehender Nutzen für Betroffene

Im Rahmen des UNITI-Projekts profitierten etwa 1 000 Betroffene von der Behandlung. Doch das ist laut Schlee nur die Spitze des Eisbergs. „Durch das neue Wissen zu Ohrensausen haben wir den Weg für wirksame und individuelle Behandlungsstrategien für diese oft einschränkende Störung geebnet“, meint er abschließend. Damit das Wissen und die Methoden aus dem Projekt eingesetzt werden, um die Behandlung von Ohrensausen voranzubringen, haben die Forschenden eine UNITI-Arbeitsgruppe eingerichtet. Zusätzlich zu der fortlaufenden Forschung im Projekt sucht die Gruppe auch nach zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten.

Schlüsselbegriffe

UNITI, Ohrensausen, Krankheit, Daten, Biomarker, randomisierte kontrollierte Studie, auditiv, zentrales Nervensystem, klinische Entscheidungshilfe

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