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Neue Studie stellt die routinemäßige Implantation von Defibrillatoren infrage

Ist ein Defibrillator die richtige Option für alle Überlebenden eines Herzinfarkts mit Herzinsuffizienz? Mithilfe einer EU-unterstützten Studie, in die gerade die ersten Betroffenen aufgenommen worden sind, soll diese Frage beantwortet werden.

In eine klinische Studie zur personalisierten Prävention des plötzlichen Herztods nach einem Herzinfarkt, auch als Myokardinfarkt bezeichnet, sind gerade die ersten vier Erkrankten aufgenommen worden. Die Studie, die Teil des EU-finanzierten Projekts PROFID ist, ist die erste ihrer Art – es wird geprüft, ob die routinemäßige Implantation von Defibrillatoren bei Überlebenden eines Herzinfarkts mit Herzinsuffizienz gerechtfertigt ist. Die Studie wird in Zusammenarbeit mit der European Heart Rhythm Association (EHRA) durchgeführt, einem Zweig des PROFID-Projektpartners, der European Society of Cardiology (ESC), Frankreich. Der plötzliche Herztod, der für etwa 20 % der Todesfälle in Europa verantwortlich ist, tritt meist bei Menschen auf, die zuvor einen Herzinfarkt erlitten haben. Um diese Todesfälle zu verhindern, werden implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) eingesetzt. Doch ist der routinemäßige Einsatz eines ICD angesichts der Wirksamkeit moderner medikamentöser Behandlungen zur Senkung des Risikos eines plötzlichen Todes bei Überlebenden eines Herzinfarkts wirklich notwendig? Das will das Forschungsteam herausfinden. EHRA-Mitglied und Ko-Studienleiter Dr. Nikolaos Dagres von der Charité, Campus Virchow-Klinikum, erklärt in einer „EurekAlert!“-Pressemitteilung: „Die PROFID-EHRA-Studie wird die klinische Praxis auf der ganzen Welt beeinflussen, indem sie eine große Evidenzlücke schließt, die in den letzten 20 Jahren bestanden hat. In der Studie werden die Rolle der ICD-Implantation bei Betroffenen nach einem Myokardinfarkt im Kontext der heutigen medikamentösen Behandlung neu beurteilt und wichtige neue Informationen zur optimalen Steuerung der Therapie und zur Bewältigung dieses ernsten Gesundheitsproblems geliefert.“

Zwei Behandlungsstrategien

In der Studie wird geprüft, ob eine alleinige medikamentöse Behandlung den plötzlichen Tod bei Menschen mit symptomatischer Herzinsuffizienz und reduzierter Pumpfunktion nach einem Herzinfarkt ebenso wirksam verhindern kann wie eine medikamentöse Behandlung in Kombination mit einem ICD. Die Teilnehmenden werden etwa 2,5 Jahre lang nachbeobachtet. Die Forschungsgruppe wird zudem die Auswirkungen der beiden Behandlungsansätze auf den Tod durch kardiovaskuläre Ursachen, den plötzlichen Herztod, Krankenhauswiederaufnahmen aufgrund kardiovaskulärer Ursachen, die Dauer des Krankenhausaufenthalts, die Lebensqualität und die Kosteneffizienz untersuchen. Geplant ist die Rekrutierung von 3 595 Betroffenen aus 180 Krankenhäusern in 13 Ländern: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Israel, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden, Spanien, Tschechien, Ungarn und im Vereinigten Königreich. Bislang sind vier Erkrankte aus drei teilnehmenden Kliniken in die PROFID-EHRA-Studie aufgenommen worden: drei Personen aus zwei Krankenhäusern in Deutschland und eine Person aus einem Krankenhaus in Tschechien. ESC- und EHRA-Mitglied und Ko-Studienleiter Prof. Gerhard Hindricks von der Charité – Universitätsmedizin Berlin führt aus: „PROFID EHRA ist eine bahnbrechende Studie, die die Prävention des plötzlichen Herztodes in der klinischen Praxis verändern könnte. Derzeit benötigen viele Betroffene, die einen ICD erhalten, diesen nie, wohingegen einige, die davon profitieren könnten, ihn nicht erhalten. Diese Studie wird neue, randomisierte Evidenz dazu liefern, welche Betroffenen einen Defibrillator erhalten sollten und welchen Betroffenen ein unnötiger Eingriff erspart werden kann, der in der Regel eine Übernachtung im Krankenhaus erfordert und zu Komplikationen oder unerwünschten Schocks durch das Gerät führen kann.“ Die Studie wird etwa 49 Monate dauern, die Ergebnisse werden für Anfang 2027 erwartet. Das Projekt PROFID (Implementation of personalised risk prediction and prevention of sudden cardiac death after myocardial infarction) wird im Dezember 2024 enden. Weitere Informationen: PROFID-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

PROFID, Myokardinfarkt, Herzinfarkt, Defibrillator, implantierbarer Kardioverter-Defibrillator, plötzlicher Herztod, Herzinsuffizienz

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