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Preventing Violent Extremism in the Balkans and the MENA: Strengthening Resilience in Enabling Environments

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Einige Gemeinschaften werden durch materielle Missstände anfälliger für Gewaltextremismus

Tiefgreifende Fallstudien und regionale Vergleichsstudien liefern neue Einblicke in die Dynamiken des Gewaltextremismus in den Balkanstaaten, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Nordafrika.

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Die seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 veröffentlichte Literatur hat unser Wissen zu Radikalisierungsprozessen und darüber, wie gewaltbereite extremistische Gruppen agieren, erweitert. Diese Forschung ist zwar hilfreich, hat aber auch unser Bewusstsein dafür geschwächt, dass die meisten Menschen nicht radikal sind, selbst in Regionen, in denen radikale Ideen auf offene Ohren stoßen. Diese sogenannten günstigen Umfelder sind Orte der Armut, an denen es an sozialer Mobilität mangelt, sodass die Menschen hoffnungslos in die Zukunft blicken.

Analyse der Grundlagen der Resilienz lokaler Gemeinschaften

Über das EU-finanzierte Projekt PREVEX wurde untersucht, warum einige Gemeinschaften anfälliger für Gewaltextremismus sind als andere. Um dieser Kernfrage nachzugehen, wurden empirische Untersuchungen vor Ort im Westbalkan, im Nahen und Mittleren Oste, in Nordafrika und der Sahelzone durchgeführt. Die Ergebnisse aus weitreichenden Studien zeigten, dass selbst bei günstigsten Rahmenbedingungen im Nahen und Mittleren Osten oder in der Sahelzone der Großteil der Bevölkerung nicht radikalisiert ist. Diese Ergebnisse wurden in zahlreichen Projektveröffentlichungen dargelegt, darunter in Arbeitsdokumenten, Kurzdossiers, Dialogen mit wichtigen Interessengruppen und in Podcasts. Einzelpersonen wie auch lokale Gemeinschaften erwiesen sich als widerstandsfähig gegenüber extremistischem Gedankengut und gewaltbereiten Gruppen. „Das hat enorme Auswirkungen darauf, wie wir über Strategien zur Vermeidung und Bekämpfung von Gewaltextremismus denken und sie aufbauen, denn bisher wurde diese starke Resilienz lokaler Gemeinschaften in nationalen wie internationalen Ansätzen übersehen und ignoriert“, erklärt der Projektleiter Morten Bøås, Forschungsprofessor am Norwegischen Institut für Internationale Angelegenheiten.

Stärkung der gesellschaftlichen Widerstandsfähigkeit

Das PREVEX-Team führte Fallstudien zum Aufkommen und Nicht-Aufkommen von Gewaltextremismus durch, sammelte die Ergebnisse und stellte regionale Vergleiche auf. Dabei ging es hauptsächlich darum, Fälle zu untersuchen, in denen trotz günstiger Rahmenbedingungen kein Gewaltextremismus aufkam, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken. Dieser bedeutende Fokus auf dem Nicht-Aufkommen von Gewaltextremismus war eine der zentralen Innovationen der Forschung. Das kommt daher, dass sich ein Großteil der Forschung um die Frage dreht, warum einige Menschen zu den Waffen greifen, anstatt zu hinterfragen, warum Menschen in einem günstigen Umfeld sich häufig aus politischer Gewalt heraushalten. Daher muss das Wissen dazu, warum Einzelpersonen und Gruppen diesem Einfluss selbst in einem günstigen Umfeld widerstehen, in Strategien bezüglich Gewaltextremismus einfließen. Die Projektpartner fanden heraus, dass die lokale Widerstandskraft gegenüber Radikalisierung in einer langen, fortlaufenden Tradition der religiösen Toleranz und sozialen Moderation verankert ist, die durch herkömmliche und religiöse Führungspersönlichkeiten gestützt wird, die selbst relativ moderat, vertrauenerweckend und vergleichsweise korruptionsfrei waren. Doch diese Persönlichkeiten müssen auch etwas anbieten, das der lokalen Gemeinschaft wichtig ist und das den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft stärkt. Gemeinsam erzeugen all diese Faktoren eine Art „Kleber“ in der Gesellschaft und bilden eine leistungsstarke Verteidigung gegen radikale Ideen.

Überdenken von zukünftigen Strategien zur Vermeidung und Bekämpfung von Gewaltextremismus

Gleichermaßen fanden sie heraus, dass der Weg zu gewalttätigen, extremistischen Aufständen selten von religiöser Überzeugung ausgeht. Sie entstehen eher durch ernste materielle Missstände, wie ein Mangel an wirtschaftlichen Möglichkeiten und Bildung, sowie anderen Arten lokaler Missstände. „Wir fanden heraus, dass der Weg zu Gewaltextremismus nicht von Ideologien oder religiösem Glaube geebnet wird, sondern eher von ernsten materiellen Missständen“, schließt Bøås. „Präventionsstrategien müssen also die materiellen Missstände beheben, und sich nicht um Religion oder Ideologie drehen.“

Schlüsselbegriffe

PREVEX, Gewaltextremismus, günstiges Umfeld, günstige Rahmenbedingungen, Resilienz, Widerstandsfähigkeit, Strategien zur Vermeidung und Bekämpfung von Gewaltextremismus, Radikalisierung

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