Anreize für den Betrieb einer umweltfreundlicheren Landwirtschaft
Eine Weiterentwicklung im Bereich des Agrarsektors könnte dazu beitragen, die Auswirkungen von zwei großen aktuellen Krisen abzumildern – Klimawandel und Rückgang der biologischen Vielfalt. Derzeit können Landwirtinnen und Landwirte an Agrarökologie- und Klimaprogrammen teilnehmen und einen finanziellen Ausgleich für die Durchführung von Naturschutzmaßnahmen auf ihren Bodenflächen erhalten. Die wirksame Umsetzung und Überwachung dieser Regelungen kann jedoch komplex sein, was ihre breite Annahme durch landwirtschaftliche Betriebe in der gesamten EU erschwert. „Die derzeitigen Regelungen sind oft unflexibel und berücksichtigen nicht die Realität geografischer Unterschiede“, erklärt Bettina Matzdorf, Sozialwissenschaftlerin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung und Projektkoordinatorin von Contracts2.0 (Co-design of novel contract models for innovative agri-environmental-climate measures and for valorisation of environmental public goods). Sie fügt hinzu: „Neuartige Verträge, die ergebnisorientierte Zahlungen vorsehen und die Zusammenarbeit in der Landwirtschaft fördern, könnten einen besseren Anreiz bieten, nicht nur landwirtschaftliche Erzeugnisse zu produzieren, sondern auch die biologische Vielfalt und andere Ökosystemleistungen zu fördern.“
Landschaftsbezogene Lösungen
Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts Contracts2.0 wurden innovative Ansätze ausgearbeitet, um diese Programme effektiver und für in der Landwirtschaft Tätige attraktiver zu gestalten. Der Grundgedanke war, Agrarbetriebe zur Produktion von mehr öffentlichen Umweltgütern anzuregen: nicht-exklusive, nicht-verbrauchbare Produkte wie etwa attraktive Landschaften. Das Contracts2.0-Team wollte herausfinden, welche Vertragsmodelle die Bereitstellung solcher öffentlichen Umweltgüter verbessern und gleichzeitig eine wirtschaftlich tragfähige landwirtschaftliche Produktion ermöglichen. “Die Lösungen für viele unserer Biodiversitäts-, Wasser- und Klimaziele müssen auf der Landschaftsebene erbracht werden“, sagt Matzdorf. Um herauszufinden, welche Ansätze am besten funktionieren könnten, untersuchte das Team eine Reihe von ergebnisorientierten und kollektiven Agrarumwelt-Klimaregelungen. Zudem berücksichtigten sie Konzepte für die Landnutzung und prüften Ideen, die weiter unten in der Wertschöpfungskette angesiedelt sind, wie beispielsweise private Zahlungssysteme auf der Grundlage von Zertifikaten. „Wir analysierten bestehende Beispiele in ganz Europa, testeten neue Vertragsgestaltungen im Rahmen wirtschaftlicher Experimente und entwickelten gemeinsam Lösungen vor Ort“, so Matzdorf. Das Team untersuchte außerdem die notwendigen politischen Rahmenbedingungen für die Umsetzung neuer Systeme in neun verschiedenen EU-Ländern.
Innovation vor Ort und online schaffen
Im Rahmen des Projekts Contracts2.0 wurden elf Vertragsinnovationslabors in ganz Europa eingerichtet, in denen Fachkräfte aus den Bereichen Landwirtschaft, Wissenschaft und Umwelt zusammenarbeiten, um neue, praktikable Lösungen zu entwerfen, die in Verträge aufgenommen werden können. Ergänzt wurden diese durch Denkfabriken, die insbesondere Interessengruppen um einen Tisch versammelten, um geeignete politische Rahmenbedingungen zu entwickeln. Ab 2019 führte das Team eine Reihe von Exkursionen durch, um den Wissensaustausch zu fördern, Beispiele für bewährte Verfahren zu demonstrieren sowie die Ansätze und Ziele greifbar zu gestalten. „Die Fachleute betonten, wie wichtig es ist, voneinander zu lernen. Die Reisen erleichterten den Austausch zwischen Interessengruppen aus verschiedenen Labors, doch wir nahmen auch in der Rolle von Forschenden teil“, erklärt Matzdorf. Während der Pandemie musste das Team persönliche Workshops durch „virtuelle“ Veranstaltungen zu agrarökologischen Themen ersetzen. Das Online-Format, der freie Zugang und die eingeladenen Fachleute trugen zum großen Erfolg der Workshops bei.
Die Zukunft nachhaltiger Lebensmittel
Matzdorf hebt hervor, dass die Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlicher Praxis, Politik und Wissenschaft in vielen europäischen Ländern bedeutete, dass eine große Vielfalt von Umständen, Bewirtschaftungsformen, Landschaften und politischen Rahmenbedingungen berücksichtigt wurde. „Ich denke, wir konnten einiges in Richtung besserer Verträge für Landwirtschaft und Natur bewegen“, bemerkt sie. Das Projektteam erarbeitete auch einen Katalog von Faktoren, die bestehende Ansätze begünstigen oder behindern, sowie einen Leitfaden für politische Rahmenbedingungen, die vertragsbasierte Ansätze und die Entwicklung geeigneter Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen fördern.“
Schlüsselbegriffe
Contracts2.0, Landwirtschaft, Agrarökologie, Umwelt, Güter, Landwirtschaft, Praktiken, nachhaltig, Lebensmittel, biologische Vielfalt, Wasser, Landschaft