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Morphology of Lithic Artifacts: Experimental and Morphometric Approaches

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Hochtechnologische Methoden zur Herstellung prähistorischer Steinwerkzeuge

Erkenntnisse zur Art und Weise, wie unsere Vorfahren ihre Steinwerkzeuge formten, könnten unser Wissen über das prähistorische Leben erheblich erweitern. Durch innovative kontrollierte Experimente hat die EU-Forschung dazu beigetragen, ein Licht auf unsere ferne Vergangenheit zu werfen.

Steinwerkzeuge, oder zu Englisch: „lithics“, gehören zu den stärksten physischen Belegen für Kultur und menschliches Verhalten in der prähistorischen Zeit. Die Herstellung von Steinsplittern, bei der mit einem Schlagstein scharfe Steinflocken aus einem anderen Rohmaterial (einem sogenannten Kern) geschlagen werden, reicht über 3 Millionen Jahre zurück. „Das gesamte System der Herstellung von Steinwerkzeugen – von der Suche nach geeigneten Rohstoffen bis hin zur Herstellung und Verwendung der Werkzeuge – stellt unser wichtigstes Beweismittel für verschiedene Aspekte des prähistorischen Lebens dar“, erklärt Tamara Dogandžić, Marie-Skłodowska-Curie-Stipendiatin für das Projekt MORPHOLITHEX, vom Archäologischen Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution MONREPOS in Deutschland. „Anhand dieser Werkzeuge lässt sich zeigen, wie sich unsere Vorfahren an die Landschaft und die sich verändernde Umwelt angepasst haben, und sie ermöglichen auch einen Einblick in die Wissensübertragung und den Erwerb von Fähigkeiten.“ Archäologinnen und Archäologen wissen, dass das Feuersteinschlagen, also die Herstellung von Artefakten aus beschlagenem Stein, komplexe motorische Fähigkeiten voraussetzt. Replikative experimentelle Arbeiten haben gezeigt, wie eine sorgfältige Bearbeitung von Schlagstein und Kern sowie verschiedene Schlagwinkel und -kräfte zu unterschiedlichen Flockengrößen und -formen führen. „Die erzeugten Steinflocken können uns daher viel über menschliche Bedürfnisse und beabsichtigte Arbeiten verraten“, so Dogandžić. „Das Problem ist, dass replikative Experimente auch einem gewissen Maß an Subjektivität unterliegen. Die spezifischen Variablen, die erforderlich sind, um eine bestimmte Flocke zu erzeugen, lassen sich nicht immer einfach durch Ausprobieren ermitteln.“

Formgebung von Werkzeugen unter der Lupe

Das Projekt MORPHOLITHEX, das mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen durchgeführt und von der Max-Planck-Gesellschaft koordiniert wurde, hatte ein verbessertes Verständnis zum Ziel, wie unsere Vorfahren Steinwerkzeuge herstellten und welche Techniken sie verwendeten, um bestimmte Größen und Formen zu erhalten. Doch dieses Mal stützte sich das Projekt nicht auf Menschen, die den Prozess des Feuersteinschlagens nachahmen. Stattdessen verwendete das Team Artefakte, die in einem kontrollierteren experimentellen Kontext hergestellt wurden. „Der Prozess des Feuersteinschlagens ist ziemlich komplex“, erklärt Dogandžić. „Es gibt so viele Variablen, die zur gleichen Zeit zum Tragen kommen. Dieses kontrollierte Experiment hat uns daher geholfen, wirklich im Detail zu untersuchen, wie sich unabhängige Variablen auf die Größe und Form der Flocken auswirken.“ Dogandžić und ihr Team verwendeten ein Gerät mit einem pneumatischen Zylinder und einem daran befestigten Hammer, um den Prozess des Feuersteinschlagens zu simulieren. Alle Variablen, welche die Ablösung einer Flocke von einem Kern beeinflussen, wurden dann aufgezeichnet und die entstandenen Flocken in 3D gescannt. Diese Arbeit wurde an der Universität Pennsylvania in Philadelphia durchgeführt, einer Partnereinrichtung bei diesem Projekt. „Schließlich haben wir statistische Modelle eingesetzt, um die Auswirkungen der Kontrollvariablen – sowohl unabhängig als auch in Kombination mit anderen – auf die Größe und Form der entstehenden Flocken bestmöglich zu beschreiben“, erläutert Dogandžić.

Prähistorisches Verhalten verstehen

Im Wesentlichen hat das Projekt zu einem besseren Verständnis des Prozesses beim Feuersteinschlagen geführt, indem einige der Prinzipien der Steinbruchmechanik durch den Einsatz von Technologie erfasst werden konnten. Dadurch könnte das Wissen dahingehend vertieft werden, wie die Menschen in der Vergangenheit die Regeln der Flockenbildung verstanden und zur Herstellung von Steinartefakten nutzten. Das Projektteam zeigte auch die Vorteile solcher kontrollierter Experimente für die Archäologie auf. „Da es sich um grundlegende Prinzipien für das Brechen von Stein handelt, lassen sich die Ergebnisse auf Steinbruchtechnologien aus allen prähistorischen Epochen anwenden“, ergänzt Dogandžić. Zusätzlich zu den Ergebnissen über die Flockenbildung stellte das Projekt seine 3D-Sammlung experimenteller Steinartefakte anderen Forschungsteams zur Verfügung. Dies wird weitere Studien darüber ermöglichen, wie unsere Vorfahren ihre Steinwerkzeuge formten, wie sie komplexe Geometrien verstanden und wie sich unsere Fähigkeit, unsere Welt zu gestalten und zu kontrollieren, entwickelt hat.

Schlüsselbegriffe

MORPHOLITHEX, prähistorisch, Feuerstein, Archäologinnen, Archäologen, Schlagstein, Feuersteinschlagen, Vorgeschichte

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