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Raising EU Productivity: Lessons from Improved Micro Data

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Mithilfe granularer Daten kann die Forschung versteckte Produktivitätstreiber finden

Durch eine Steigerung der Produktivität könnten Lebensstandards erhalten und sogar angehoben werden – trotz alternder Bevölkerung und, damit verbunden, schrumpfender Erwerbsbevölkerung. MICROPROD schafft eine länderübergreifende Dateninfrastruktur mit Produktivitätsindikatoren auf Mikroebene und unterstützt so die Planung für eine produktivere Zukunft.

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Eine Ursache des „Produktivitätsparadoxons“ Europas – also die bestenfalls stagnierende oder schlimmstenfalls rückläufige Produktivität trotz technologischer Fortschritte – liegt in der Messung der Produktivität. In jüngster Zeit kommt dem Einfluss „immaterieller“ Investitionen besondere Aufmerksamkeit zu. Dabei handelt es sich um Maßnahmen, die sich schwer messen lassen, wie Forschung und Entwicklung oder Daten- und Softwareentwicklung, die das traditionelle Verhältnis von Produktionseingängen und -ausgängen verändert. Zur Messung dieser nicht materiellen Werte und deren Ergebnisse können granulare Daten angewendet werden. Die Gesamtproduktivität wächst entweder, weil das Wachstum aller oder der meisten Unternehmen steigt, oder weil die produktiveren Firmen im Vergleich zu den weniger produktiven erheblich wachsen. Beide Prozesse werden durch immaterielle Vermögenswerte beeinflusst. Der Zugriff auf individuelle Unternehmensdaten ermöglicht es der Forschung zu bestimmen, welcher der Prozesse das Wachstum antreibt. Das EU-finanzierte Projekt MICROPROD (Raising EU Productivity: Lessons from Improved Micro Data) integriert neue, international vergleichbare Mikrodaten in eine Datenbank, die in Zusammenarbeit mit mehreren nationalen statistischen Ämtern in Europa eingerichtet wurde. „Unsere Daten legen nahe, dass die Investition in immaterielles Kapital auf Unternehmensebene ein aussagekräftiger Prädiktor für höhere Produktivität ist. Da unterschiedliche immaterielle Vermögenswerte die Produktivität möglicherweise auf unterschiedliche Weise beeinflussen, ist es außerdem sinnvoll, sie getrennt voneinander und eingehend zu betrachten“, erklärt Projektkoordinator Steffen Müller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass sich immaterielle Investitionen auf einige wenige führende Unternehmen konzentrieren und viele andere kaum in nicht materielle Werte investieren. Dies wirft politische Fragen zum Zugang zu Finanzierung und darüber auf, ob tatsächlich gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen.

Die Mikrodateninfrastruktur

Eines der Hauptziele von MICROPROD bestand darin, die Entwicklung einer dauerhaften und länderübergreifenden Infrastruktur für Produktivitätsdaten anzustoßen. Diese wird für die Politik bei wachstumsorientierten Maßnahmen oder Strukturreformen sowie für die Forschung bei der Beurteilung von Funktionsweisen der Wirtschaft von Nutzen sein. Mithilfe von Unternehmensregistern trug das Projektteam Firmendaten zu traditionellen Produktionseingängen und -ausgängen wie Arbeitskraft und Sachanlagen zusammen. Diese Daten wurden dann mit detaillierten Daten über immaterielle Werte verknüpft, die aus bestehenden Mikrodatensätzen wie der Innovationserhebung der Gemeinschaft und der IKT-Nutzungsumfrage extrahiert wurden. Dieser wachsende Datensatz wurde mit Handelsdaten wie die in den internationalen Beschaffungsstatistiken verfügbaren Daten ergänzt. „Die Schnittstelle der Mikrodateninfrastruktur bietet Zugang zu Analyseinstrumenten, um die Produktivitätsdynamik zu untersuchen und mit neuen Bestimmungsfaktoren und Kennzahlen der Produktivität zu experimentieren“, sagt Müller. „Die Pandemie hat verdeutlicht, dass ein gesicherter Zugang durch die Forschung zu harmonisierten europäischen Mikrodaten wie diesen wichtig ist, um Produktivität und deren Triebkräfte zu verstehen.“

Informationsfluss von der Mikroebene zur Makroebene

Zum einen hebt die Forschung von MICROPROD die Bedeutung immateriellen Kapitals als Produktivitätstreiber hervor. Zum anderen skizziert das Projekt aber auch die zahlreichen Faktoren – wie Unternehmensgröße, Sektor oder Standort –, die die Investitionsunterschiede erklären. Darüber hinaus erkannte die Forschungsgruppe, dass die meisten europäischen Unternehmen keinen direkten Zugang zu Finanzmitteln für Investitionen haben. Das begünstigt wiederum die Firmen, die über diese Ressourcen bereits verfügen, und erstickt letztlich möglicherweise Wettbewerb und Innovation. Zwar spricht MICROPROD keine konkreten politischen Empfehlungen aus, betont jedoch die Notwendigkeit anzuerkennen, dass Unternehmen und Arbeitskräfte bei Makrotrends wie der Digitalisierung und dem Aufstieg Chinas möglicherweise das Nachsehen haben. Dies könnte Politikmaßnahmen einleiten, die Aus- und Weiterbildung oder Beschäftigungsmobilität fördern. „Vorrangig können unsere Ergebnisse und Unternehmensdaten in die politischen Maßnahmen zur allmählichen Einstellung der COVID-bedingten Hilfspakete einfließen, um produktive Firmen zu schützen und dabei gleichzeitig die künstliche Unterstützung von ‚Zombie‘-Unternehmen zu vermeiden, die sich höchstwahrscheinlich nicht als tragfähig erweisen werden“, so Müller. Hierfür trägt das Team von MICROPROD derzeit europaweit Mikrodaten zusammen, um herauszufinden, wie sich die COVID-19-Pandemie auf Unternehmen, Sektoren und die Wirtschaft der Länder ausgewirkt hat.

Schlüsselbegriffe

MICROPROD, Produktivität, Innovation, immaterielle Investitionen, Mikroebene, Makroebene, Digitalisierung, COVID, Coronavirus, Finanzierung

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