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MONKS, NUNS AND TEXTILES: Production, Circulation, and Distribution of Textiles in the Monastic Environment in Egypt (4th-8th Centuries AD)

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Zusammenfügen der ägyptischen Geschichte mithilfe der Textilforschung

Ein neuer Blick auf die Textilherstellung im römisch-byzantinischen Ägypten gibt Aufschluss über die Geschlechterrollen und die sich entwickelnde soziale Bedeutung von Kleidung in einem wichtigen Zeitraum der Menschheitsgeschichte.

Ägypten erlebte zwischen dem 4. und 8. Jahrhundert n. Chr. große politische, soziale und religiöse Veränderungen. Dazu zählen die endgültige Teilung des Römischen Reiches sowie die Ankunft der Perser und schließlich der Araber. Das Projekt MONTEX, das mit Unterstützung der Marie Skłodowska-Curie-Maßnahmen durchgeführt wurde, versuchte, im Rahmen einer Analyse der Textilherstellung ein besseres Verständnis der ägyptischen Gesellschaft während dieser turbulenten Zeiten zu erlangen. „Textilien repräsentierten einen der wichtigsten Wirtschaftszweige Ägyptens zu dieser Zeit“, erklärt Maria Mossakowska-Gaubert, Stipendiatin und Forscherin am Saxo Institut – Zentrum für Textilforschung der Universität Kopenhagen in Dänemark. Die Forschung konzentrierte sich auf das monastische Umfeld. Mönche und Nonnen stammten aus allen Gesellschaftsschichten. Ihre beruflichen Tätigkeiten und ihr Alltagsleben spiegeln stark die Lebensweise von Laien wider.

Das Spinnen von Wolle war Frauenarbeit

Mossakowska-Gaubert und Projektkoordinatorin Marie-Louise Nosch vom Saxo Institut untersuchten archäologische Funde, ikonografische Darstellungen sowie schriftliche Quellen, sowohl literarische als auch dokumentarische, in griechischer und koptischer Sprache. „Durch diese interdisziplinäre Forschung wurden neue Beweisstücke zum Puzzle der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ägyptens hinzugefügt“, sagt Mossakowska-Gaubert. In der Tat besteht eines der wichtigsten Ergebnisse dieses Projekts darin, dass der Einfluss von Geschlecht und Gemeinschaftsstruktur auf die Arbeitsteilung in der Textilherstellung besser verstanden werden. Es könnte beispielsweise zutreffen, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft am Flachsanbau, der Schafhaltung und der Faseraufbereitung beteiligt waren. Die Organisation der Spinn- und Webprozesse scheint jedoch von einer Art der Gemeinschaft zur anderen variiert zu haben. In gemischtgeschlechtlichen Klöstern wurden Leinenkleider und andere Stoffe von webenden Mönchen hergestellt. Nonnen webten ihre eigenen Leinentuniken und andere Kleidungsstücke und kümmerten sich um die Leinenspinnerei. In Frauenklöstern wurden Wollkleidung und Decken für die ganze Gemeinschaft angefertigt. „Mönche, die in kleinen Klöstern lebten, und solche in Gemeinschaften zahlreicher Einsiedeleien, kümmerten sich jedoch selbst um das Spinnen von Leinen, aber niemals von Wolle“, erläutert Mossakowska-Gaubert. „Das Spinnen von Wolle galt als ‚Frauenarbeit‘, im Gegensatz zum Spinnen von Leinen, das sowohl von Männern als auch von Frauen praktiziert werden konnte. Ziegenhaar wurde anscheinend nur von Mönchen gesponnen.“

Soziale Rolle der Kleidung

Das Projekt MONTEX hat dazu beigetragen, einige Fragen zur sozialen Rolle der Kleidung zu klären. „Offizielle Kleidungsstücke wurden von den Mönchen zu besonderen Anlässen getragen, während ‚gewöhnliche‘ Kleidung für alltägliche Aufgaben und zum Schlafen getragen wurde“, fügt Mossakowska-Gaubert hinzu. „Dank MONTEX können wir nun die Entstehung, Entwicklung und mögliche Variationen der offiziellen Kleidung, die von ägyptischen Mönchen und Nonnen vom 4. bis zum 8. Jahrhundert getragen wurde, nachvollziehen.“ Im Rahmen des Projekts wurden auch die verwendeten Webstuhlarten näher beleuchtet. „Ein vertikaler Webstuhl, der in einer Grube befestigt war, wurde höchstwahrscheinlich von Mönchen zum Weben von Leichentüchern verwendet, während ein kleinerer Webstuhl wahrscheinlich zum Weben von Streifen und gelegentlich kleinen Kindertuniken eingesetzt wurde, die von Laien bestellt worden waren“, merkt Mossakowska-Gaubert an. Das Projekt entdeckte in einer ikonografischen Quelle und in papyrologischen Quellen aus der römischen Periode etwas, das wie ein Fußschlaufenwebstuhl aussieht. Die Verwendung eines solchen Webstuhls in Ägypten wurde von der Forschung bisher völlig ignoriert. Diese Entdeckung, wie auch die übrigen Ergebnisse des Projekts, dürfte für die Philologie, Papyrologie, Archäologie und Geschichtswissenschaft von großem Interesse sein.

Schlüsselbegriffe

MONTEX, ägyptisch, Textil, Mönche, Nonnen, monastisch, Webstühle, Wolle, Spinnen, Leinen, römisch-byzantinisches Ägypten, Geschlecht

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