Wie landwirtschaftliche Flächen fruchtbar bleiben
Die Einnahmen eines landwirtschaftlichen Betriebs hängen in starkem Maße vom Zustand des Bodens ab, wobei der Intensivanbau europaweit immer mehr die Bodengesundheit in Gefahr bringt. Informationen über spezielle, die Böden betreffende Fragen und Antworten, wie Probleme anzugehen sind, sind jedoch nur schwer zu finden. Zur Schließung dieser Lücke hat das EU-finanzierte Projekt BEST4SOIL (Boosting 4 BEST practices for SOIL health in Europe) ein Netzwerk geschaffen, das der Weitergabe von Fachwissen über Bodengesundheit dient. Projektschwerpunkt sind gute Arbeitspraktiken, die Böden gesund und fruchtbar erhalten und die Ausbreitung von bodenbürtigen Krankheiten und Nematoden, d. h. winzigen, sich von Pflanzenwurzeln ernährenden Fadenwürmern, eindämmen. „Ein internationales Forschungsteam hat eine große Menge an Informationen für den Praxiseinsatz gesammelt. BEST4SOIL stellt dieses Wissen in Form von Videos, Informationsblättern, Datenbanken und einem Instrument zur Entscheidungsunterstützung zur Verfügung“, berichtet Harm Brinks, BEST4SOIL-Koordinator und Projektleiter bei Delphy, dem niederländischen Beratungsunternehmen für Landwirtschaft und Gartenbau, an dem das Projekt angesiedelt ist.
Die richtigen Entscheidungen treffen
Das Entscheidungshilfe-Instrument ist eine Internetoberfläche, in die in der Landwirtschaft Tätige und Beratende Informationen über den Standort, den Boden, die Art der Anbaukulturen und die Arten der Krankheitserreger oder Nematoden eingeben können, um eine Anfrage zu generieren. Auf der Grundlage dieser Anfrage durchsucht das System seine Datenbanken, um die vielversprechendsten Strategien zu finden. „Es kann als Risikoanalyseinstrument dienen, um vernünftige Fruchtfolgen zu erstellen und Maßnahmen zur Wiederherstellung der Bodengesundheit oder zur Vorbeugung von Problemen auszuwählen“, erklärt Brinks. Fruchtwechsel ist eine der wirkungsvollsten Verfahrensweisen zur Bekämpfung bodenbürtiger Krankheiten und Schädlinge. Um deren Resultate zu maximieren, müssen die landwirtschaftlichen Betriebe das System sorgfältig an die Bedingungen vor Ort anpassen. Mit BEST4SOIL können sie beurteilen, welche Kulturpflanzen in welcher Reihenfolge angebaut werden sollten und wie die Fruchtfolge am besten mit anderen Bewirtschaftungspraktiken zu kombinieren ist.
Bestmögliche Verfahren auf die Felder bringen
Das Projekt konzentriert sich auf vier Arbeitspraktiken, die von zentraler Bedeutung für die Bodengesundheit sind: Gründüngung, Kompost, anaerobe Bodenentseuchung und (Bio-)Solarisation. „Kompost und Gründüngung versorgen den Boden mit organischer Substanz: Sie sind eine wichtige Quelle an Mikronährstoffen, die der Bodenfruchtbarkeit und der biologischen Vielfalt dienen“, so Brinks weiter. Mit anaerober Bodenentseuchung und (Bio-)Solarisation werden hingegen Krankheiten und Parasiten bekämpft: „Viele Böden sind mit Nematoden und Krankheitserregern verseucht, die den Ernteertrag und die Qualität beeinträchtigen. Mit biologischen Bekämpfungsmaßnahmen kann die Bodengesundheit wiederhergestellt werden, indem der Schädlingsbefall beseitigt wird.“ Auf der Website werden Informationen und Ratschläge zur Anwendung dieser Arbeitspraktiken in Form von Videos und Informationsblättern weitergegeben. Alle Online-Ressourcen, auch die Datenbankinhalte, stehen in 22 EU-Sprachen zur Verfügung.
Die Leute der Praxis miteinander vernetzen
Die Internetplattform ist nur einer der Kanäle, über die das BEST4SOIL-Netzwerk die landwirtschaftlichen Betriebe erreicht. In 19 EU-Ländern und im Vereinigten Königreich werden lokale Aktivitäten wie beispielsweise Treffen, Konferenzen und Workshops organisiert, die den Teilnehmenden die Gelegenheit zur Weiterbildung, Vernetzung und zum Erfahrungsaustausch bieten. Im Endeffekt zielt das Projekt darauf ab, eine praxisorientierte Gemeinschaft aufzubauen, die landwirtschaftliche Betriebe, Beratungs-, Weiterbildungs- und Forschungsteams europaweit miteinander verbindet. Die Gruppe hofft, dass das Netzwerk auch nach dem Projektende aktiv bleiben wird. „Die Projektpartner garantieren, dass alle Informationen für mindestens fünf Jahre verfügbar bleiben werden. Wir arbeiten jedoch an einem Plan, damit sie noch viel länger online bleiben“, verrät Brinks. Zusammen mit seinem Team untersucht er verschiedene Optionen, darunter die Einbindung einiger der Instrumente in eine landwirtschaftliche Wissensdatenbank, die derzeit mit Unterstützung von Horizont 2020 entwickelt wird.
Schlüsselbegriffe
BEST4SOIL, Bodengesundheit, bestmögliche Verfahren, Gründüngung, Dung, Kompost, anaerobe Bodenentseuchung, (Bio-)Solarisation, Solarisation, Fruchtfolge, Netzwerk