Skip to main content
European Commission logo
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

How much is a man worth. Slavery and market of individual identities in early modern Naples and Valencia

Article Category

Article available in the following languages:

Sklaverei im Mittelmeerraum der Frühen Neuzeit

Obwohl Neapel und Valencia im 16. und 17. Jahrhundert bedeutende Orte des Sklavenhandels waren, ist über die versklavten Menschen selbst wenig bekannt. Doch mit neuen Forschungsarbeiten an Archivquellen soll nicht nur klarer werden, wer diese Sklaven waren und woher sie kamen, sondern auch welche Dynamik hinter dem Sklavenhandel im Mittelmeerraum der Frühen Neuzeit stand.

Im 16. und 17. Jahrhundert gehörten Neapel und Valencia zu den wichtigsten Handelsstädten im spanischen Kolonialreich. Da der Handel aber weitgehend von Sklavenarbeit gestützt wurde, waren diese beiden Städte damit gleichzeitig auch zentrale Sklavenmärkte des Mittelmeerraums. Und trotz der Schlüsselrolle, die Sklaven in der Frühen Neuzeit spielten, ist kaum etwas über den Sklavenhandel oder die versklavten Personen selbst bekannt. Dank der neuen Forschung im Rahmen des EU-finanzierten Projekts Men of Value, kann sich das nun ändern. „Wir haben dieses Projekt ins Leben gerufen und ausgearbeitet, um die Sklavenmärkte von Valencia und Neapel zu untersuchen, aber nicht nur aus der Perspektive von Angebot und Nachfrage, sondern auch über eine Analyse der sozialen und institutionellen Beziehungen, die sich auf den Preis der Sklaven und Gefangenen auswirkten“, erklärt Fabrizio Filioli, Forscher an der Universität Valencia und Projektkoordinator von Men of Value. Unterstützt wurde die Forschungsarbeit durch die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen.

Interessante Erkenntnisse

Anhand von Archivquellen wurden Biografien von einigen Sklaven aus dieser Zeit rekonstruiert, mitsamt ihrer Herkunft, Alter, Religion und den Aufgaben, die sie zu erledigen hatten. „Mit diesen Erkenntnissen wurde es leichter, die Dynamik hinter ihrem Verkaufspreis nachzuvollziehen“, so Filioli. So schloss er zum Beispiel aus den vorliegenden Ergebnissen, dass der Wert eines Sklaven oder einer Sklavin nicht nur von lokalen Faktoren wie dem Bedarf an billiger Arbeitskraft abhing, sondern auch von abstrakteren geopolitischen Fragen, die weit über die Stadtmauern hinausreichten. „Durch Allianzen und Globalisierung wurden die Sklaven von Hafen zu Hafen verkauft, bis sie nach Europa kamen“, erklärt Filioli. „Im Ergebnis dieses komplexen weltweiten Netzwerks kamen die Sklaven in Valencia und Neapel nicht nur aus den Regionen Afrikas südlich der Sahara, sondern sogar aus Goa und anderen weit entfernten Gegenden.“ Filioli gelangte außerdem zu einigen interessanten Erkenntnissen über die Kosten von Sklaven und die Faktoren, die bei der Berechnung ihres Freikaufpreises eine Rolle spielten. Am Fall der Ruderer, die auf den Galeeren der riesigen neapolitanischen Flotte eingesetzt wurden, zeigt sich zum Beispiel, dass das Freikaufgeld oder der „Tauschpreis“ für einen Gefangenen wesentlich höher war als sein Wert als Ruderer. „Der Geldbetrag, den eine Familie zu zahlen bereit war, um einen Sklaven und seinen gesellschaftlichen Status wieder zu rehabilitieren, war eine der Variablen, die sich immens auf das Freikaufgeld auswirkten“, ergänzt Filioli.

Ganz neue Möglichkeiten

Filioli verdankt seiner Forschung nach eigener Aussage viele neue Möglichkeiten. „Ohne die Unterstützung von internationalen Fachleuten und ohne den Austausch von wissenschaftlichen Gutachten wäre dieses Projekt gar nicht möglich gewesen.“ Seine Arbeit in den Archiven von Valencia, Neapel, Madrid und Rom und die Chance, an verschiedenen internationalen Konferenzen teilnehmen zu können, habe es ihm ermöglicht, einen wirklich wichtigen Forschungszweig zu etablieren. Mit seinem neuen Stipendium am Bonner Zentrum für Abhängigkeits- und Sklavereistudien will Filioli seine Arbeiten aus dem Projekt Men of Value ausweiten. „Dank dieses renommierten Postdoc-Stipendiums kann ich meine Untersuchung der Sklaverei im Mittelmeerraum fortführen“, sagt er abschließend. „Ich bin schon gespannt, welche neuen Erkenntnisse wir in den kommenden Monaten freilegen können.“

Schlüsselbegriffe

Men of Value, Sklaverei, Mittelmeerraum, Mittelmeer, Neapel, Valencia, Sklavenmarkt, Frühe Neuzeit, spanisches Kolonialreich, Sklavenhandel

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich