Verhandlungen mit einer neuen Perspektive ergeben für beide Seiten vorteilhafte Lösungen
Flüsse und Flusseinzugsgebiete in Afrika durchlaufen mehrere Länder, die oft widersprüchliche Interessen haben. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts DAFNE haben sich 14 Partner aus Europa und Afrika zusammengeschlossen, um die Zusammenarbeit zugunsten nachhaltiger und effektiver Lösungen für die Steuerung des Nexus zwischen Wasser, Energie und Nahrungsmitteln zu erleichtern.
Daten und Menschen zusammenbringen
Laut Projektkoordinator Paolo Burlando von der ETH Zürich „entwickelt DAFNE einen neuartigen methodischen Ansatz zur Erforschung alternativer Planungs- und Verwaltungslösungen auf der Grundlage der Zusammenarbeit öffentlicher und privater Interessengruppen, um das Verständnis des Nexus zwischen Wasser, Energie, Nahrungsmitteln und Umwelt zu verbessern“. Das entscheidungsanalytische Rahmenwerk von DAFNE integriert dabei lokale Daten zu Infrastruktur und Umgebung und verbindet sie mit den Zielen und Anliegen der Interessengruppen. Es berücksichtigt die unterschiedlichen und oft konkurrierenden Interessen an grenzüberschreitenden Flusseinzugsgebieten und prognostiziert die erwarteten Auswirkungen alternativer Szenarien. Das multiperspektivische Visualisierungswerkzeug und das Geoportal ermöglichen das Durchsuchen alternativer Szenarien und der damit verbundenen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Problemen in Bezug auf Wasser, Energie und Nahrungsmittel, die aus Modellsimulationen des Nexus zwischen ihnen hervorgegangen sind. Das entscheidungsanalytische Rahmenwerk und die visuellen Werkzeuge werden mithilfe von Simulationslaboren für Verhandlungen bei der partizipativen und integrierten Planung genutzt. „Die Werkzeuge helfen den Interessengruppen, die Probleme aus der Perspektive anderer zu sehen und so ihre aktuellen Ansichten zur Nachhaltigkeit gegenwärtiger und zukünftiger Verwaltungswege zu erweitern. Letztlich erleichtern sie das gesellschaftliche Verständnis der Auswirkungen und unterstützen die Verhandlungen“, so Burlando.
Aufarbeitung der Vergangenheit und Konzentration auf die Zukunft
Der Sambesi ist der längste nach Osten verlaufende Fluss und durchquert sechs afrikanische Länder. In seinem Einzugsgebiet liegen sogar acht Länder. Seit den 1970er Jahren sind entlang des Flusses vier große Wasserkraftdämme in Betrieb, die negative ökologische Auswirkungen haben. Das Einzugsgebiet wird von fast 40 Millionen Einwohnern besiedelt, weshalb zu erwarten ist, dass der Bedarf an Wasser, Energie und Nahrungsmitteln hier noch weiter steigen und den Boden für einen Wettbewerb um die Nutzung dieser Ressourcen bereiten wird. Ein anderes Einzugsgebiet, das Omo-Turkana, wird von Äthiopien und Kenia gemeinsam genutzt. Der Fluss Omo in Äthiopien speist etwa 85 bis 90 % des Zuflusses zum fast vollständig in Kenia gelegenen Turkana-See. Staudämme für die Wasserkraftproduktion und ein riesiges Bewässerungssystem am südlichen Teil des Omo-Flusses werden sich auf diesen See auswirken. Die Verhandlungen darüber sind bereits im Gange. Es gibt jedoch auch hier wieder ein hohes Maß an Wettbewerb um die Wassernutzung. In diesen beiden Fallstudien hat DAFNE seinen Ansatz getestet. Burlando berichtet: „Die Simulationslabore für Verhandlungen erwiesen sich als wichtige soziale Lernexperimente, bei denen mögliche Konfliktparteien um einen Tisch versammelt werden, um ihre jeweiligen Standpunkte auszutauschen, wobei sie oft feststellen, dass sie gemeinsame Interessen haben, die letztendlich in einen gemeinsamen Weg münden können.“
Die Macht von Zahlen aller Art
Durch seine Website und Kampagnen in den sozialen Medien, wissenschaftliche und andere Publikationen sowie die Teilnahme an Konferenzen und Veranstaltungen mit den beteiligten Interessengruppen hat DAFNE ein großes und breites Publikum erreicht. Dazu gehören mehr als 57 000 Mitglieder der wissenschaftlichen Gemeinschaft, mehr als 18 000 Organisationen und Einzelpersonen aus der Industrie, mehr als 3 000 politische Entscheidungsträger und eine potenzielle Leserschaft von mehr als einer Million Menschen durch Artikel in den Massenmedien. Das Fazit von Burlando lautet: „Der Verfahrensansatz von DAFNE unterstützt die Einbeziehung und Stärkung der Interessengruppen während des gesamten Prozesses. Im digitalen Zeitalter können Zahlen eine Lösung für die wettbewerbsorientierte Nutzung von Ressourcen ermöglichen und die Ansichten der Interessengruppen ändern, indem diese dazu gebracht werden, ihre teils energischen Haltungen zu überdenken und sich der Ermittlung gemeinsamer Interessen zu öffnen. Dies kann schließlich zu nachhaltigeren und für beide Seiten vorteilhaften Lösungen führen.“
Schlüsselbegriffe
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