Ein neues Paradigma der körperlichen Rehabilitation
Betroffene mit rheumatoider Arthritis, Hals-, Rücken- oder Schulterschmerzen wissen es leider nur zu gut: Der Weg vom Krankenhausaufenthalt bis zur vollständigen Erholung steckt voller Tücken. Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: sage und schreibe 80 % aller Patientinnen und Patienten brechen die Behandlung vorzeitig ab. Dadurch steigt wiederum das Risiko für spätere Folgeverletzungen. Das Projekt ReHub (Rehabilitation Hub: The World’s first Digital Recovery Therapy solution) hat sich dieses zunehmenden Problems angenommen, das sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für die Systeme der sozialen Sicherheit in Europa eine Belastung bedeutet. „Ricardo Jauregui und ich waren 2013 bei einem führenden europäischen Krankenhaus und einem Hersteller von Medizinprodukten tätig“, erzählt Silvia Raga, Geschäftsführerin von DyCare. „Damals haben wir erstmals Hürden festgestellt, die einer effektiveren Therapie entgegenstanden.“
Anstrengungen in Richtung einer effektiveren, persönlicheren und kostengünstigeren Therapie
Die erste Hürde bestand im Mangel objektiver und innovativer Messwerkzeuge, um Pathologien mit Einfluss auf die Funktion des muskuloskelettalen Systems zu beobachten, zu kontrollieren und klinisch zu bewerten. DyCare hat deshalb die Lösung LYNX entwickelt, die eine funktionelle Beurteilung von Gelenkerkrankungen vornimmt. Die zweite Hürde wurde durch die Rückmeldung der LYNX-Anwenderinnen und -Anwender aufgezeigt: Es bestand eine starke, unbefriedigte Nachfrage nach einem System, das die Betroffenen sowie das ärztliche und physiotherapeutische Fachpersonal in den Rehabilitationsprozess einbindet. „Die verschiedenen Interessenträger wollten eine Lösung, die eine wirksamere, persönlichere und kostengünstigere Therapie ermöglicht. Dabei standen drei Ziele im Vordergrund: mehr Betriebsproduktivität der Gesundheitszentren; mehr Unterstützung für Ärzte und Physiotherapeuten bei der objektiven und dynamischen Beurteilung des Funktionszustands des Patienten; und ihre Unterstützung bei der Fortschrittsüberwachung“, erklärt Raga. Mit ReHub können Fachleute personalisierte Übungen ausarbeiten, die ihre Patientinnen und Patienten eigenständig machen sollen. Die Bewegungen und Kraft der Patientin oder des Patienten werden dann über das Programm in Echtzeit überwacht. „Die innovativen Algorithmen von ReHub werden mit Daten aus unserem eigens entwickelten Sensor DyTrack gespeist, der Bewegungen und Kraft mit klinischer Präzision verfolgt und für Patienten ein personalisiertes Bewegungs- und Kraftmuster erstellt“, merkt Raga an.
Mathematisch validiert und bald auch klinisch erprobt
Die Algorithmen liefern außerdem Kontrollkennziffern wie zum Beispiel zur Einhaltung des Therapieplans, zur Qualität der Übungsausführung und zur Heilungsrate. Anhand all dieser Informationen können Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten dann die Übungen optimal an die Bedürfnisse der behandelten Person anpassen. Alle Algorithmen wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Barcelona mathematisch validiert. Nun werden sie im klinischen Einsatz erprobt oder sind demnächst dafür vorgesehen. „Wir führen derzeit in zwei Kliniken in der EU [Italien und Spanien] eine multizentrische klinische Studie zur weiteren Evaluierung der Wirksamkeit, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit von ReHub als neuem Rehabilitationsprotokoll durch“, so Raga. „Ein weiteres Kernziel der Studien ist die Beurteilung der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Nutzung von ReHub auf Betroffene und Gesundheitszentren.“ Bis aus ReHub ein kommerzielles Produkt wird, ist noch viel zu tun, doch das physiotherapeutische Fachpersonal und die Betroffenen, die es bereits testen konnten, sind von seinem Nutzen überzeugt. So lautete eine Patientenmeinung dazu etwa: „Ich hatte aus persönlichen Gründen keine Lust, irgendetwas zu tun, aber ReHub hat mich wirklich motiviert, meine Übungen zu machen. Ich kann mich bei DyCare für dieses System nur bedanken.“
Schlüsselbegriffe
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