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Inhalt archiviert am 2024-04-18

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Besserer Zugang zu Medieninhalten für Europäer mit Einschränkungen

Damit die Gesellschaft integrativer wird, entwickelt ein Projekt derzeit eine Multimediaplattform, über die Menschen mit Seh- oder Höreinschränkungen besser auf audiovisuelle Informationen zugreifen können.

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Aktuell leben in Europa 80 Millionen Menschen mit einer Behinderung. Schätzungen zufolge sind weitere rund 81,5 Millionen Erwachsene von Hörverlust betroffen. Demnach wird einer von sieben Erwachsenen unter Hörproblemen leiden. Nach Aussage der Weltblindenunion haben 23,5 % der EU-Bevölkerung außerdem Seheinschränkungen. Da die europäische Bevölkerung immer älter wird, werden diese Zahlen weiter ansteigen. 2020 werden schätzungsweise 120 Millionen Menschen in der EU unter einer mehrfachen und/oder leichten Behinderung leiden. All diese Zahlen ergeben einen eindeutigen (und wachsenden) Bedarf an barrierefreien Produkten und Diensten – wie die audiovisuelle Multimediaplattform, die im Rahmen des Projekts EASYTV (Easing the access of Europeans with disabilities to converging media and content) entwickelt wird. Um mehr zu erfahren, sprachen wir mit dem EASYTV-Projektkoordinator Federico Alvarez.

Warum ist es so wichtig, dass Menschen mit Behinderung auf audiovisuelle Dienste zugreifen können?

Alvarez: Eine der vielen Herausforderungen, vor denen Menschen mit verschiedenen Schweregraden der sensorischen Behinderung stehen, ist der schwierige Zugang zu gängigen audiovisuellen Produkten und Diensten wie Fernsehen, Radio und Online-Inhalten. Können Menschen mit Behinderung keine audiovisuellen Dienste nutzen, werden sie unter Umständen vom Rest der Bevölkerung ausgegrenzt. Das ist vor allem in unserer heutigen Informationsgesellschaft problematisch, in der jeder frei auf Informationen zugreifen können sollte. Ohne gleichberechtigten Zugang erhalten Menschen mit Behinderung nicht dieselben Chancen, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen – weder im Privat- noch im Berufsleben. Die barrierefreien Produkte und Dienste, an denen wir arbeiten, fördern das unabhängige Leben und die eigenständige Wahl. Beide sind wichtige Aspekte, damit jeder dieselben Möglichkeiten erhält, um Teil der Gesellschaft zu sein.

Wie will das Projekt EASYTV gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen?

Die barrierefreien Lösungen, die aktuell auf dem Markt sind, sind leider eher auf das traditionelle Fernsehen ausgerichtet. Da die heutigen Medien weit über das Analoge hinausgehen, sind neue, umfassende Systeme erforderlich. EASYTV möchte eine umfassendere Verfügbarkeit von integrativen Medienangeboten für alle ermöglichen und allen Nutzerinnen und Nutzern, vor allem Menschen mit verschiedenen Schweregraden der Behinderung, gleichberechtigten Zugang zu audiovisuellen Diensten gewähren. Dazu möchten wir die Dienste verbessern, die Menschen mit Behinderung ein erweitertes audiovisuelles Multimediaerlebnis bieten, wobei wir uns vor allem auf die Personalisierung der Dienste konzentrieren. Wir entwickeln neue Technologien, wie Gebärdendolmetschen auf dem Bildschirm sowie eine sprach- und gestengesteuerte Fernbedienung.

Können Sie näher auf die wichtigsten Eigenschaften des Systems eingehen?

Herzstück von EASYTV bildet die Personalisierung von Inhalten, die von einer Kombination aus interaktiven Funktionen und einer Gebärdensprachverdolmetschung begleitet wird. Das geschieht mithilfe eines komponentenbasierten Systems, das über eine Reihe von Geräten mit Internetverbindung, wie Fernseher und Computer, barrierefreie Inhalte bereitstellt. Dazu zählen unter anderem die automatische Vergrößerung von Gesichtern für sehbehinderte Personen, die automatische Szenenbeschreibung für Blinde und die Präsentation von Inhalten durch einen mehrsprachigen realistischen Avatar auf dem Fernseher oder einem zweiten Bildschirm für gehörlose Menschen, um nur ein paar Innovationen zu nennen. Die EASYTV-Architektur setzt sich genau genommen aus zahlreichen verschiedenen Komponenten zusammen, von denen jede eine konkrete Rolle bei der Produktion und Bereitstellung barrierefreier Inhalte spielt. Nehmen wir zum Beispiel die technische Multiterminal-Plattform. Über diese Komponente wird der ausgestrahlte Inhalt gemäß der Global Public Inclusive Infrastructure allen Nutzerinnen und Nutzern mit Behinderung zugänglich gemacht. Diese Inhalte werden dann anhand zahlreicher plattformbasierter Komponenten in Untertitel, Gebärdenverdolmetschung oder Audiobeschreibungen übertragen. Die Endnutzerinnen und -nutzer müssen nur den Servicekatalog von EASYTV aufrufen, in dem sie die gewünschten Dienste auswählen können.

Was sind die bislang wichtigsten Erfolge des Projekts?

Wir freuen uns besonders über eine Reihe von mehrsprachigen Zugriffsdiensten, die wir entwickelt haben. Mit diesen Diensten lässt sich das Medienerlebnis von Menschen mit Behinderung auf verschiedenen Geräten wie Fernseher, Begleitbildschirmen und Smartphones verbessern. Sie wurden bereits von richtigen Endnutzerinnen und -nutzern getestet, die ihr Interesse an der Verwendung dieser Dienste bekundet haben. Die Dienste werden nun in eine Plattform eingebunden, mit der Sendeanstalten oder Content-Produzenten einfach barrierefreie Inhalte ohne großen Einfluss auf den Arbeitsablauf oder das Budget erstellen können.

Wie wird sich das EASYTV-System entwickeln?

Das Projekt läuft noch bis 2020, das System ist also noch in Arbeit. Das EASYTV-System ist jedoch so gestaltet, dass es sich auch nach Projektende an die sich verändernden Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer anpassen lassen wird. Der Grund dafür ist, dass Drittanbieter und externe Softwareunternehmen über unser einzigartiges Service Development Kit auf Crowdsourcing-Basis kontinuierlich neue Dienste zur technischen Multiterminal-Plattform von EASYTV hinzuzufügen können. Außerdem bieten wir Serviceanwendungen, die problemlos auf verschiedenen digitalen Geräten installiert werden können, wodurch sich EASYTV auf den neuesten Smartphones und Tablets aufrufen lässt. Dadurch wird sich EASYTV immer weiter verbessern.

Was sind die nächsten Schritte?

Momentan konzentrieren wir uns darauf, dass EASYTV von den Endnutzerinnen und -nutzern, europäischen Sendeanstalten und Inhabern von Inhalten angenommen wird. Außerdem erweitern wir unsere Crowdsourcing-Plattform stetig, damit EASYTV lange bestehen kann. Neben der nutzerorientierten Arbeit widmet sich das Projektteam der Finanzierung und will sicherstellen, dass das System mit allen geltenden europäischen und internationalen Normen konform ist. Die Teammitglieder schlagen sogar Änderungen an den aktuellen ETSI-, ITU- und ISO-Normen vor, damit die im Rahmen des Projekts vorgestellten neuen Technologien berücksichtigt werden.

Länder

Spanien

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