Baumaterialien einfacher wiederverwenden
Unsere Erde ist ein geschlossenes System mit endlichen Ressourcen. Das bedeutet, dass ein aufgebrauchtes Material für immer verschwunden sein dürfte. Deshalb ist unsere gegenwärtige, von Konsum und Wegwerfen geprägte Wirtschaft das Gegenteil von nachhaltig. Konsumieren wir mit der jetzigen Geschwindigkeit immer weiter, dann werden alle wichtigen Ressourcen der Erde in zehn bis fünfzig Jahren erschöpft sein. Und so ist es auch beim Thema Abfall klar, dass wir eigentlich nichts verschwenden dürfen. „Es ist überaus wichtig, dass wir uns in Richtung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft entwickeln, in der Ressourcen wiederverwendet und recycelt werden und keine Abfälle mehr entstehen“, sagt Martijn Oostenrijk, Koordinator des EU-finanzierten Projekts Madaster. Um diesen Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft möglich werden zu lassen, hat das Projekt Madaster eine revolutionäre digitale Plattform entwickelt, mit der Stoffe identifiziert, nachverfolgt und wiederverwendet werden, die ansonsten als Abfall auf der Deponie landen würden.
Abgleichen, überwachen, verwalten
Die Madaster-Plattform ermöglicht die Wiederverwendung der üblicherweise im Bausektor eingesetzten Produkte und Werkstoffe. Ein Planer, Bauunternehmer oder Eigentümer muss lediglich ein Konto erstellen und Informationen wie etwa die dreidimensionalen Bauwerksdatenmodelle hochladen, die fast überall in der Immobilienwirtschaft bei Neubauten zum Einsatz kommen. Stehen diese Informationen nicht zur Verfügung, verfolgen Madaster und seine Partner mehrere Lösungsstrategien, um die Vorteile der Plattform zu maximieren, ohne neue Daten erstellen zu müssen. Sobald ein Gebäude registriert ist, erstellt Madaster einen Materialpass für das Projekt, der die den Kreislauf betreffenden Merkmale und den finanziellen Wert der Baumaterialien angibt. Sowohl der Index bezüglich des Kreislaufprinzips als auch der finanzielle Wert werden bei jedem Einloggen automatisch aktualisiert, und die Gebäudeanmeldungen werden komplett vom Nutzer verwaltet. Da keine Daten weitergegeben oder verkauft werden, erfüllt die Plattform auch die strengsten datenschutzrechtlichen Bestimmungen. „Suchen Sie nach Materialien oder wollen Sie Ihre wiederverwendbaren Produkte verkaufen, die nach Instandhaltung, Umbau oder Sanierung zur Verfügung stehen werden, so erleichtert Madaster das über sein Partnernetzwerk“, erläutert Oostenrijk. „Madaster ist das Verzeichnis, die vertrauenswürdige Datenquelle, die sich ganz automatisch mit etlichen Dienstleistern wie etwa Marktplätzen für wiederverwendbare Baustoffe, Baufirmen (auch aus dem Bereich Sanierung), Gebäudeverwaltungen, Architekten- und Ingenieurbüros verbindet.“ Madaster können Sie am Beispiel eines riesigen Krankenhauses in Rotterdam, das vor Kurzem abgerissen wurde, in Aktion erleben. Anstatt den Auftrag an die Abrissfirma mit dem niedrigsten Preis zu vergeben, registrierte das Krankenhaus seine Gebäudewerte bei Madaster und forderte die Abbruchunternehmen dazu auf, die Wiederverwendung seiner registrierten Wirtschaftsgüter zu organisieren. Dadurch, dass ein großer Teil der wertvollen Teile des Krankenhausgebäudes an eine Sozialwohnungsgesellschaft verkauft werden konnte, trug Madaster dazu bei, die Abbruchkosten für das Krankenhaus zu senken und kostengünstige Güter für das Wohnprojekt bereitzustellen.
Bereit für eine neue Dimension
Die Madaster-Plattform kann gegenwärtig in den Niederlanden eingesetzt werden. Seit Ende 2017 ist die Datenbank des Projekts von etwas mehr als 300 Kubikmetern registrierten Baustoffen und Materialien auf mehr als 2,5 Mio. Kubikmeter angewachsen. „Die Madaster-Plattform ist auf Langlebigkeit ausgelegt“, fügt Oostenrijk hinzu. „Aber um nachhaltig zu sein, müssen neue europäische Märkte erschlossen werden. Darauf konzentrieren wir uns gegenwärtig.“
Schlüsselbegriffe
Madaster, Kreislaufwirtschaft, Baumaterialien, nachhaltig, wiederverwendet, recycelt, Bausektor, Datenschutzbestimmungen
