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Vom Textilabfall zur Haute Couture – die Reise einer Faser

Eine neue Technologie verspricht nachhaltigere Kleidung.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

Die Textil- und die Bekleidungsindustrie gehören zu den am schnellsten wachsenden Industrien der Welt und treiben einen wesentlichen Teil der Weltwirtschaft an. Laut Statista gab es im Jahr 2021 allein in der EU 143 000 Fertigungsbetriebe für Textilien und Bekleidung, und einige der weltweit führenden Einzelhandelsunternehmen und profitabelsten Marken haben in der Union ihren Hauptsitz. Diese regen Handelsaktivitäten haben jedoch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Die Europäische Umweltagentur hat ermittelt, dass die Textilfertigung 15-35 Tonnen CO2-Äquivalent je produzierter Tonne verursacht. Zudem hat der Mehrkonsum von Bekleidung (mit einem Anstieg um 40 % seit 1996) die Tragedauer der Kleidungsstücke verkürzt – so werden jährlich EU-weit pro Kopf 11 kg Kleidung weggeworfen. Das EU-finanzierte Projekt New Cotton will diese Trends mithilfe einer auf eigens entwickelter Technologie beruhenden innovativen Lösung umkehren. Die Innovation zielt darauf ab, das Kreislaufprinzip in die Textilindustrie zu integrieren, indem Textilabfälle in hochwertige baumwollähnliche Fasern umgewandelt werden.

Recycelte Kleidung ist das neue Schick

Ab 2025 wird es in der EU Pflicht, Textilabfälle wiederzuverwerten. Mithilfe der patentierten Technologie des in Finnland ansässigen Projektkoordinators Infinited Fiber Company können deponiereife Textilien zu Fasern höchster Qualität verarbeitet werden, aus denen dann für die gesamte Modebranche Kleidung hergestellt werden kann: von Massen- bis zu Luxusmode. Das Unternehmen entwickelte die Textilfaser Infinna™, die wissenschaftlich auch als Zellulosecarbamatfaser bezeichnet wird und Baumwolle ähnlich sieht und sich auch ähnlich anfühlt. Die neue Faser enthält keinen Schwefelkohlenstoff und kann mit anderen Faserarten wie Elastan und Polyester gemischt werden, aus denen sich dann unterschiedliche Gewebearten herstellen lassen. Die Technologie kann Textilabfälle aus verschiedensten Fasern und anderes Abfallrohmaterial auf Zellulosebasis zu neuen Fasern und Textilien verarbeiten. Aus diesem Kreislaufmodell entsteht eine skalierbare und umweltfreundliche Komplettlösung.

Präsentation des zirkulären Mode-Ökosystems

Am 7. Oktober 2022 konnte sich New Cotton durch die Eröffnung einer Ausstellung im Fashion for Good Museum in Amsterdam hervortun. Diese zeigte die erste Kleidung, die mit der neuen Infinna-Faser von den namhaften Modeunternehmen adidas und H&M Group hergestellt wurde. In einer Pressemitteilung des Projekts heißt es: „Der neu lancierte Sportswear-Trainingsanzug Viscose (genderneutral) von adidas by Stella McCartney und die Workwear-Jacke und -Hosen der H&M Group sind daher nicht nur schöne Kleidungsstücke, die aus der neuen hochwertigen aus verbrauchsinduzierten Textilabfällen hergestellten Faser Infinna™ gefertigt wurden: Sie zeigen das Potenzial eines zirkulären Mode-Ökosystems und die Fähigkeit der Branche, sich weg von einer Linear- und hin zu einer Kreislaufproduktion zu entwickeln“. Im weiteren Verlauf wird New Cotton (Demonstration and launch of high performance, biodegradable, regenerated New Cotton textiles to consumer markets through an innovative, circular supply chain using Infinited Fiber technology) daran arbeiten, Daten zu erheben und sie gemeinsam mit der gesamten Industrie zu nutzen in dem Bestreben, umweltfreundliche und zirkuläre Lösungen anzuregen und zu fördern. Die Infinited Fiber Company hat ihre Technologie bereits getestet und validiert. Sie ist nun bereit für die Lizenzierung. Weitere Informationen: New-Cotton-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

New Cotton, Textilien, Textilindustrie, Kreislaufprinzip, Textilabfall, Fasertechnologie

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