Proteinhemmer verzögern Beginn von Knochenmetastasen
Forscher in Frankreich haben nachgewiesen, dass sich der Beginn von Knochenmetastasen hinauszögern lässt. Auf dem kürzlich zu Ende gegangenen Europäischen Multidisziplinären Krebskongress 2011 in Stockholm, Schweden, erklärte Professor Stèphane Oudard vom Institut für Onkologie am Krankenhaus Georges Pompidou, Frankreich, dass Tumorzellen einer bestimmten Art von Prostatakrebs gehindert werden können, auf den Knochen überzugreifen (Metastasierung), wenn ein Protein gehemmt wird, das wesentlich am Knochenauf- und Abbau beteiligt ist. Prof. Oudard vermerkt, dass dies die erste groß angelegte klinische Studie zur Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Denosumab (XGEVA TM) ist, die diesen Effekt nachweist. Bei bis zu 90% der Prostatakrebsfälle, die nicht auf Hormontherapien ansprechen, metastasiert der Primärtumor laut Angaben der Europäischen Krebsorganisation (ECCO) in den Knochen. Mit Beginn der Metastasierung geht die Erkrankung normalerweise in ihre chronische und anschließend terminale Phase über, die sowohl mit starken physischen als auch psychischen Belastungen einhergeht wie etwa pathologischen Knochenbrüchen und Rückenmarkskompressionen. "Diesen Punkt hinauszuzögern, ist von größter Bedeutung", so Prof. Oudard. "Wir haben gezeigt, dass Denosumab den Beginn der Knochenmetastasierung bei dieser Patientengruppe über vier Monate nach hinten verschieben kann." Eine medikamentöse Hemmung des RANKL-Proteins kann die Bildung von Osteoklasten behindern. Im Gegensatz zu Osteoblasten, die für die Knochenbildung zuständig sind, zerstören Osteoklasten die Knochensubstanz. Gelingt es, durch Medikamente der Osteoklastenbildung entgegenzuwirken, wird der Knochen nicht zerstört und kann sich besser gegen Tumorzellen und damit Metastasen wehren. Getestet wurden insgesamt 1.432 Männer, die in 2 Gruppen randomisiert wurden: die erste Gruppe erhielt den eigentlichen Wirkstoff, die andere das Plazebo. Alle Patienten nahmen zusätzlich Kalzium und Vitamin C zur Förderung der Knochenbildung ein. Im Juli 2010 hatten 660 der Patienten entweder Knochenmetastasen entwickelt oder waren gestorben. Nach Entblindung der Studie wertete das Forscherteam die Ergebnisse aus. "Wie sich herausstellte, zögert Denosumab das metastasenfreie Überleben im Vergleich zum Plazebo signifikant hinaus, zudem waren die Ergebnisse für alle Tumoruntergruppen und demographischen Variablen wie Alter und ethnischer bzw. geographischer Herkunft konsistent", erklärt Professor Oudard. "Die Schlussfolgerung lautet, dass ungeachtet der Patientencharakteristiken (die zunächst auf hohem PSA-Wert (PSA: prostataspezifischen Antigen) und/oder kurzer PSA-Verdopplungszeit basierten) Denosumab den Beginn der Bildung von Knochenmetastasen verzögern kann. Bei einer Erkrankung, für die bislang keine wirkungsvolle Therapie existiert, ist dieses Ergebnis höchst signifikant." Bei Knochenmetastasen ist das Sterblichkeitsrisiko fünfmal höher als bei Patienten, die keine Metastasen entwickeln, wie aus den Daten hervorgeht. "Zwar existieren schon effektive Therapien sowohl für Prostatakrebs im (hormonsensitiven) Frühstadium als auch im fortgeschrittenen (hormonresistenten) Stadium, eine Lücke ergab sich aber bei der Behandlung der Patientengruppe, die hormonresistent sind, aber noch keine Metastasen entwickelt hat", vermerkt Prof. Oudard. "Unsere Studie belegt, dass Denosumab den Zeitraum bis zur Metastasenbildung, in dem die Lebensqualität für den Patienten noch relativ gut ist, verlängern kann. Erstmals haben wir nun die Wirkung einer gezielten Therapie der Mikroumgebung von Knochen nachgewiesen. Darauf können wir aufbauen und Denosumab mit anderen gezielten Therapieansätzen kombinieren." Zu den Ergebnissen der Studie äußerst sich ECCO-Direktor Professor Michael Baumann folgendermaßen: "Dies ist die erste groß angelegte klinische Studie, die belegt, dass eine gezielte Behandlung der Knochenmikroumgebung signifikant den Metastasenbeginn bei hormonunabhängigem Prostatakarzinom mit hohem Metastasenrisiko verzögert. Bemerkenswerterweise traf dies auf alle Patientenuntergruppen der Studie zu, woraus sich neue therapeutische Möglichkeiten für eine Vielzahl von Patienten ergeben und die künftige Forschung auf diesem Gebiet vorangetrieben wird."Weitere Informationen finden Sie unter: Europäische Krebsorganisation (ECCO): http://www.ecco-org.eu/
Länder
Frankreich, Schweden