Galaktischer Kannibalismus
Erstmals haben Wissenschaftler einen Planeten entdeckt, der aus einer anderen Galaxie stammt. Der neu entdeckte Exoplanet ist ähnlich groß wie der Jupiter und seine Entdeckung wirft Fragen über die Entstehung und das Überleben von Planeten auf und liefert Hinweise auf das mögliche Schicksal unseres eigenen Sonnensystems. Die von Forschern in Deutschland und den Niederlanden durchgeführte Studie wurde online von der Zeitschrift Science veröffentlicht. Bisher haben Astronomen fast 500 Exoplaneten (also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems) nachgewiesen. Der neu entdeckte Planet umkreist den Stern HIP 13044, der rund 2000 Lichtjahren von der Erde entfernt im südlichen Sternbild "Chemischer Ofen" (lat. Fornax) steht, sein Name ist HIP 13044 b und er besitzt 1,25 Mal soviel Masse wie der Jupiter. Entdeckt wurde HIP 13044 b mit der sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode, mit der winzige Wackler gemessen werden, die bei einem Stern aufgrund der Gravitationsanziehung eines um ihn kreisenden Planeten auftreten. Obwohl er jetzt ein Teil der Milchstraße ist, scheint der neu entdeckte Planet aus einer anderen Galaxie zu stammen. Sowohl der Planet als auch sein Stern wurden wahrscheinlich in einer Zwerggalaxie geboren, die vor 6 bis 9 Milliarden Jahren von unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, geschluckt wurde. Den Forschern zufolge sind solche Fälle von "galaktischem Kannibalismus" keine Seltenheit; die Reste dieser Galaxien bilden sogenannte "Sternströme". "Dies ist eine für uns sehr aufregende Entdeckung", sagt Rainer Klement vom Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Deutschland. "Erstmals haben wir in einem Sternstrom - den Überbleibseln einer anderen Galaxie - ein Planetensystem gefunden. Aufgrund der großen Entfernung selbst der uns nächsten Galaxien ist es unmöglich, dort sicher Planeten nachzuweisen. Doch dank der Verschmelzung dieser Zwerggalaxie mit unserer eigenen haben wir jetzt einen extragalaktischen Planeten in Reichweite unserer Teleskope." Die Entdeckung von HIP 13044 b wirft Fragen über die Vorgänge bei der Planetenentstehung auf. Sein Mutterstern enthält extrem wenig Elemente, die schwerer sind als Wasserstoff und Helium. "Mit dem derzeit favorisierten Modell der Planetenentstehung ist schwer zu erklären, wie sich um einen Stern, der so wenig schwere Elemente enthält, überhaupt ein Planet gebildet haben kann", sagt der Leitautor des Artikels, Johny Setiawan vom MPIA. "Planeten im Orbit von Sternen dieser Art bilden sich vermutlich auf eine andere Weise." Auch das Überleben des Planeten gibt den Astronomen Rätsel auf. Der Stern HIP 13044 hat die "Rote-Riesen-Phase" durchlaufen, während derer sich ein Stern abkühlt und extrem aufbläht. Während sich ein Stern ausdehnt, verschlingt er häufig seine Planeten, und tatsächlich gibt es Hinweise, dass HIP 13044 möglicherweise einige Planeten mit kleineren Umlaufbahnen verschluckt hat. "Für einen Stern auf dem Horizontalast rotiert HIP 13044 vergleichsweise schnell", erklärt Dr. Setiawan. "Das lässt sich erklären, wenn der Stern seine inneren Planeten verschluckt hat, als er ein Roter Riese war; dadurch hätte sich seine Rotation beschleunigt." Obwohl HIP 13044 b die Rote-Riesen-Phase seines Sterns überlebt hat, befindet er sich keineswegs außer Gefahr; Derzeit befindet sich der Stern in einer ruhigen Phase, die einige Millionen Jahren dauern könnte, aber es ist wahrscheinlich, dass er sich in der nächsten Entwicklungsphase wieder ausdehnt und dann auch den Planeten verschlingt. Die Ergebnisse sind auch hinsichtlich unseres eigenen Sonnensystems von Interesse. "Diese Entdeckung ist besonders faszinierend, wenn wir an die ferne Zukunft unseres eigenen Planetensystems denken, denn man erwartet, dass auch die Sonne in etwa 5 Milliarden Jahren zu einem Roten Riesen anwächst", stellt Dr. Setiawan fest.
Länder
Deutschland, Niederlande