Dürfen wir vorstellen: der neue entfernte Nachbar der Erde
1500 Lichtjahre von der Erde entfernt ist ein Planet entdeckt worden, der so groß ist wie der Jupiter. Der Planet, der nach dem vom französischen Centre National d'Études Spatiales (CNES) betriebenen Teleskop den Namen " Corot-9b" erhalten hat, umkreist den im Sternbild Schlange liegenden Stern Serpens Cauda. Einzelheiten zur Entdeckung wurden nun in der Zeitschrift Nature publiziert. Ein Team aus 60 internationalen Astronomen unter europäischer Führung identifizierte den Planeten im Sommer 2008 nach 145 Beobachtungstagen mit CoRoT (Convection, Rotation and planetary Transits - Konvektion, Rotation und Planetendurchgänge), einem Weltraumteleskop an Bord eines Forschungssatelliten, der mit Unterstützung aus vier EU-Mitgliedsländern sowie Brasiliens und der Europäischen Weltraumorganisation ESA gebaut wurde. Durch weitere Beobachtungen, die an der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile durchgeführt wurden und bei denen an einem 3,6-Meter-Teleskop das HARPS-Messgerät (High Accuracy Radial velocity Planet Searcher) angebracht wurde, konnten die Astronomen den Nachweis erbringen, dass es sich bei Corot-9b tatsächlich um einen so genannten "Exoplaneten" (auch "extrasolare Planeten" genannt, d. h. außerhalb unseres Sonnensystems) handelt, dessen Masse der des Jupiter vergleichbar ist. Dr. Claire Moutou von Laboratoire d'Astrophysique de Marseille erklärte: "Dieser Planet könnte für die Exoplanetenforschung eine ähnliche Rolle spielen wie der Stein von Rosette für die Ägyptologie. Corot-9b ist ein normaler, gemäßigter Exoplanet. Wir kennen inzwischen Dutzende ähnlicher Planeten. Aber Corot-9b ist der erste davon, dessen Eigenschaften wir mit großer Genauigkeit untersuchen können." Corot-9b besteht zum Großteil aus Wasserstoff und Helium, könnte jedoch zudem bis zu 20 Erdmassen schwererer Stoffe, wie Wasser und Gestein, enthalten. Nach Ansicht der Astronomen handelt es sich bei Corot-9b um den ersten Exoplaneten, der Ähnlichkeit zu den Planeten unseres Sonnensystems aufweist, insbesondere zu Jupiter und Saturn. "Unsere Untersuchungen haben mehr Informationen über Corot-9b erbracht, als wir über alle anderen ähnlichen Exoplaneten besitzen", ergänzte Dr. Didier Queloz von der Universität Genf. "Für unser Verständnis der Chemie bei niedrigen Temperaturen sind sie so wegweisend, dass sich dadurch ein komplett neues Forschungsfeld über die Atmosphären kühler und gemäßigter Planeten eröffnen könnte." Der neu entdeckte Exoplanet ist der erste Transitplanet, der eine fast kreisförmige Umlaufbahn und eine relativ lange Umlaufzeit aufweist. Der Durchgang von Corot-9b vor seinem Stern findet alle 95 Tage statt; das ist etwas länger als der Merkur braucht, um die Sonne einmal zu umkreisen. Man spricht von einem Durchgang (oder "Transit"), wenn ein Himmelskörper die Achse zwischen seinem Muttergestirn und dem Betrachter kreuzt und dabei eine Art Sonnenfinsternis verursacht. Das hat eine kurzzeitige Verringerung des vom betreffenden Stern kommenden Lichts zur Folge, anhand deren die Fachleute die Masse, den Durchmesser, die Dichte und die Temperatur des betreffenden Planeten berechnen können. Mit dieser sogenannten "Durchgangsmethode" (oder "Transitmethode") wurden in den letzten Jahren bereits 70 Exoplaneten entdeckt. Laut Schätzungen von Fachleuten dürfte Corot-9b eine Temperatur zwischen -23 °C und +157 °C aufweisen, da er einen Stern umkreist, der kälter als die Sonne ist. "Vor gerade einmal 25 Jahren kannten wir noch keinen einzigen extrasolaren Planeten - und jetzt sind es mehr als 400", erklärte Dr. Avi Shporer von der University of California in Santa Barbara. "Zweifelsohne liegen noch viele spannende Entdeckungen vor uns."
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