Digitale Daten öffnen sich der Zukunft
Ein europäisches Forscherteam hat eine Software entwickelt, die gewährleistet, dass digital gespeicherte Daten auf unbestimmte Zeit bewahrt, gelesen und verstanden werden können. Das Instrument ist für jedermann erhältlich und kann kostenlos heruntergeladen werden. Die Arbeit stammt aus dem CASPAR-Projekt (''Cultural, artisitic and scientific knowledge preservation, for access and retrieval''), das im Sechsten Rahmenprogramm (RP6) der EU unter dem Themenbereich "Technologien für die Informationsgesellschaft" (IST) 8,8 Mio. EUR erhielt. Bislang waren große Mengen elektronischer Daten wie amtliche Aufzeichnungen, Museumsarchive und wissenschaftliche Ergebnisse entweder nicht zugänglich oder verlustgefährdet, weil sie mit neueren Technologien nicht gelesen oder von heutigen Nutzern nicht verstanden werden konnten. Dank der neu entwickelten quelloffenen Software gehört dieses Problem nun der Vergangenheit an. "Digitale Informationen sind ebenso wertvoll wie störungsanfällig", erklärte die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Neelie Kroes. "Wer schon einmal den Zugriff auf Familienfotos oder alte Dokumente verloren hat, kennt die beim Umgang mit inkompatiblen Technologien aufkommende Frustration. Ich finde es faszinierend, welches Potenzial die im Rahmen von CASPAR bereitgestellten Instrumente und Techniken für die Gewährleistung anhaltender Qualität wertvoller Daten und des künftigen Zugangs dazu bieten." Wie jeder weiß, hat die Digitaltechnik unseren Umgang mit Wissen und Information revolutioniert, insbesondere in wissenschaftlichen Bereichen wie Astronomie oder Klimatologie, die auf der quantitativen Analyse großer Datenreihen über lange Zeiträume beruhen. So werden beispielsweise nun bereits seit mehreren Jahrzehnten Belege für den Einfluss menschlicher Tätigkeiten auf die globale Erwärmung aufgezeichnet. Trotz der Entwicklung von Datenaufzeichungstechnologien wie Lochkarten und Magnetbändern bis hin zum sogenannten Cloud-Computing auf riesigen Servern bleibt die Fähigkeit zum Zugriff auf Informationen und zu deren Verständnis in einem Umfeld sich entwickelnder Technologien auch künftig von entscheidender Bedeutung für den wissenschaftlichen Fortschritt. Die Menschen in der Zukunft möchten zum Beispiel in der Lage sein, die Zahlen, die von den Erdbeobachtungssatelliten ausgegeben werden, nicht nur auszudrucken, sondern auch zu verstehen. In Anbetracht dieser Probleme befasst sich CASPAR mit einem breiten Spektrum von Themen im Bereich der Bewahrung sämtlicher Arten digital codierter Informationen und ihren künftigen Nutzungsmöglichkeiten. Das von den Forschern entwickelte Instrument ermöglicht eine hinreichend genaue Beschreibung der Daten, um die Zahlen auch künftig extrahieren zu können, was der Möglichkeit zum Ausdrucken gleichkommt. CASPAR gewährleistet aber auch, dass Zahlen und deren Beziehungen zu Wissenschaftlern der Zukunft verstanden und mit deren Software für ihre Forschungszwecke leicht genutzt werden können. Nach Aussage der CASPAR-Partner, die aus der Tschechischen Republik, Frankreich, Griechenland, Israel, Italien und dem Vereinigten Königreich stammen, werden diese Methoden bereits häufig genutzt und wurden mit unterschiedlichen Arten von Daten aus dem Bereich der Wissenschaften, des kulturellen Erbes und der zeitgenössischen darstellenden Kunst erfolgreich erprobt. Im wissenschaftlichen Bereich haben die Forscher bereits die Daten der Erdwissenschaftsgemeinschaft getestet, während sie sich im Bereich des kulturellen Erbes auf die Bewahrung aller Daten konzentriert haben, die für die Dokumentation, Visualisierung und Modellierung von Welterbestätten notwendig sind. Auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst hat sich das Team eine Reihe von Bereichen von moderner Musik zur darstellenden Kunst angesehen, aber auch andere Formen der technologiegestützten Kunst wie Videospiele.
Länder
Tschechien, Griechenland, Frankreich, Israel, Italien, Vereinigtes Königreich