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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Aallarven nutzen schnellere, kürzere Route nach Europa

Schlagen Larven des europäischen Aals (Anguilla anguilla) zu Beginn ihrer Reise in den Golfstrom einen westlichen Kurs ein? Laut einer aktuellen internationalen Studie tun sie das nicht. Die Ergebnisse dieser Studie zu den biophysikalischen Zusammenhängen in der Sargassosee we...

Schlagen Larven des europäischen Aals (Anguilla anguilla) zu Beginn ihrer Reise in den Golfstrom einen westlichen Kurs ein? Laut einer aktuellen internationalen Studie tun sie das nicht. Die Ergebnisse dieser Studie zu den biophysikalischen Zusammenhängen in der Sargassosee weisen auf eine andere, kürzere Route für die Larvenwanderung nach Europa hin. Die Forschungsergebnisse sind in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B, Biological Sciences, erschienen. Die Aalpopulationen in Europa und den USA gehen deutlich zurück. Diese neueste Studie unter der Leitung der Technischen Universität Dänemark gibt Aufschluss über den frühen Lebensabschnitt der Aale im Meer sowie über die Bedingungen für das Larvenwachstum und die Ernährungsweisen. Sie führte die Forscher im Rahmen ihrer dänischen Galathea-3-Expedition in die Aallaichgebiete in der Sargassosee inmitten des Atlantischen Ozeans. Aus den dort gewonnenen Erkenntnissen wird deutlich, welche Bedeutung das Klima für die Abläufe im Meer, wenn nämlich die Bedingungen für den frühen Lebensabschnitt des Aals vorgegeben werden, sowie für die Gewichtung der abnehmenden Population dieser geheimnisvollen Lebewesen hat. "Im Rahmen unserer Forschungsarbeiten in der Sargassosee konnten wir einen maßgeblichen Zusammenhang zwischen den physikalischen und biologischen Bedingungen in diesem Gebiet nachweisen", erklärt Peter Munk vom National Institute of Aquatic Resources der Technischen Universität Dänemark (DTU Aqua). "Eine Front, die sich dort bildet, wo warme tropische Gewässer auf das kältere Wasser des Nordatlantiks treffen, spielt für das Larvenleben der Aale eine zentrale Rolle." Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Aallarven dank der Front innerhalb einer Zone bleiben, die nicht nur bessere Nahrungsbedingungen bietet, sondern auch ihren Kurs in Richtung Kontinent beeinflusst. Dem Forscherteam zufolge glauben die meisten Menschen, dass der europäische Aal ursprünglich von ihrem Laichgebiet aus einen westlichen Kurs einschlagen und sich dann mit dem Golfstrom treiben lassen - einer warmen Strömung, die vom Golf von Mexiko aus durch den Atlantischen Ozean in Richtung Norden verläuft. Allerdings weisen die Forschungsergebnisse darauf hin, dass zwischen der Verbreitung der Larven und den Fronten in diesem Gebiet ein enger Zusammenhang besteht. Die Wissenschaftler behaupten, dass die Front zwischen dem warmen und dem kalten Gewässer eine Strömung auslöst, die nach Osten verläuft. So können die Larven "diese subtropische Gegenströmung" als weitere Reisemöglichkeit nutzen - mit ihr sind sie letztlich schneller in Europa. In einem verwandten Forschungsprojekt gewährt eine weitere Studie der Galathea-3-Expedition, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift Biology Letters erschienen sind, Einblicke in die Ernährungsweise der Aallarven, insbesondere in die sehr kleiner Aallarven. In der Vergangenheit waren Forscher davon ausgegangen, dass die Wanderung der Aale in die Sargassosee mit dem in diesem Gebiet vorhandenen Nahrungsangebot für die außerordentlich kleinen Aale in Zusammenhang steht. Mit Hilfe des DNA (Desoxyribonukleinsäure) Barcoding konnten die Wissenschaftler die verschiedenen Planktonorganismen isolieren, die sie in dem ansonsten nicht identifizierbaren Darminhalt der Larven fanden. Ihre Forschungsergebnisse offenbaren, dass Aallarven sich von einer bunten Mischung aus Meerestieren ernähren und dass winzige Quallen zu ihren Lieblingsspeisen gehören. "Das DNA Barcoding des Darminhalts von 61 in der Sargassosee gefangenen und genetisch definierten Larven des A. anguilla ergab", so die Autoren der Studie, "dass sich selbst die kleinsten Larven von einer bemerkenswerten Vielfalt an Planktonorganismen ernähren und dass gelatinöses Zooplankton für ihre Ernährung von besonderer Bedeutung ist. Daher scheint die spezifische Planktonzusammensetzung für die Ernährung und das Wachstum der Aallarven ganz entscheidend zu sein, was auf eine Verknüpfung zwischen der Planktonfülle vor Ort und der Überlebensfähigkeit der Aale hinweist." Die Wissenschaftler dieser Studie halten fest, dass ihre Ergebnisse dazu verwendet werden könnten, die Arbeit an einer künstlichen Vermehrung und Zucht des europäischen Aals voranzutreiben. An beiden Studien haben auch Wissenschaftler aus Belgien, Kanada, Österreich und Schweden mitgewirkt.

Länder

Österreich, Belgien, Kanada, Dänemark, Schweden

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